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Alt 20.10.2002, 15:05
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallo liebe Ilona Bublitz,

ich begrüsse, dass Sie sich mit dem Tabuthema Tod und Sterben auseinandersetzen wollen.

WAR VOR EIN PAAR Jahren selbst dem Tod sehr nahe (Krebs), vielleicht sogar in den Sterbeprozess eingetreten. Dass es nicht dazu kam, war für mich ein Glücksfall, denn ich versuche seitdem aufzuhören durch das Leben zu hecheln. Das ist nicht so einfach, denn in dem Maße, wie sich die állgemeine Entwicklung beschleunigt hat, wird von uns Menschen erwartét, dass wir Schritt halten. Wenn uns dann die Endlichkeit bewußt wird, fällt uns manchmal auf, dass wir vergessen haben, die Beziehungen zu unser Nächsten in Ordnung zu bringen und vor allem uns selbst mal zu fragen, wofür das alles gut war, was wir gemacht haben. Alles reduziert sich dann nur noch auf sehr wenige Dinge, die - das weiss ich aus dem täglichen Zussammensein mit Schwerstkranken über eine längere Zeit - die auf eine sehr kleine Formel zu bringen sind.

Erschreckend dabei ist die Ignoranz vieler Mediziner, die als Halbgötter in Weiss an Patientenbetten vorüberschweben, Bedürfnisse ignorieren, entmündigen, Körperwahrnehmungen absprechen, Befindlichkeiten bestimmen, Menschen in ihrer letzten Lebensphase verwalten. Nicht alle, zum Glück, aber ich habe sehr viele erlebt. Mindestens genauso erschreckend ist die Abwehrhaltung vieler Mitmenschen, die sogar Angst haben Kranken zuzuhören, Wahrheiten schönreden möchten und voller Unsicherheitn im Ungang mit Sterbenden sind.

Deshalb, es ist gut, dass Sie sich dem Thema widmen möchten. Ich befürchte nur, dass Sie sowohl in den Medien als auch im täglichen Leben auf genau diese Haltungen treffen werden. Ich wünsche Ihnen Erfolg.
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