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Alt 10.11.2002, 18:39
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Wau, hab hier einiges gelesen und vieles nur überflogen und bin eigentlich sprachlos. Zwar habe ich in letzter Zeit schon in vielen Foren festgestellt, dass die Fragen von Betroffenen und Angehörigen oft noch bevor eine Antwort gegeben wurde, zu sinnlosen und oft sehr bösen Diskussionen genutzt wurden. Ich bin irgendwann vom Forum für Angehörige auf ein anderes Forum ausgewichen, weil ich mich nicht mehr getraut habe, Fragen zu stellen, da ich oft genug gesehen habe, wie die anderer zerrissen oder belächelt wurden. Am schlimmsten aber war die Erfahrung, wie aus einem Ganzen ein Teil herausgerissen wurde und dann aus einem Text ganz andere Sachen herausgelesen wurden, als man eigentlich gesagt hat. Es ist für mich sehr schwer mit soviel Aggression umzugehen.
Ich war auch, wie einige andere hier, der Meinung, diese Krankheit schweißt zusammen. Und ich denke auch jeder hier leidet furchtbar, seien es jetzt Betroffene, Angehörige oder Hinterbliebene. Jeder versucht für sich einen Weg zu finden, damit leben und umgehen zu können. Wie schreibt Herbert Grönemeyer in seinem Lied Mensch:

"ES IST OK. ALLES AUF DEM WEG"

Ich denke, da liegt schon sehr viel Wahrheit drin. Der Weg oder die Ansichten eines anderen können ja durchaus richtig sein, müssen es aber nicht auf seinen Nebenmann zutreffen. So unterschiedlich wie wir sind, ob geboren, erzogen oder durch Erlebnisse, wir haben doch eines gemeinsam. Diesen Weg. Mein Paps ist vor zwei Wochen am Ende dieses Weges angekommen, und ich war in dieser Zeit manchesmal so dankbar, für die, die mir manchmal hier im Forum einfach ihre Schulter geliehen haben, zum Ausweinen, zum Halten, Tipps und Hoffnunggeben. Ich denke, dass suchen viele hier in den Foren und es wird viele Abschrecken, wenn sie diese oft wirklich wüste Art der Unterhaltung mitbekommen.
Ich halte es auch für den falschen Ort Nackenschläge an andere auszuteilen, denn es leidet wirklich schon jeder genug.
Um nicht ganz vom Thema abzukommen möchte ich noch sagen, dass mein Paps vor zwei Wochen bei mir zuhause gestorben ist und ich, die nie besonders gläubig war und tierische Angst vor dem Tod hatte, bis zum Schluss bei ihm war und mich dieses Erlebnis in diesen Tagen sehr stützt. Was ich heute über den Tod denke und darüber wie es danach weitergeht, hat mit meinen Gedanken von früher nicht mehr viel gemeinsam. Hätte mir das vor ein paar Wochen jemand erzählt, so hätte ich es nicht geglaubt. Alles Liebe und hoffentlich etwas mehr Zusammenhalt wünscht Euch Eure Lilly
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