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Alt 20.11.2004, 19:44
Gast
 
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Standard nicht-kleinzelliges Bronchialcarzinom

Hallo Steffi!" Habe folgendes im Internet zu diesem Thema gefunden:

Die Möglichkeit der Überwärmung als Behandlung bösartiger Tumoren wurde erstmals 1910 beschrieben. Lange ließ sich die Körpertemperatur der Patienten aber zu schlecht kontrollieren; die Gefahr von inakzeptablen Nebenwirkungen war zu groß. Seit Beginn der 70er Jahre wird die Hyperthermie wissenschaftlich im Labor untersucht, seit den 80 er Jahren findet ein klinischer Einsatz unter zunehmend besseren technischen Voraussetzungen statt.




Was versteht man unter Hyperthermie?

Welche Arten der Hyperthermie gibt es und wie erfolgt die Behandlung?

Welche Rolle spielt die Hyperthermie in der Krebsbehandlung?

Wer übernimmt die Kosten der Behandlung?

Wie wirkt die Hyperthermie?

Wie erfolgt die praktische Durchführung der Überwärmung und welche Nebenwirkungen können dabei auftreten?

Wann kommt die Anwendung von Hyperthermie in Frage?

Ließen sich bei den bisherigen Anwendungen Heilungen erzielen?




Was versteht man unter Hyperthermie?

Hyperthermie bedeutet Überwärmung. In der Krebstherapie wird eine künstliche Temperaturerhöhung des ganzen Körpers oder einzelner Körperareale auf Temperaturen zwischen 40-44 oC (je nach angewandter Methode) erprobt. Die Temperaturerhöhung wird dabei zum Beispiel durch Ultraschall, elektromagnetische Wellen (z.B. Radiowellen oder Mikrowellen) oder eine erwärmte Flüssigkeit erreicht. Ziel ist selten die direkte Abtötung von Krebszellen, die dazu notwendigen Temperaturen würden auch gesundes Gewebe schädigen oder den Patienten gefährden. Tumorzellen sollen vielmehr angreifbarer für natürliche Abbauprozesse oder auch Strahlen- oder Chemotherapie werden.

Eine andere Methode, um die Körpertemperatur zu erhöhen, die sogenannte Fiebertherapie, findet heute kaum noch Anwendung. Die Körpertemperatur wurde hierbei mit fiebererzeugenden Stoffen (pyrogene Stoffe) erhöht. Das künstliche Fieber sollte dann wie gegen Krankheitserreger gegen Krebszellen wirken. Pyrogene Stoffe sind jedoch schlecht steuerbar und die Therapie im Vergleich zu modernen Methoden zu risikoreich.




Welche Arten der Hyperthermie gibt es und wie erfolgt die Behandlung?

Die Hyperthermie ist bisher keine Standardmethode, da viele Aspekte noch der genaueren wissenschaftlichen Klärung bedürfen. Daher werden viele Patienten im Rahmen klinischer Studien behandelt. Wird ihnen die Hyperthermie-Behandlung außerhalb klinischer Studien angeboten, sollten Betroffene vor Behandlungsbeginn unbedingt die Übernahme der Kosten mit ihrer Krankenkasse abklären.

Möglich sind die


1. lokale Hyperthermie: der betroffene Bereich wird von außen durch einen Applikator mit Ultraschall, Radio- oder Mikrowellen bestrahlt. Die lokale Hyperthermie kann bei oberflächlichen Läsionen zum Einsatz kommen, also bei Tumoren oder Metastasen, die dicht unter der Haut liegen (z.B. Halslymphknotenmetastasen).


2. regionale Hyperthermie: es werden größere Körperregionen, wie zum Beispiel der Beckenbereich oder die unteren Extremitäten, durch elektromagnetische Wellen (Radiowellen oder Mikrowellen) erwärmt. Der Patient liegt hierbei auf einer Liege in einer Art Ring, der die eigentlichen Strahler trägt, einem sogenannten Ringapplikator. In diesem Applikator sind Antennen, die die elektromagnetische Wellen abstrahlen, ringförmig angeordnet und erzeugen durch geeignete Phasen- und Amplitudensteuerung eine in Grenzen kontrollierbare Leistungsverteilung. Durch diese Kontrollmöglichkeit können Überhitzungen im Normalgewebe vermieden und ausreichend hohe Temperaturen im Tumor erzielt werden.


