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Alt 09.07.2005, 13:57
Gast
 
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Standard ich wünschte es wäre alles nur ein Traum

Liebe Marina,

was da in den nächsten Monaten auf Dich zukommt wird niemand genau sagen können. Viel hängt von dem Schema ab nachdem Du behandelt wirst was wiederum von Deiner genauen Diagnose abhängt. Im nachhinein war für mich die Angst und die Ungewissheit das Schlimmste. Die Chemo wird Dir - wahrscheinlich - in irgendeiner Weise weh tun. Vielleicht wird Dir unwohl sein, vielleicht wirst Du mal irgendwo Schmerzen haben und vielleicht werden Dir die Haare ausfallen. Manchmal liegt man mit einem Kotzbrocken zusammen im Zimmer und manchmal lernt man einen tollen Menschen kennen, bei manchen Ärzten fragt man sich warum sie einen Beruf gelernt haben in dem sie Menschen helfen müssen, manchen wirst Du vertrauen. In den nächsten Wochen wirst Du unglaublich viele neue Dinge über Deinen Köper und Medizin lernen. Deine Sprache wird sich verändern weil Du Dich plötzlich wie ein medizinisches Wörterbuch anhörst. Das Wichtige an all dem Scheiß der Dir da bevorsteht ist aber, dass er vorbeigehen wird! Gegen Schmerzen gibt es Mittel - unglaublich tolle! Und nach einer Zeit wirst Du merken, dass die Schmerzen immer nach einer Zeit wieder weggehen. Alles was Dir bevorsteht dient einem Ziel und das heißt Remission.
Danach, nach der Therapie, hast Du einen großen Teil geschafft. Aber noch nicht alles. Du hast dann etwas enormes erlebt und Du wirst wahrscheinlich Dein Leben in Teilen neu sortieren müssen.
Ich bin etwas umständlich und versuche es nochmal: Alles was an körperlichen Problemen auf Dich zukommt kannst Du wegstecken. Hinterher wird es Dir gar nicht mehr so schwer vorkommen. Das schlimme ist die Angst und die Ungewissheit und die spürst Du jetzt schon zur Genüge.
Ich wünsche Dir, dass Dein Freund es mit Dir gemeinsam schafft. Ihm steht jetzt auch eine harte Zeit bevor. Stellenweise eine noch härtere. Gegen die Sorgen die er sich um Dich macht gibt es keine Medikamente. Meine Freundin hat es durchgehalten. Immer wieder zwischendurch, wenn in der Therapie eine Pause zum Luft holen entstand haben wir natürlich zwar über mich aber immer auch über sie gesprochen. Wir haben - so gut es ging - darauf geachtet, dass auch sie sich immer wieder Menschen oder Situationen gesucht hat in denen sie Kraft tanken konnte. Nur wenn Dein Freund sich immer wieder auch mal um sich kümmert kann er sich dauerhaft um Dich kümmern.

Wir beide drücken Euch ganz fest die Daumen,
Sascha
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