Einzelnen Beitrag anzeigen
  #752  
Alt 25.12.2004, 15:36
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Krankheitsverlauf bei einem Glioblastom

Hallo,
habe heute zum ersten mal hier `reingeschaut und muss sagen,es hat mich wirklich überrascht,wie viele ähnliche Geschichten es doch gibt...-Seit Mitte August müssen mein Vater,meine Mutter und ich uns leider auch mit dem Thema "Glioblastom WHO IV" auseinandersetzen und stossen da wirklich sehr oft an unsere psychischen Grenzen.-Angefangen hat alles ganz "harmlos":mein Vater war in seinem Büro und wollte sich vor einer Besprechung noch etwas vorbereiten, als er loswollte, wollte er sich noch schnell ein anderes Hemd anziehen und eine Krawatte umbinden,als er plötzlich starke Motorikeinschränkungen hatte und beides nicht mehr richtig hinbekam.Ein Kollege schickte ihn letztendlich sofort zum Arzt,da er befürchtete,es könne sich um einen Schlaganfall handeln.Gesagt, getan - er wurde sofort von seinem Hausarzt zum Radiologen überwiesen der entsprechende Kopfaufnahmen machte.-Vorläufige Diagnose: "Es ist etwas zu sehen,was dort nicht hingehört - könnte sich um ein Blutgerinsel handeln"-er wurde sofort ins Krankenhaus überwiesen-mehrere neurologische Untersuchungen, Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit etc.folgten, keiner konnte sich, aufgrund des makellosen Allgemeinzustandes meines Vaters, erklären, wieso er diese immer mehr zunehmenden motorischen Ausfallerscheinungen hatte..-weiteres CT lies erkennen,dass es sich wohl um einen ca. 6 cm grossen Tumor an der rechten Seite (Bewegungszentrum der linken Körperhälfte) handele...Schock!!!-Was hat das nun zu bedeuten??Täglich nahm die Bewegungsunfähigkeit zu,sodass er plötzlich nichts mehr alleine machen konnte-er wurde in eine andere Klinik verlegt,wo die OP stattfand.Momente des Hoffens wurden innherhalb von Sekunden zerstört,als der operierende Arzt "andeutete",dass es sich um einen sehr bösartigen Hirntumor handele - die feingewebliche Untersuchung bestätigte diese : WHO Grad IV.Über die extremen emotionalen Schwankungen aller Beteiligten muss man wohl gar nicht näher sprechen - es war einfach ein Riesenschock und man hatte plötzlich das Gefühl,keinen Boden mehr unter den Füssen zu haben.-Die OP hat er sehr gut überstanden und konnte nach ein paar Tagen auch wieder aus der Klinik-das nach der OP verabreichte Kortison wurde nach kurzer Zeit wieder reduziert und es schien bergauf zu gehen.-Dann: erneute Ausfallerscheinungen der linken Seite-Einweisungen ins KH (CT=erneute Ödembildung).-Kortison wurde wieder erhöht.Es ging wieder bergauf-Anfang Oktober startete dann die Bestrahlung,die er die ersten vier Wochen auch sehr gut vertragen hat-er fing sogar sporadisch wieder das Arbeiten an und fuhr mit meiner Mutter nach Bonn zum Kongress der Hirntumorhilfe,wo er sehr positiv gestimmt über viele hoffnungsbringende Therapiemassnahmen berichtete.Dann konnte er plötzlich schlecht laufen-das linke Bein schmerzte und der Fuss wurde dick.wieder KH : Thrombose!Im KH wurde dann als Folge des Kortisons auch noch "Diabetes" festgestellt-er wurde zu dem Spritzen von Thrombosemitteln auch noch mit der Kontrolle und dem Gebrauch der nun unvermeidbaren Insulingabe per Spritze vertraut gemacht.-Er war mit den Nerven zu dem Zeitpunkt mehr als am Ende-reichte nicht schon der Tumor?