3. Ganzkörperhyperthermie: der gesamte Körper wird erwärmt, wobei ursprünglich sogenannte Kontakt-Methoden (z.B. Heißwasser, Heißluft oder beheizte Wasserdecken) zur Verfügung standen. Diese Methoden sind jedoch wegen Unverträglichkeit kaum noch gebräuchlich. Heutzutage erfolgt die Erwärmung des Körpers von außen mittels Infrarotstrahlen unterschiedlicher Wellenlängen (sogenannte radiative Verfahren). Der Patient befindet sich bei der Behandlung in einer weitgehend thermisch isolierten Kammer.


4. interstitielle Hyperthermie: in den Tumor werden "Antennen" oder Sonden eingebracht, die eine Erwärmung direkt im Inneren der Geschwulst ermöglichen. Eine dieser Technik ähnliche Behandlung ist die Seedsapplikation oder "Spickung". Seeds (englisch für "Samen") sind Kapseln mit radioaktiver Substanz (meist radioaktives Jod), die direkt in den Tumor eingepflanzt werden und dort durch ihre Strahlung die Tumorzellen zerstören. Da die Strahlendosis in der unmittelbaren Umgebung der Seeds sehr hoch ist, jedoch mit zunehmender Entfernung stark abfällt, wird nur der Tumor geschädigt. Auch die Verwendung von feinen magnetisierbaren Teilchen, die dem Patienten in einer Flüssigkeit injiziert werden, leitet sich von diesem Prinzip ab: eine solche magnetische Flüssigkeit kann durch ein starkes magnetisches Wechselfeld aufgeheizt werden.


5. hypertherme Perfusion: es wird eine erwärmte Flüssigkeit (z.B. eine Zytostatika-Lösung) durch die zuführenden Adern des mit Krebs betroffenen Körperteils geleitet. Damit nur der erkrankte Teil durchspült wird, muss der Körperteil allerdings über eine eigene Blutversorgung verfügen (z.B. untere/obere Extremität, Leber). Die Spülung von Körperhöhlen, zum Beispiel des Bauchraumes oder auch der Blase, mit erwärmten Flüssigkeiten wird ebenfalls angewendet. Über die Erwärmung des Blutes kann auch eine Ganzkörperhyperthermie erfolgen.




Welche Rolle spielt die Hyperthermie in der Krebsbehandlung?

Die Hyperthermie kann vor allem die Wirksamkeit von Strahlen- und/oder Chemotherapie steigern. Die größte Erfahrung hat man bisher mit der gemeinsamen Anwendung von Strahlentherapie und Hyperthermie gewonnen, aber auch die Kombination mit Chemotherapie wird derzeit in relativ weit fortgeschrittenen Studien überprüft. Trotzdem ist die künstliche Überwärmung bis heute keine Standardtherapie und befindet sich noch in der Erprobungsphase. Für welche Patienten und in welchen Situationen sie in Frage kommt, können behandelnde Ärzte am besten beurteilen. Eine Alternative zu einer geprüften Standardbehandlung ist sie nach heutigem Kenntnisstand noch nicht. Über laufende Studien informieren z.B. die nächstgelegenen Tumorzentren und onkologischen Schwerpunkte oder auch die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Hyperthermie (IAH) als Unterorganisation der Deutschen Krebsgesellschaft. Die IAH bietet auf ihrer Internet-Seite www.hyperthermie.org zudem viele Informationen rund um das Thema an.

Vielversprechende Ergebnisse haben leider auch dazu geführt, dass die Hyperthermie außerhalb von Studien vielen Krebspatienten angeboten wird, häufig in Verbindung mit Angeboten zur "sanften" oder "biologischen" Therapie. Bezüglich der Ganzkörperhyperthermie wie der Erwärmung nur von einzelnen Regionen gehen Experten jedoch davon aus, dass die Methoden außerhalb von kontrollierten Studien noch keinen gesicherten Anwendungsbereich haben, und es zudem nicht immer sichergestellt ist, dass die Anwendung für den Patienten ohne Risiko ist. Diese Aussage hat Auswirkungen auf die Kostenfrage. Bei einigen Anbietern von Hyperthermie für einzelne Patienten außerhalb von klinischen Studien ist es aufgrund der von ihnen verwendeten Methoden außerdem fraglich, ob sie die angestrebte Erwärmung überhaupt erreichen und wenn ja, ob sie sie kontrollieren können.




Wer übernimmt die Kosten der Behandlung?

