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Alt 06.06.2005, 18:06
Gast
 
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Standard Wie lange warten?....

Hallo Jenny!

Gut, dass Du was mit meiner Antwort etwas anfangen konntest.
Wie bin ich damit umgegangen? Das mein Vater drei Monate nach dem Tod schon eine feste Freundin hatte, und eigentlich schon viel früher zu suchen angefangen hatte, war für mich ein harter Brocken. Ich schwankte genauso zwischen "jetzt schon?" und "wenn er dadurch wieder glücklich werden kann". Und ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass ich einer neuen Beziehung positiv gegenüberstehen werde und ihn da voll unterstützen würde. Leider ignorierte er vollkommen meine Grenzen: ich wurde mit seinen "Erfolgen" geradezu bombadiert und mit vielen anderen Dingen, die ich als Tochter nicht hören wolle - wir hatten nie so ein kumpelhaftes Verhalten miteinander. Er sagte mir Dinge, die er seinem besten Freund hätte sagen sollen - und auch auf deutliche Hinweise von meinem Mann und mir, was er zu unterlassen hätte, reagierte er nicht, oder nur kurz. Und daraufhin war er immer gekränkt und warf mir vor, dass ich ihm sein Glück nicht gönnen würde. Ich habe immer die Position vertreten, die Du aus meiner ersten Antwort kennst - aber mein Vater hat fast zwölf Monate einen unerträglichen Egotrip durchgezogen (und auch fast alle Freunde und Verwandte vor den Kopf gestoßen). Irgendwann habe ich dann mal den Kontakt zu ihm abgebrochen, weil mich sein Verhalten völlig fertig gemacht hat. Mittlerweile reden wir miteinander und er scheint so langsam zu verstehen, was schief gelaufen ist. Und seine Freundin? Ja, wir hatten schon ein paar Mal das "Vergnügen" - und es ist seltsam, dass sie so das absolute Gegenteil (besonders im Verhalten) von meiner Mutter ist. Irgendwie springt der Funke nicht über, besonders, weil sie nicht zu den Menschen gehört, die offen auf andere zugeht. Und da ich früher sehr schüchtern war, habe ich bei den ersten Treffen versucht, ihr es einfach zu machen, aber bis auf einsilbige Antworten kam da nichts. Sie gehört zu eine der wenigen Menschengruppen, zu denen ich keinen Zugang bekomme - so tolerieren wir uns, sie muß meinem Vater gefallen, nicht mir. Wichtig ist nur, dass es nicht zu Streitereien kommt.
Aber das Thema Partnerwahl ist sowieso ein heikles Thema, denn mein Mann und mein Vater sind sich auch nicht gerade grün... :-)
Meine Familienverhältnisse sind nicht gerade rosig. Meine Mutter war immer das vermittelnde Element zwischen mir und meinem Vater, wobei mein Vater nur durch sie relativ "sozialkompatibel" wurde.
Das muß bei Dir aber nicht so laufen - sei offen, was eine andere Partnerin für Deinen Vater angeht. Es ist für alle beteiligten Seiten schwierig und oft muß man sich überlegen, was der tatsächliche Grund für manche Gefühle ist, die da so auftauchen. Der dicke Klos in meinem Hals, als ich meinen Vater und sie zusammen Arm in Arm da so sitzen sah - der Grund dafür war weniger, dass mein Vater mit einer anderen Frau zusammen war (und für mich so schnell), sondern die Feststellung, dass wir alle ein Leben ohne meine Mutter leben müssen. Meine Mutter zu beerdigen ist eine Sache, aber ein Leben ohne sie zu führen, eine ganz andere.
Das ist so ein Knäuel an Gefühlen und Erkenntnissen, an dem wir wohl alle eine ganze Weile herumribbeln werden. Wichtig ist es wohl, dass Du manche Dinge erst einmal akzeptieren mußt, bis zu sie verstehst.
Und das mit den fehlenden Mutter-Tochter Gesprächen ist echt schwierig - da helfen mir in ein paar Dingen die Mädels hier aus dem Forum. Und ansonsten hoffe ich darauf, dass meine Mutter mir vielleicht irgendwann mal jemanden vorbei schickt, der mich mal mütterlich in den Arm nehmen kann... und außerdem hat mir meine Mutter so viel mitgegeben. Und manchmal fühle ich sie ganz deutlich bei mir.
Vielleicht verhindert die Sehnsucht nach unseren Müttern, dass wir diesem Leben allzu sehr verhaftet sind.

Bis bald tini
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