Thema: es tut so weh
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Alt 24.10.2002, 15:42
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Standard es tut so weh

Hallo

ich bin heute das erste mal auf HinterbliebenenSeite. Meine Mutti ist am 8. September also vor gut 6 Wochen eingeschlafen. Wir haben Ende März diesen Jahres erfahren, daß Sie ein kleinzelliges Bronchialkarzinom hat. (Meine Mutti war da 64 Jahre alt) Zwischen Ende März und dem 8.September liegt für mich eine wunderbare Zeit. Das mag vielleicht eigenartig klingen. Aber meine Mutti hat mir mal gesagt, daß ich Ihre beste Freundin bin und so haben wir diese Zeit Ihrer Krankheit zusammen genossen so gut es nur ging. (ich wohne ca. 100 km von Ihrem Wohnort weg und habe zwei kleine Kinder und einen Mann) Habe aber immer versucht sie mindestens 2 x die Woche zu sehen und (da Danke ich meinem Mann und meinen Kindern ganz besonders) ich konnt noch mal ein paar Tage mit Ihr in den Urlaub fahren das war einfach wunderschön. Ich hab viele Tage mit Ihr im Krankenhaus verbracht, wir hatten gute Gespräche, haben viel gelacht und gespielt, ich hab für Sie Ihre Lieblingsessen gekocht und Körbeweise ins Krankenhaus getragen.
Es war einfach eine wunderwunderschöne geschenkte Zeit.
Bis sie am 27.August (dem Geburtstag meines Vaters) einen Darmriss hatte, der Notoperiert werden mußte, davon konnte Sie sich nicht mehr erholen. Am Samstagabend wußte ich es dann schon. Sonntagmorgen, bin ich ganz zeitig aufgestanden habe geduscht und 7.30 Uhr klingelte das Telefon bei uns, meine Schwester war dran und sagte, wir sollen ganz schnell kommen. Wir haben dann meine beiden kleinen Kinder geweckt und sie nur ganz schnell angezogen und sind so schnell wie noch nie nach Nürnberg gebraust. Mein Mann ist mit den Kleinen zu Mc Donalds gefahren und ich durfte zu meiner Mutti und Ihre Hand halten. (Meine Schwester, mein Bruder, mein Vater und meine Tante waren schon da) Ich hatte noch ein Geschenk von meinem kleinen Sohn für Sie, hab es Ihr gegeben und viele Küßchen von meiner Tochter. Ich hab Ihr noch viele Sachen, die uns verbunden haben ins Ohr gesagt und ich hatte so den Eindruck, als ich Ihr sagte, daß sie loslassen soll, daß es gut ist für uns und daß wenn sie loslässt, daß Ihre geliebte Mutti auf sie wartet, daß sie wirklich loslassen konnte. Ihr Herz hat um 9.45 Uhr aufgehört zu schlagen. Und ich denke es war gut so, denn für sie war immer das schlimmste in Ihrem Leben, daß sie vielleicht mal zu einem Pflegefall werden könnte. Und es war für sie sehr wichtig, daß sie den Krebs besiegt und das hatte sie damit geschafft.
Ich hab dann meinen Mann auf dem handy angerufen und er ist auch gleich gekommen. Das schlimmste für mich war, es meinen kindern zu sagen. Sie hatten immer ein ganz besonders gutes Verhältnis zu Ihrer Omi (es war Ihre einzige Omi) und die beiden sind und waren immer die Lieblinge meiner Mutti (Sie hat nur noch einen Enkel und er ist schon groß)
Ich weiß es noch wie heute, ich hab die autotür aufgemacht und es den beiden gesagt, mein sohn hat geweint, so bitter habe ich ihn noch nicht weinen hören, Meine Tochter hat ganz still geweint (Meiner Tochter ihren 6. Geburtstag haben wir im august noch zusammen mit Ihrer Omi im Krankenhaus gefeiert und mein Sohn ist ein paar Tage nach dem Tod seiner Omi 4 Jahre alt geworden.)
Es ist einfach immer noch eine sehr sehr schwere Zeit für uns alle. Meine Kinder leiden zu sehen, ist daß schlimmste für mich und ich weiß nicht so recht, ob wir ales so richtig mache, wie wir es bis jetzt gemacht haben.

Das schreibe ich aber sicher das nächste Mal, denn für heute bin ich mit meiner Kraft am Ende.

Vielen Dank fürs zuhören.
Sylvia
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