-Letztendlich hat er sich jedoch schnell mit diesen temporären Begleitumständen "abgefunden" und kommt ganz gut damit klar.Dann plötzlich schwillt sein rechter Arm enorm an-eine Entzündung bahnt sich an, da er ein paar Tage zuvor im Garten das Gleichgewicht verloren und sich durch den Sturz Dreck in die dort entstandene Wunde geholt hatte.-Nach ewigem Hin und Her der Ärzte ist dann der riesige Eiterherd ambulant entfernt worden.-Es wurde jedoch nicht besser und er bekommt hohe Dosen Antibiotikum-dann wieder ein Sturz-er kann sich nicht mehr selber auf die Beine holen und wird von Passanten gefunden.-Nun fängt die selbe Geschichte mit dem rechten Arm an.-Er wird zunehmend schwächer und am 6.12.04 ruft mich meine Mutter völlig verzweifelt an und berichtet,dass mein Vater völlig erschöpft und kraftlos im Bett liege und sich nicht mehr selber helfen könne.Nach Rücksprache mit dem Hausarzt und auf seinen eigenen Wunsch lassen wir ihn ins Krankenhaus bringen.Dort soll er erstmal wieder aufgepäppelt werden.-Die Ärzte bezeichnen seinen Zustand als Folge der Bestrahlung und der hohen Kortisongabe-die Muskulatur an seinen Beinen hat sich komplett zurückgebildet.-Sie veranlassen eine CT-Aufnahme,auf der erkannt werden konnte,dass duch OP und Bestrahlung über 50% des Tumors vorerst beseitigt werden konnten und es keine erneute Ödembildung und Einblutung gibt.Es wird eine Chemotherapie nach Wiederherstellung eines guten Allgemeinzustandes mit temodal empfohlen - hierür muss er jedoch komplett entzündungsfrei sein,sodass ihm am 08.12.04 unter Vollnarkose der Schleimbeutel des rechten Ellbogengelenkes und vorgestern der des zweiten Ellbogengelenkes entfernt wurden.-Die Narben jedoch entzünden sich immer wieder,sodass erneut Antiobiotika gegeben wird.Kortison wird weiter ausgeschlichen und die Reduzierung macht sich optisch auch schon bemerkbar (schmaleres Gesicht, weniger Verschleimung der Augen, weniger Soorbildung im Mundbereich).Schlafen ohne "Wahnvorstellungen" stellt sich auch glücklicherweise wieder ein,sodass er wenigstens nachts wieder ein bisschen zur Ruhe kommt.Weswegen ich das alles schreibe ist einfach meine unendliche Hilflosigkeit, Angst und Traurigkeit darüber, meinen bisher so vitalen und lebensfrohen Vater so abbauen sehen zu müssen und mein Bedürfnis vielleicht von anderen Betroffenen Anregungen und auch Berichte über ähnliche Erfahrungen zu bekommen, die sicherlich helfen, mit allem ein wenig besser klarkommen zu können.-Interessieren würde mich vor allem, ob es jemanden gibt, bei dem der Verlauf ähnlich ist und der uns vielleicht ein bisschen "Mut" über einen hoffentlich nun besser werdenden Verlauf machen kann-bzw. auch, was einen erwarten kann.Ich würde mich über Antworten sehr freuen,denn ich habe wirklich mit mir gekämpft,dies alles mal aufzuschreiben,da ich die ganze Zeit glaubte,ich würde das schon irgendwie alleine schaffen-letztendlich nun aber eines besseren belehrt worde bin,da es eben Dinge gibt,die man nicht alleine durchstehen kann und es ganz wichtig ist, Hilfe anzunehmen und über seine Gefühle und vor allem Sorgen und Ängste zu sprechen.-Da ich auch nicht weiss, ob ich diese Seite jemals wieder finden werde, hier meine e-mail-Adresse: StephanieKlaiber@gmx.de
Trotz allem wünsche ich allen Frohe Weihnachten und wünsche vor allem viel Kraft und positives Denken!!!
Mit Zitat antworten