Thema: Vorwürfe
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Alt 28.03.2005, 15:04
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard Vorwürfe

Liebe Petra,

all deine Gefühle fühlen wir auch. Die Wut, stellenweise Neid, Leere, vielleicht eine gewisse Todessehnsucht, um endlich wieder mit unseren Männern vereint zu sein. Es stimmt, die Trostversuche der anderen machen einen wütend,natürlich ist es besser so, aber warum musste es überhaupt zu der Situation kommen, dass der Tod besser als das Leben ist? Dann siehst du andere, wo du dich ganz unchristlich fragst, wieso dürfen diese abscheulichen Menschen noch leben und mein Mann musste sterben. Und du erschrickst über deine bösen Gedanken. Aber sie gehören zu dir, sind nötig, um "gesund" zu werden. Ich fühle mich wie amputiert, fühle mich in der Gesellschaft unserer bisherigen Freunde, allesamt Paare, unwohl, habe das Gefühl alle starren mich an, weil ich "unvollständig" bin. Auch bei Spazierengehen ging es mir am Anfang so. Ich wusste gar nicht, wohin ich schauen soll, wenn mir Paare begegnet sind, so wie Claus und ich noch vor 1 Jahr. Neulich habe ich gemerkt, dass es sich verändert,der Spaziergang alleine hat sich "normal" angefühlt und da merkte ich, dass ich einen großen Schritt nach vorne gegangen bin, natürlich immer noch mit riesigen Abstürzen und Rückschritten, ganz klar. Aber mein Selbstbewusstsein als ungewollter "Single" kommt allmählich wieder. Gemeine Gedanken beherrschen mich oft immer noch aber auch sie helfen mir. Wenn ich heute Paare sehe denke ich bspw. oft voll "Mitleid" dass sie es auch noch treffen wird, jeder wird früher oder später diesen Schmerz spüren, keiner kommt daran vorbei. Und dann fühle ich mich "überlegen" weil ich bereits fühle,was sie noch nicht einmal erahnen können, weil keiner - auch wenn er sich noch so bemüht - sich vorstellen kann wie weh es wirklich tut.
Was Gerli schreibt stimmt:Unsere Männer haben uns geliebt und sie wollten, dass es uns gut geht.Unsere Trauer wird sie betroffen machen, vielleicht fühlen sie sich sogar "schuldig", weil sie ja Anlass für unsere Tränen sind. Andererseits tut mir die Vorstellung, dass sie unseren Schmerz sehen und fühlen können auf abartige Weise gut, denn nun können sie ganz und gar fühlen, wie sehr wir sie geliebt haben. Liebe Petra, du wirst seine Stimme hören,er wird dir sagen,was du tun sollst.Du musst nur hinhören und es annehmen. Mir geht es oft so, dass Claus mir wie früher sagt "wo's lang geht. Und dann kann ich sogar lächeln, weil ich spüre, dass er bei mir ist, mich niemals verlassen wird. Und das bisschen Zeit, bis wir gehen dürfen, bekommen wir auch noch rum, mit ihrer Hilfe, aber alles zu seiner Zeit. Unser Job hier ist noch nicht zu Ende...

Ich umarme euch alle

LG Andrea
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