Thema: Vorwürfe
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #12  
Alt 26.03.2005, 09:17
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.02.2005
Ort: SB
Beiträge: 837
Standard Vorwürfe

Liebe Gerli,

in meinem Schmerz ergeht es mir hn und wieder so, dass Worte mir für eine gewisse Zeit Trost geben. Vor allem,wenn man spürt, dass der Verfasser weiß, wovon wir alle reden. Unter den vielen Beileidskarten, die mich erreicht haben, war eine, die irgendwie anders war, die mich innehalten ließ und zum Nachdenken brachte. Ich habe den Text schon an anderer Stelle geschrieben, aber ich habe nach deinem Beitrag das Bedürfnis, sie dir quasi unmittelbar als Antwort zu schreiben:

Du kannst Tränen vergießen,
weil er/sie gegangen ist.
Oder Du kannst lächeln, weil er gelebt hat.
Du kannst Deine Augen schließen und beten,
dass er wiederkehrt.
Oder Du kannst die Augen öffnen
und all das sehen, was er hinterlassen hat.
Dein Herz kann leer sein, weil Du ihn nicht sehen kannst
oder Du kannst voll der Liebe sein, die ihr geteilt habt.
Du kannst Dich vom Morgen abwenden drehen und im Gestern leben
oder Du kannst wieder glücklich werden wegen des Gestern.
Du kannst Dich an ihn erinnern, nur daran, dass er gegangen ist
oder Du kannst sein Andenken bewahren und es weiterleben lassen.
Du kannst weinen und Dich verschließen, leer sein und Dich abwenden
oder Du kannst tun, was er gewollt hätte: lächeln, Deine Augen öffnen,
lieben und weitermachen.

Mir haben diese Zeilen sehr gut getan und immer wenn es mir besonders schlecht geht, versuche ich mich daran zu erinnern. Der Schmerz ist so groß und immer wieder kommen die Tränen und der berühmte Kloß in Hals-und Magengegend. Wenn ich dann vor dem Bild meines Mannes stehe und weine, meldet sich eine Stimme in mir und der große Wunsch, dass ich, wenn ich an den liebsten Menschen in meinem Leben denke, ich nicht weinen möchte. Er hat mich glücklich gemacht und wir haben immer gerne gealbert und gelacht. Tränen passen nicht zu unserem gemeinsamen Leben. Aber leider ist diese Stimme in mir nicht immer laut genug und der Schmerz und der Kummer,eben diese Zeit nie wieder haben zu dürfen gewinnt Oberhand. Das ist im Augenblick Teil unseres Lebens und auch das müssen wir akzeptieren, wir haben keine Wahl.

Hier im Forum gibt es eine weitere Ruprik mit Sprüchen und Texten. Vielleicht helfen sie dir ebenso wie mir. Dort (glaube ich) habe ich auch diese Zeilen gefunden, die widerspiegeln, wie es uns geht:

Lass Deiner Seele Zeit,
Verlorenes zu beweinen.
Alles, was du in dir fühlst,
will durchlebt sein:
Angst und Wut,
Trauer und Empörung,
Unsicherheit und Entschlossenheit.
Alles gehört zu dir,
ist Zeichen deines Lebendigseins.
Auch wenn die Angst widerspricht:
Der Tag wird kommen,
da du befreit aufatmen wirst.
Du gehst auf ihn zu
mit jedem Schritt,
den du tust.

(A. S. Nägeli)

Auch ich bin sehr froh, dass es Euch gibt. Eine bessere Hilfe kann ich mir gar nicht vorstellen....

Ich wünsche uns allen erträgliche Stunden

LG
Andrea
Mit Zitat antworten