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Alt 07.11.2002, 09:15
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Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Liebe Susan,

du hast etwas geschrieben, das hat den Nagel auf den Kopf getroffen :-)
Du schriebst: ...wenn sich die Leute die Bücher vorher ansehen und dann 1:1 anwenden.
Genau das ist das Problem. Ich kann sehr gut verstehen,wenn Angehörige hilflos, durcheinander sind und gar nicht wissen, was sie tun sollen.
Ich als Krebskranke hab diese Bücher auch noch mal gelesen und hab sie mit anderen Augen, als in der Ausbildung, gelesen.
Aber ich kann nur sagen, Gottsei Dank hat mein Mann sie nicht gelesen. Genau wie ich, kommt er an manchen Tagen besser mit der Krankheit zurecht, als an anderen Tagen.
Aber, wenn ich mir vorstelle er würde mich beobachten, nach Kübler Ross Schema, und dann aus meinem Verhalten Rückschlüsse ziehen, stellen sich doch hier meine Nackenhaare hoch.
Im Laufe der Krankheit gibt es immer wieder Phasen des Verdrängens, des Akzeptierens, des Hoffens usw.
Aber zumindestens bei mir wiederholen sich gewisse Phasen oder Dinge immer mal wieder.
Dann wurde gesagt es ginge hier um Betroffene die laut ihrer Diagnose keine Hoffnung mehr auf Heilung haben und dessen Tod unmittelbar bevorsteht.
Wer bestimmt denn das, dass der Tod unmittelbar bevorstehen könnte?!
Vielleicht leben ja einige Betroffene die z.B. "austherapiert" sind noch fünf oder mehrere Jahre. Ein Mensch der eine so niederschmetternde Diagnose bekommt und noch gar nicht sterben will, sollte man eher Möglichkeiten aufzeigen, wie er vielleicht noch Zeit herrausholen kann und so angenehm wie möglich leben kann.
Und was ist wenn solch ein Mensch sich nicht nach diesen Phasen richtet, sondern ganz anders lebt?!
Dann sind seine Angehörigen noch ratloser, wie vorher.
Meine Frage wer das bestimmt, ob der Tod bevor steht ist vielleicht etwas provokativ, aber man hatte mir auch mal gesagt : sie haben nur noch ein paar Monate, Wir können nicht mehr viel für sie tun.
Nun aus ein paar Monaten wurden fast zwei Jahre und ich habe weder die Absicht das in nächster Zeit zu ändern, noch fühle ich mich wie ein Sterbender.
Vielleicht werd ich sogar an dieser Krankheit sterben, wer weis das schon. Genauso gut kann mich während meiner Krankheit aber auch ein Auto überfahren und dann ist das Phasenmodell von Kübler Ross völlig für die Katz.
Ich denke wann wir sterben,bestimmt das Schicksal und nicht der Arzt.
Sicher kann einem solche Bücher dazu verhelfen gewisse Dinge zu verstehen,
aber statt dass Angehörige anfangen psychologische
Bücher zuwelzen und dort sich Ratschläge für gewisse verhaltensweisen holen, sollte man vielleicht mal anfangen miteinder zureden und sich gegenseitig zu hören.
Liebe Grüsse Petra
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