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Alt 02.11.2004, 16:26
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Standard niere raus...tumor raus....was nun???

Liebe Tanja,

Danke der Nachfrage, mir (Jürgen) geht es nach wie vor gut. Ich habe erstmals seit über 2 1/2 Jahren jetzt eine Untersuchungspause gehabt von 1/2 Jahr, da seit mehr als 2 1/2 Jahren mein Zustand stabil ist (Krankheitsstillstand). Die nächste Untersuchung wird also erst im Januar 2005 sein. Auch die Erhaltungstherapie der IMT wurde seit Juli ausgesetzt.

Ich selbst habe mit Abständen drei volle Kurse der Immun-Chemo (Dauer jeweils 8 Wochen) und mehrere einwöchige Erhaltungstherapien hinter mir. Bis jetzt mit großem Erfolg und vor allen Dingen mit einem patologisch NACHWEIS ÜBER DIESEN ERFOLG: Vor rund 1 1/4 Jahren wurde mir aus dem Mediastinum ein Lymphknoten entfernt, der befallen war und in der patologischen Untersuchung "überwiegend nekrotische Anteile zeigte und im Kern ausgeprägte regressive Veränderungen". Die IMT hatte also "zugeschlagen" und gewirkt. Aber, mit dem in den letzten Jahren "angelesenen und angehörten" Wissen kann ich von mir NICHT behaupten, GEHEILT zu sein. Ich bezeichne mich immer noch als unheilbar krank. Wer aus der Historie nichts lernt, glaubt vielleicht, dass er nach einigen Monaten oder Jahren ohne Metastasen etc. geheilt sei - aber nicht beim Nierenzellkarzinom.

Wir beide können nicht verstehen, wie man eine ärztliche Therapiemassnahme, die ERWIESENE ERFOLGE bringt, als MENSCHENVERACHTEND bezeichnen kann. Wenn ein Patient heute Wundbrand hat, und man ist gezwungen, ihm eine Extremität zu amputieren, um den Menschen am Leben zu erhalten, ist das dann auch "MENSCHENVERACHTEND" - oder wäre umgekehrt der Verzicht darauf nicht eher LEBENS-VERACHTEND bzw. vom behandelnden Arzt aus als MENSCHENVERACHTEND anzusehen, wenn er diesen Versuch, Leben zu retten, nicht unternehmen würde?

Wie kann man eine Therapiemassnahme, die EINZIGE, die noch immer bis dato Erfolgsquoten von 30 bis 40 % bietet (nachgewiesen), die von erstklassigen Ärzten und Wissenschaftlern erforscht, entwickelt und geprüft wurde (um dem Menschen mit lebensverlängernden Massnahmen zu helfen = die Pflicht eines jeden Mediziners) als menschenverachtend bezeichnen?!?!?!

Natürlich liegt es in jedem Patienten selbst, SEINE Entscheidung bezüglich einer Therapiemassnahme selbst zu treffen. Jeder bestimmt nun einmal in gewisser Hinsicht selbst sein Schicksal. Also würden wir auch niemals jemanden verurteilen, der die IMT für sich persönlich als zu belastend empfindet. Jeder muss letztendlich selbst entscheiden, ob er die wissenschaftlich geprüfte Methode einer "nur erfahrungsbezogenen Methode" vorzieht. (Dies ist sogar auf die Mistel bezogen nicht ganz richtig: Laut Datadiwan Netzwerk -www.datadiwan.de - ist über die Mistel eine Studie gemacht worden -
siehe Tabelle 4 des nachstehenden Links

http://www.datadiwan.de/netzwerk/ind...n/pi_010d_.htm

die beschreibt, dass die Mistel beim Nierenzellkarzinom keine Wirkung hat).

Aber, wie gesagt, es bleibt jedem selbst überlassen. Rudolf's Frage "welchen Grund gibt es, gleich mit der Holzhammer-IMT zu beginnen" möchte ich an dieser Stelle noch einmal beantworten:

Bei Fortschreiten der Erkrankung, wenn z.B. die Mistel nicht helfen sollte, ist irgendwann der Zeitpunkt verpasst, zu dem man die IMT durchführen kann !

Und ich möchte dieses ganz besonders betonen, weil es einfach zu wichtig ist. Wir haben (auch hier im KK) schon von vielen Patienten gehört/gelesen, die die IMT aufgrund eines verschlechterten Allgemeinzustandes oder z.B. aufgrund von plötzlich aufgetreten Hirnmetastasen (Kontraindikation zur IMT, da bei Hirnmetastasen Cortison verabreicht werden muss) nicht mehr durchführen konnten. Und das ist der Grund, weshalb man unseres Erachtens auf diese nunmal einzig schulmedizinisch mögliche Therapiemassnahme nicht verzichten sollte.