Während bei der Hyperthermie im Rahmen von Studien in der Regel für den Betroffenen keine Kosten entstehen, fiele das Honorar für die Überwärmung im individuellen Heilversuch auf die gesetzlichen Kassen bzw. die private Versicherung eines Betroffenen zurück. Solange eine Methode jedoch noch nicht ausreichend durch Erfolgsdaten abgesichert ist, sind die Krankenkassen nicht zur Kostenübernahme verpflichtet. Jeder Betroffene, dem eine Hyperthermie-Behandlung angeboten wird, sollte daher sofort mit seiner Versicherung Rücksprache halten, ob die Kosten für die Behandlung in der gewünschten Form übernommen werden können.




Wie wirkt die Hyperthermie?

Die Überwärmung der Tumorgewebe durch eine Hyperthermiebehandlung kann unterschiedliche Wirkungen haben. Eine Temperaturerhöhung in dem Tumorgewebe auf etwa 42°C und darüber wirkt auf die Zellen direkt zytotoxisch: nachdem bei ihnen entsprechende biologische Prozesse in Gang gesetzt wurden, sterben sie aufgrund der Wärmeeinwirkung innerhalb einer gewissen Zeitspanne ab. Bei langandauernder und/oder wiederholter Hyperthermiebehandlung können Zellen in Temperaturbereichen von 41-43 °C sogenannte Hitzeschockproteine (HSP), auch Stressproteine genannt, bilden. Zellen, die diese Proteine (Eiweiße) bilden, können stärker von den körpereigenen "Killerzellen" zerstört werden. Das körpereigenen Immunsystem kann den Tumor also wirksamer bekämpfen. Es ist jedoch noch nicht genau bekannt, bei welchen Tumorarten und bei welchen Temperaturen ein derartiger Effekt auftritt. Eine so hohe Temperatur ist allerdings auch mit erheblichen Risiken für den Patienten verbunden.

Doch die Hyperthermie wirkt auf durch Hitze gestresste Krebszellen auch bei niedrigeren Temperaturen, wenn man sie mit einer klassischen Bestrahlung oder einer Chemotherapie kombiniert: Bei Temperaturen über 40 °C tritt ein sogenannter strahlensensibilisierender Effekt auf. Die zelleigene Reparatur von Strahlenschäden, die durch eine Strahlentherapie in dem Tumorgewebe erzeugt wurden, wird durch diesen Effekt in den erwärmten Zellen vermindert. Die Zellen sind also nicht mehr oder nur in geringerem Maße in der Lage, die Schäden zu reparieren und sterben im Idealfall ab.

Durch die erhöhten Temperaturen weiten sich ebenfalls die Blutgefäße, was bei einer Chemotherapie zu einer stärkeren Durchblutung des Tumorgewebes und zu einer besseren Anschwemmung von Zytostatika im Tumor führt. Dadurch gelangen auch in ursprünglich schlecht durchblutete Tumorbezirke, zum Beispiel ins Innere sehr großer Tumoren, höhere Zytostatika-Konzentrationen. Die erhöhte Durchblutung führt ebenfalls zu einer besseren Sauerstoffversorgung im Tumor, was wiederum den Strahleneffekt einer Strahlentherapie verstärkt.




Wie erfolgt die praktische Durchführung der Überwärmung und welche Nebenwirkungen können dabei auftreten?

Unter technischen wie therapeutischen Gesichtspunkten gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Temperatur in Geweben zu erhöhen.

Die häufigsten Verfahren nutzen elektromagnetische Wellen oder Ultraschall. Mit ihnen können Krebstherapeuten die Erwärmung inzwischen gut steuern, z.B. auf etwa 43°C und in einem relativ umgrenzten Gebiet. Ultraschall hat allerdings den Nachteil, dass er Knochen nur schlecht durchdringen kann. Es entstehen also Probleme, wenn der Tumor von Knochen umgeben ist, wie im kleinen Becken, im Brustraum oder im Gehirn. Deshalb werden in der Praxis hauptsächlich elektromagnetische Wellen im Radiowellen- und Infrarotbereich genutzt. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Hyperthermiesystemen (Geräten zur Erzeugung und gezielten Übertragung der Wärme) von verschiedenen Herstellern. Alle Systeme sind mit einer relativ aufwendigen Kontrolle für die tatsächlich im Gewebe erreichte Temperatur gekoppelt. Dazu müssen bei den gegenwärtig gebräuchlichen Geräten unter entsprechender Schmerzbetäubung Temperatursonden in den Tumor eingeführt werden. Weniger belastende Verfahren sind in der Erprobung.

