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Alt 16.12.2016, 21:23
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Meine eigene Schmerzkrankheit hat sich derart brachial zurückgemeldet, ich konnte meine Mutter nicht mehr heben und richtig lagern im Bett. Ich kann selbst kaum mehr gehen, deshalb habe ich den Hausarzt verständigt und im Einverständnis mit meiner Mutter, die sich in dieser Situation auch extrem hilflos fühlte, da sie ja nicht mehr den Weg zur Toilette schafft und auch nicht mehr eigenständig essen kann, um ihre sofortige Einweisung ins Krankenhaus gebeten. Da ich sie nicht mehr die Treppe runterbringen konnte, musste sie per Notfall geholt werden. Nun liegt sie im Krankenhaus auf der Palliativstation und erhält eine Rundumversorgung, die ich ihr nicht geben kann. Wir sind beide erleichtert über die nun bestehende medizinische Grundversorgung. Ich habe alle nahestehenden Verwandten verständigt und reinen Wein eingeschenkt. So kann sich noch jeder von ihr verabschieden, da wir ja nicht wissen, wie lange sie noch leben wird. Bei dem Tempo bisher könnte sie schon bald im Himmel sein, woran wir beide wirklich 100%-ig glauben. Für uns ist das keine Imagination. Ich will ihr nicht die Flügel nehmen. Nachdem sie keinen Zugang zu den Bergfilmen mehr hatte, meinte sie eigenwillig: Ich kann den Himmel auch innerlich sehen. Das fand ich eigentlich gut, denn ich hatte immer den Eindruck, dass sie die Flügel schon anzog, als sie anfing, nur noch Bergflugpanorama-Sendungen zu sehen. Ich glaube, dass ihr das alles hilft, um ihren Leidensprozess zu ertragen. Ich glaube nicht, dass sie deshalb unbedingt schneller stirbt, denn wenn sie innerlich im Himmel sein kann und trotzdem noch lebt, dann hat das auch etwas Heilsames. Ich glaube sowieso, dass unsere Seele bereits jetzt Anteil an dieser himmlischen Sphäre hat und beim Sterben eine Art Verpuppung von der Raupe zum Schmetterling geschieht. Es geht eine Tür auf und sie betritt einen neuen Raum, in den wir schon lange blicken. Deshalb sagte ich meiner Mutter auch, dass ich auch bei ihr sei, wenn ich nicht körperlich anwesend bin, wie ich auch bei ihr sein werde und mit ihr verbunden bin, wenn sie stirbt. Und das glaube ich wirklich und sie ebenso. Deshalb bin ich jetzt auch mehr darüber besorgt, wie sie diesen Prozess durchlebt, möglichst ohne Leid. Ich sagte ihr, dass sie dann gehen soll, wenn Gott sie ruft, nicht vorher, aber auch nicht später. Sie soll nicht unseretwegen bleiben und leiden, aber sich den Tod auch nicht herbeiwünschen, sondern wirklich auf Gottes Ruf hören. Dann ist der richtige Zeitpunkt. Wir haben lange darüber geredet, ich möchte sie weder aufhalten, noch in den Himmel schicken. Das steht mir nicht zu, das bestimmt aus meiner Sicht eine höhere Macht, Gott, dem wir vertrauen in allem. Wir haben genug spirituelle Erfahrungen gemacht, um eine Gewissheit darüber zu besitzen, die Beweisen gleichkommt. Wir wissen es. Der Tod wird uns nur äußerlich trennen, aber nicht innerlich.
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LG Dream

Geändert von Dream (16.12.2016 um 21:49 Uhr)