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Alt 27.09.2002, 08:59
Gast
 
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Standard Frage an evtl. hier mitlesende Patienten

Hallo Lillebror,

wir kennen uns, Du hast ja auch Links zu Teilen (!) meines Projektes gesetzt. Aber eben nur zu Seiten, die sich nicht so sehr mit dem Thema Tod (warum schreibst du eigentlich dieses Wort nicht aus -kann es sein dass DU im BESONDEREN die Auseinandersetzung damit scheust?) beschäftigen. Und das ganze mit eben dieser Begründung, die Du auch hier versuchst, den Mitlesern näher zu bringen.

So weit, so gut.

Nun bedenke aber mal bitte, möchtest Du Dir wirklich das Recht anmassen, zu bestimmen, was die Mehrzahl der Betroffenen (!) lesen bzw. erfahren DARF/KANN/MUSS? Ist das nicht eher eine Art von Zensur, die bei Dir aus eigener Betroffenheit und dem nicht-mit-dem-Verlust-umgehen-können entsteht? Sorry, aber ich frage ja nur, weil Du aus Deinen Beweggründen doch eher ein Geheimnis machst...

Meine Meinug als selber Betroffene (ja, ich lese hin und wieder AUCH dieses Forum hier!):

Als ich meine Diagnose bekam, war meine erste Reaktion "na toll, das war es jetzt, ich bin schon tot"

Nach den ersten Wochen der Behandlung, in denen ich eigentlich kaum zum Nachdenken kam und erst recht nicht im Internet lesen konnte, weil eben einfach im KH und mit wichtigerem beschäftigt..., kam nach und nach die Neugier hoch. Also nach vorübergehender Entlassung nach Hause hab ich dann den Schritt ins für mich bis dahin mit sieben Siegeln bedeckte Internet gewagt. Und so sicher wie das Amen in der Kirche stiess ich natürlich (!) auch auf Negativ-Berichte (ja und am Anfang waren sie wirklich SEHR abstossend, ist doch klar wenn man selber gerade damit beschäftigt ist, dem Sensenmann von der Schippe zu springen, dass man das nicht ständig auch noch lesen will, dass es kaum Überlebende gibt und WIE die Menschen an dieser Krankheit sterben...).

Doch ich muss sagen, dass ich nach anfänglicher Verweigerung solcher Seiten bzw. Unterforen dann doch AUCH wissen wollte, wie gehen Angehörige damit um (denn als Erkrankter machen sich viele (!) eben auch ihre Gedanken um ihre Angehörigen)!

Zum Beispiel habe ich mir wirklich ganz extrem Gedanken um meinen Mann und um meine Mutter gemacht, aus verschiedenen persönlichen Gründen, die ich hier aber nicht näher erläutern will. Und ich habe meinem Mann sogar dieses Forum hier immer mal wieder empfohlen - vielleicht auch, um ihn vorbereitet zu wissen, was mir hätte passieren können und um für ihn einen Weg "vorzubereiten", damit er mit dem eventuellen Verlust besser umgehen könne?!

Jedenfalls halte ich zum einen dieses Forum für sehr,sehr (!) wichtig und bin nach wie vor ausserdem der Meinung, dass man eine Sache nicht isoliert betrachten darf. Es gibt nicht ENTWEDER Schwarz ODER Weiss. Und ich denke auch immer noch, dass JEDER in diesem Fall für sich selber entscheiden sollte - darum habe ich auch auf meiner Homepage eine Unterseite, die sich dem Thema Verlust widmet, denn ich als Patientin habe auch andere Mitpatienten, die mir ans Herz gewachsen waren, verloren und tabuisiere das Thema schon im Gedenken an diese lieben Menschen nicht!!!

Denk mal bitte drüber nach, ob Du Dir wirklich den Schuh anziehen möchtest, für alle anderen Betroffenen zu sprechen - ich bin der Meinung, dass Du mit dieser Einstellung (<Sarkasmusmodus>von wegen das Negative bloss verstecken - dann passiert es MIR auch nicht!</Sarkasmusmodus>)wohl eher alleine dastehen wirst!

Aber wie gesagt
just my 2 cents ;-)
Tina S.
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