Thema: Vorwürfe
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Alt 03.04.2005, 19:09
Gast
 
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Standard Vorwürfe

Hallo Geli und Gitte!
Wie war das Wochenende für euch? Tolles Wetter und viele schrecklich nette Familien und Ehepaare unterweg - `ne?! Ich fühle mich zu Hause zwar besser, aber obwohl ich genug zu tun hätte bringe ich nichts fertig. Mein zweier Haushalt sollte ja nicht so kompliziert zu schaffen sein, aber trotzdem habe ich überall Unordnung! Wahrscheinlich ist was dran, dass eine Wohnung so aussieht wie das Seelenleben des Bewohners!
Liebe Gitte - ich kann schon mit meinen Töchtern reden,weil sie den Verlust auch so empfinden. Am Anfang fühlt man sich noch so als wäre der Geliebte im Krankenhaus oder so. Aber immer wieder schlägt die Wahrheit wie eine Granate ein und jegliche Kraft ist sofort verschwunden und ich weiß nicht wie weiter. Wir haben allerdings festgestellt, dass sich bei uns einseltsamer Automatismus eingestellt hat. Wenn einer traurig ist versucht er erst mal mit sich das auszumachen und "tapfer und stark für den anderen zu sein". Das tun wir, weil wir den anderen, der evtl. gerade mal nicht so schlimm in diesem Zustand ist nicht wieder mit runter ziehen wollen. Das ist irgendwie verständlich, aber ob das so richtig ist und wie man damit umgehen soll weiß ich auch nicht. Mit der Unruhe und dem schlechten Schlaf geht mir auch so und ich würde mir so sehr wünschen, dass er wenigstens im Traum zu mir kommt!

Liebe Geli - es ist schlimm, wenn man sich fragt warum habe ich nur nicht... - mir sind auch schon einige Dinge eingefallen, ich versuche mir dann immer zu sagen: überleg`mal wie viel du jetzt grübelst. In den Zeiten der Krankheit hatte man sich um so viele Dinge zu kümmern, Ängste zu unterdrücken, Arbeit und gesundheitliche Überlegungen anzustellen - manchmal war mein Kopf wie leer, ich wollte manchmal auch gar nicht mehr denken, weil mir vom vielen Probleme wälzen alle Kraft fehlte. Mein Mann hat gewußt, dass ich ihm alles geben will was ich kann und er hat mir auch alles gegeben was er konnte. Und doch werden wir beide manchmal an unsere Grenzen gestoßen sein und haben dem anderen nicht alles geben können was er gebraucht hat.

Mit dem Buch von Kübler Ross - ich muss es mir erst kaufen, aber aus der kurzen Beschreibung heraus regt sich in mir der Widerspruch: Wenn diese Menschen noch länger leben müssen, bis sie "ausgelernt" haben, warum ist dann ihr langes Leben oft keine Strafe und nicht von so viel Schmerz und Leiden wie das kurze Leben unserer schnell lernenden Angehörigen? Warum gleicht ihr kurzes Leben eher einer Bestrafung und das der "Langlebigen" als lohnendes Leben?

Ich bin heute wieder total daneben und habe überhaupt keine Kraft für die nächste Arbeitswoche getankt-ich weiß nicht wie ich das auf Dauer schaffen soll!

Liebe Grüße Petra
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