Lieber Papi,
heute war ich schon wieder auf einer Trauerfeier. Es war schrecklich. Habe immer an Dich denken müssen. Sah mich wieder mit zitternden Händen vor Dir sitzen. Während der Trauerfeier habe ich nur den kleine Sohn von T. angesehen. Da habe ich das erstemal Dankbarkeit gespürt. Dankbarkeit dafür, dass ich Dich wenigsten 34 Jahre, 4 Monate und 22 Tage, 5 Stunden und 11 Minuten an meiner Seite haben durfte. Unsere Zeit war zu kurz, aber der kleine M. hatte seinen Vater nur 5 Jahre an seiner Seite. Wie soll er nur je verstehen, was passiert ist. Wie kann ein Kind verstehen, dass der Vater völlig sinnlos ermordet wurde ? Er tat mir so unendlich leid. Weiß ich doch wie schwer es ist einen Vater zu verlieren und um wieviel schwerer es ist ohne den geliebten Vater leben zu müssen. Lieber Papi, Du hast den Anfang gemacht und viele sind Dir gefolgt. Ich hoffe, es gut Euch gut, wo auch immer Ihr jetzt seit. Du fehlst mir hier so sehr. Der Schmerz ist kaum zu ertragen. Ich wußte nicht, dass es solch einen tiefen Schmerz gibt. Papi, ich vermisse Dich so sehr. Bitte besuch mich doch mal wieder in meinen Träumen. Lass mich hier nicht ganz alleine.

Deine Dich liebende Tochter
Marion


Maria: Ich habe keine Kinder. Wir wollten dieses Jahr heiraten und ein Kind bekommen. Aber jetzt, wo mein Pa nicht mehr dabei sein darf habe ich diese Pläne gestrichen. Ich kann es nicht ertragen, dass er sein Enkel nicht sehen darf. Er hätte sich doch so gefreut. Bei meiner Hochzeit sollte er mich zum Altar führen. Das war mein Traum. Nun ist es zu spät. Aber ohne ihn Heiraten möchte ich auch nicht mehr. Man kann auch ohne Trauschein gut zusammenleben. Es gibt sicherlich einige Menschen, die mich brauchen. Vor allem aber brauchen mich meine Tiere und für sie mache ich weiter, denn ihre Zukunft wäre ohne mich besiegelt, da sie zum Teil unvermittelbar sind und den Rest ihres Lebens in einem Zwinger im Tierheim verbringen müßten. Freude am Leben ? Ich kann nicht glauben, dass die nochmal zurückkommt, aber ich hoffe es.....irgendwann....