Meist liegt der Patient in einem sogenannten Ringapplikator. In diesem Applikator sind Antennen, die elektromagnetische Wellen (z.B. Radiowellen) abstrahlen, ringförmig angeordnet. Diese Antennen können in geeigneter Weise gesteuert werden, um im Tumor die gewünschte Temperaturerhöhung zu erzielen. Das umliegende gesunde Gewebe wird hierbei nicht oder nur in geringem Maße beeinträchtigt. Die Temperaturerhöhung im Tumor wird von Sensoren, die im Bereich des Tumors eingebracht werden, überwacht. Des Weiteren wird die allgemeine Körpertemperatur, der Blutdruck und der Puls des Patienten ständig überprüft. Die meisten Betroffenen benötigen während der eigentlichen Behandlung mit einer regionalen oder lokalen Hyperthermie keine besondere Betäubung oder Schmerzmittel. Als Nebenwirkungen können allerdings ein systemischer Stress oder ein lokal auftretendes Hitze- oder Schmerzgefühl, selten auch Verbrennungen auftreten. Die relativ lange Behandlungsdauer (60-90 Min.) und die einseitige, beengende Lage im Applikator, kann vom Patienten ebenfalls als unangenehm empfunden werden.

Die Ganzkörperhyperthermie ist im allgemeinen wesentlich risikoreicher als die gezielte Erwärmung eines kleinen Körperbereichs. Diese Therapie wird im allgemeinen nur unter Vollnarkose durchgeführt. Grundsätzlich lassen sich bei Methoden, die sich noch in klinischer Prüfung befinden, außerdem unerwartete Nebenwirkungen nie ganz ausschließen.




Wann kommt die Anwendung von Hyperthermie in Frage?

Die individuelle Behandlung richtet sich auf jeden Fall nach dem Erkrankungsstadium des Patienten, der Art seines Tumors und der jeweiligen Fragestellung der Studie, in der der Betroffene behandelt wird. Wie lange die Überwärmung dauert, ob sie mit Bestrahlung oder Chemotherapie kombiniert wird, wie oft die Behandlung wiederholt wird und wie aufwendig sie sich gestaltet, darüber informieren auf der Basis des jeweiligen Studienprotokolls die behandelnden Ärzte.

Die Hyperthermie ist im allgemeinen eine ergänzende Behandlungsmethode zur Chemo- und/oder Strahlentherapie und wird normalerweise nicht als "eigene" Therapie eingesetzt.

Die regionale Hyperthermie kann bei einem erneut wachsenden, tiefgelegenen Tumor (Rezidiv) oder bei einem durch Operation, Chemo- oder Strahlentherapie nicht ausreichend gut behandelbaren Tumor zum Einsatz kommen. Anhand von Phase-II-Studien zeigte sich eine Verbesserung z.B. bei lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinomen oder bei Hochrisiko-Weichteilsarkomen. In Phase-III-Studien konnte in Kombination mit Chemo- oder Strahlentherapie z.B. bei Brustkrebs-Rezidiven, solitären Lymphknotenmetastasen und fortgeschrittenen Gebärmutterhalskarzinomen eine Wirksamkeitsverstärkung erzielt werden. Haben sich Metastasen von einem Tumor abgesiedelt, kann die Ganzkörperhyperthermie in Ergänzung zur Chemotherapie eingesetzt werden. Diese Möglichkeit und die Wirksamkeit einer Kombination von Chemotherapie und Ganzkörperhyperthermie wird derzeit noch klinisch geprüft. Die interstitielle Hyperthermie kann zum Beispiel dann eingesetzt werden, wenn nach abgeschlossener Strahlen- oder Chemotherapie ein Resttumor gefunden wird. Andere Anwendungsgebiete könnten Tumoren im Becken, der Brust oder des Gehirns sein. Hier sind jedoch weitere Studien nötig.

Als weiterer Einsatzbereich ist unter anderem auch die effektivere Tumorverkleinerung vor einer Operation in der Prüfung, z.B. bei Weichteilsarkomen, um dadurch eine Amputation zu vermeiden. Die Studien zur Erwärmung einzelner Körperteile sind dabei weitaus fortgeschrittener als die Studien zur Ganzkörperhyperthermie.




Ließen sich bei den bisherigen Anwendungen Heilungen erzielen?

Da die Hyperthemiebehandlung hauptsächlich bei örtlich fortgeschrittenen Tumoren zur Anwendung kommt, ist das Ziel meist eine Linderung von Symptomen oder eine nochmalige Rückbildung. In zahlreichen Studien (s.o.) konnte die Wirksamkeit der Hyperthermie-Anwendung nachgewiesen werden; eine Standardmethode, bei der sichere Zahlen für sehr viele Patienten zu ihren Heilungschancen vorliegen, ist die Hyperthermie jedoch noch nicht.
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