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Alt 06.01.2005, 22:43
Gast
 
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Standard Angehörige tauschen sich aus

Hallo Petra,

tut mir sehr Leid, dass bei Deiner Ma auch schon Metas im Gehirn sind. Es gibt übrigens viele hier im Forum, die das leider auch kennen. Ob nun als Anghörige oder Betroffene.
Es ist gut und richtig, dass Du Dir Gedanken machst, ob es für Deine Mutter noch Sinn macht, eine Chemotherapie und Bestrahlungen auf sich zu nehmen. Wenn sie es noch kann, dann muss sie das selbst entscheiden. Ihr eigener Wunsch ist maßgebend, sonst nichts! Manchmal möchte jemand unbedingt noch ein bestimmtes Ereignis erleben. Ob nun Silber- oder goldene Hochzeit, Hochzeit von Tochter oder Sohn, Geburt des vielleicht ersten Enkels. All das und noch vieles mehr könnte ein guter Grund sein, alles zu versuchen um das Leben zu verlängern. Auch auf die Gefahr hin, dass nicht das Leben, sondern nur das Sterben verlängert wird.
Ich wüßte nicht, was ich Dir/Euch raten sollte oder könnte. Denn das Ende ist zwar nahezu immer gleich, nur der Weg da hin ist anders und muss auch nicht so übel und gemein verlaufen, wie es bei meinem Vater gewesen ist. Nur eines sollten wir Angehörigen versuchen: wir müssen unseren Lieben klar machen, dass sie gehen dürfen. Und zwar wann und wie sie gehen wollen. Und vor Allem sollten sie nicht das Gefühl haben, "nur" wegen uns weiterkämpfen und oftmals völlig sinnlose "Therapien" in Kauf nehmen zu müssen.

@alle hier
Es scheint leider ein bisschen ein Tabu-Thema im KK-Forum zu sein. Alle helfen sich hier, geben Tipps und Trost und Worte der Hoffnung. Das ist auch gut und richtig so. Aber ich denke, viele hier, die ihre betroffenen Angehörigen bis zum Schluss begleitet haben, würden gerne auch die eine oder andere Warnung loswerden. Warnungen vor unnötigen, unsinnigen und vorhersehbar unwirksamen Therapien. Bzw. vor Therapien, deren äußerst kurzzeitiger Erfolg in keiner Relation zu den Belastungen und der Quälerei steht, die damit verbunden sind.
Es ist selten, hier mal einen Satz in Klartext zu finden. So z.B. den von Manuela zur Frage, ob sie ihrer Mutter nochmals zu einer Chemo raten würde. Wer aber nur ein bisschen zwischen den Zeilen zu lesen vermag, der wird sehr oft entsprechende Hinweise in so manchem Beitrag finden. Nur laut und deutlich aussprechen mag es niemand. Warum eigentlich nicht? Ja, mir fällt es auch sehr schwer, manchen hier ein Stück der Hoffnung zu nehmen. Denn Hoffnung darf und soll man immer haben und behalten. Und wenn es nur die Hoffnung auf noch ein paar lebenswerte Tage und auf einen menschenwürdigen und schmerzarmen Tod ist. Denn selbst dies ist nicht immer machbar.

Keine Ahnung, ob ich hier im Forum jetzt gesteinigt werde. Das wäre mir ehrlich gesagt auch ziemlich wurschd! Ich habe lange überlegt, ob ich das schreiben soll. Ich habe es letztlich deshalb geschrieben, weil es die Wahrheit ist. Und um gleich irgendwelchen Diskussionen zum Thema Wahrheit zuvor zu kommen:
Es kann nur eine Wahrheit geben, nicht mehrere Wahrheiten. Nur je nach Betrachtungsweise kann die Wahrheit sehr unterschiedlich aussehen.

Meine besten Wünsche für Euch und Eure Lieben

Joachim
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