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Alt 22.05.2005, 09:49
Maryleen Maryleen ist offline
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Registriert seit: 21.05.2005
Beiträge: 27
Standard Noch nicht lange her...

Hallo!
Ich sehe schon, es geht unheimlich vielen wie uns...
Irgendwie hilft es einem, auch wenn es schlimm ist, zu wissen, dass es noch viele andere gibt, die traurig sind.
Denn man schaut in sein eigenes Umfeld und alle kommen einem glücklich oder wenigstens normal zufrieden vor. Es ist schon gut, dass man sich hier austauschen kann.

Einige von Euch haben ihren Lebenspartner verloren. In einem anderen Thread wurde das schon mal diskutiert. Das ist natürlich nochmal um eine ganze Stufe härter. Denn Euer Alltag ist nun vollkommen anders. Meine Psychologin hat kurz vor Mamas Tod mal zu mir gesagt: "Wenn man erwachsen wird, baut man einige eigene Lebensbereiche auf... den Job, Freunde, eine eigene Familie, Hobbies, die nichts mit dem Bereich Eltern zu tun haben. Und einer Ihrer Lebensumfelder, nämlich der Ihrer Eltern, ist nun sehr schwierig, traurig und Sie werden dort bald einen Verlust zu ertragen haben. Das ist schlimm, keine Frage. Aber die anderen Lebensbereiche bleiben, wie sie sind. Daraus können Sie wieder Kraft schöpfen".

Und sie hatte recht.
Mein Alltag ist ja einigermaßen gleich geblieben. Man kann dann einigermaßen gut weitermachen. Der Verlust ist natürlich spürbar. Aber meinem Vater wurde sein "Haupt-Lebensbereich" auseinander gerissen. Seine Frau wurde ihm weggenommen und er muss nun ein komplett neues Leben führen. Alles ist bei ihm anders (bis auf den Bereich Job).

Aber trotzdem. Ich bin niedergedrückt und traurig. Klar. Man versteht es ja einfach nicht.

@Nicole
Ja, irgendwie kenne ich das, was Du mit Deiner Mama beschreibst, von meinem Papa. Mein Papa hat am Tag des Todes meiner Mama noch damit angefangen, in der Wohnung herumzuräumen. Er war fast guter Dinge dabei... und ich selbst war sehr niedergedrückt und inaktiv. Aber ich habe ihm dann geholfen, denn ich habe gemerkt, dass er nun einiges wegräumen muss, um selbst mit allem klarzukommen.
Er hat beispielsweise als allererstes alles weggeräumt, was ihn an die Krankheit erinnert hat. Sämtliche Medikamente haben wir sortiert, das war ja eine eigene kleine Apotheke in der Wohnung. Dann haben wir die Küche geschrubbt, so richtig!! Meine Mutter hatte ja lange Jahre schon nicht mehr die Kraft dazu und eine Haushaltshilfe wollte sie nicht.
Naja, nach einigen Tagen, ca. 2 Wochen vielleicht, wurde auch mein Vater ruhiger. Jetzt trauert er auch eher ruhig, sag ich mal. Der Aktionszwang ist vorüber.
Deiner Mutter gehts vielleicht ähnlich. Ihre Aktivitäten helfen ihr, die ersten Tage besser durchzustehen. Lass sie einfach und trauer Du so, wie Du trauern möchtest. Jeder ist da ganz anders.

So, ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag
Lasst die Köpfe nicht so hängen... auch wenns einfach gesagt und schwer getan ist.
Liebe Grüße
maryleen
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