Selbst in "Alternativ"-Kliniken, die überwiegend mit Naturheilkunde arbeiten (von Schulmediziner allerdings geführt) wie die Hufeland-Klinik in Bad Mergentheim, wird IMMER die Reihenfolge eingehalten, solange es für den Patienten zumutbar ist: Erstens IMT und Zweitens (falls die IMT nicht anschlägt) Mistel - sogar hochdosiert als Infusionstherapie. Wir sind in der Hufelandklinik vorstellig geworden, um uns über Alternativ-Methoden zu informieren. Mit zuvor genanntem Ergebnis. Zusätzlich wurden uns dort jedoch auch Vitaminpräparate und Immunmodulatoren empfohlen, die nach Absprache mit unseren behandelnden Ärzten auch mit der IMT kombiniert werden können.

Natürlich ist die IMT eine große Belastung für den Patienten und seine Angehörigen. Näheres hierzu kannst Du meinen Ausführungen im 1. Thread "Niere raus - Tumor raus, was nun?" lesen. Um Deine jetzigen Fragen nochmal zu beantworten: Ein Akut-Kurs dauert 8 Wochen, an 3 Tagen pro Woche wird jeweils gespritzt (Interferon/Interleukin) und während 4 Wochen gibt es einmal wöchentlich noch eine Infusion. Nach Einstellung in der Klinik wird die Therapie in der Regel zu Hause durchgeführt. Mit einigen Medikamenten kann man den Nebenwirkungen entgegenwirken, sie aber niemals ganz ausschalten. Und glaube uns: Die Therapie ist schwer, aber sie ist definitiv zu schaffen. Und sollte möglichst dann gemacht werden, wenn der Patient erholt und in gutem Allgemeinzustand ist. Sämtliche Nebenwirkungen sind auch kurze Zeit nach Beendigung der Therapie verschwunden. Im Übrigen handelt es sich bei der IMT nicht um eine Chemo-Therapie im üblichen Sinne (chemische Keule ohne Ende), sondern um eine KOMBINIERTE Immun-Chemo-Therapie. Lediglich das Medikament 5-FU, das während 4 Wochen jeweils einmal wöchentlich per Infusion verabreicht wird, ist ein Chemotherapeutikum. Der Hauptteil dieser Therapie besteht aus den körpereigenen Substanzen (Immun-Modulatoren) Interferon und Interleukin. Diese Substanzen regen den Körper hochgradig an, mit Hilfe seines Immunsystems den Krebs zu bekämpfen. Sie werden neben der Therapie Nierenkrebs überwiegend auch bei der Therapie von Hautkrebs eingesetzt. Man weiß, das es sogenannte "Spontan-Heilungen" (ca. 1 %) beim Nierenzellkarzinom gibt, d.h. nach Entfernung der tumortragenden Niere sind über einen längeren Zeitraum gesehen OHNE JEGLICHE WEITERE THERAPIE die Metastasen verschwunden. Aufgrund dieser Tatsache ist man darauf gekommen, dass der Körper hier offensichtlich sich selbst geholfen hat, in dem sein körpereigenes Immunsystem zum Tragen kam. Diese Tatsache hat man sich zunutze gemacht und hat hieraus die Botenstoffe Interferon und Interleukin entwickelt und dem Körper vermehrt zugeführt. (Der Organismus reagiert z.B. mit Fieber, um Entzündungen o.ä. mit Hilfe der Abwehr zu bekämpfen. Dieses Fieber ist also ein Zeichen von körpereigener Abwehrreaktion. Interferon und Interleukin verursachen unter der Therapie nahezu IMMER hohes Fieber, das über einige Stunden anhält.

Ich addiere die 1 % von der Spontanheilung zu den 30 bis 40 % der IMT - dadurch verzichte ich ja auf nichts, erhöhe höchstens meine Chancen, oder?

Natürlich gibt es niemals eine Garantie, dass auch diese Therapie zur "Heilung" führt (bezüglich "Heilung" bei einem metastasierenden Nierenzellkarzinom möchte ich hier auch nicht mehr eingehen). Das Nierenzellkarzinom ist leider so tückisch, das es auch nach Jahren der Tumorfreiheit noch Metastasen bilden kann. Hieran wird auch die IMT nichts ändern. Aber es kann sich etwas ändern bezüglich der Länge des Krankheitsverlaufs: Auch ein Krankheitsstillstand, d.h. vorhandene Metastasen werden nicht größer (aber auch nicht kleiner), und das über einen langen Zeitraum, ist ein Riesen-Erfolg. Dieser Krankheitsstillstand kann über Jahre bestehen bleiben. Eine Garantie, wie gesagt, gibt es nicht. Aber zumindest eine Wahrscheinlich von 30 bis 40 %, aufgefrischt ggfls. zwischendurch mit Erhaltungstherapien.

In diesem Sinne wünschen wir Euch eine gute Entscheidung und viel Erfolg bei der kommenden Therapie, egal für welche Ihr Euch entscheidet.

Alles Gute

Ulrike und Jürgen
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