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Alt 01.12.2016, 10:46
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Frank Emm aus Weh Frank Emm aus Weh ist offline
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Standard AW: Zur Diagnose und zum Staging meines Vaters

hallo Thomas,

das liest sich ziemlich genau so wie das, was ich vor etwas mehr als einem Jahr auch als Diagnose bekommen habe. Bei mir war es allerdings ein Kardia-Karzinom, also genau im Bereich unteres Ende der Speiseröhre bis oberes Ende Magen. Was ich daraus lese:
ein umlaufendes, röhrenförmiges Karzinom von 6cm Länge an der Speiseröhren-Innenwand (war bei mir genau so groß. Klingt riesig, ist aber nix dolles), nicht nur oberflächlich (Schleimhaut), sondern in die tiefere Gewebestruktur der Speiseröhre eingewachsen. Einige umliegende Lymphknoten mitbetroffen (in welchem Maß, das kann wohl erst die mikrobiologische Untersuchung nach der OP sicher ergeben), jedoch keine Metastasen in anderen Organen feststellbar. Einziger Unterschied bei mir war eine mäßiggradige Differenzierung, wobei mir die Bedeutung dieses Unterschiedes für die Behandlung oder Heilungschancen nicht klar ist.
Damals hatte ich voll die Panik, aber eigentlich war es bei näherer Betrachtung trotzdem eine recht ermutigende Diagnose. Es ist nämlich immerhin noch ein "lokaler Befund", der eine lokale, auf Heilung zielende (kurative) Behandlung ermöglichen kann.

Bei mir folgte eine neoadjuvante Vorbehandlung mit Chemotherapie und lokaler Bestrahlung des Tumors. Der Tumor kann dadurch oft deutlich verkleinert werden, und falls sich doch irgendwelche bösen Zellen schon auf den Weg in andere Organe gemacht haben sollten, werden sie durch die Chemo schon erledigt, bevor sie sich irgendwo niederlassen und größeres Unheil anrichten können.
Bei der Magenhochzug-OP werden die umliegenden verdächtigen Lymphknoten mit entfernt, und alle entnommenen Gewebe werden nachher mikrobiologisch untersucht. Also die entfernten Knoten, aber auch das entfernte Speiseröhren- oder Magengewebe, um sicherzustellen, dass die Schnitte in tumorfreiem Bereich ausgeführt wurden. Diese Ergebnisse und die übrigen Untersuchungen nach der OP (CT u.s.w.) können durchaus ergeben, dass am Ende eine Entlassung in krebsfreiem Zustand und eine Aussicht auf langfristige Heilung steht.
Bis dahin ist es für euch natürlich noch ein langer Weg. Ich kann aber deinen Vater nur ermutigen, sehr optimistisch zu sein und den ganzen Kram einfach durchzuziehen. So hab ich es auch gemacht, und heute bin ich sehr, sehr froh darüber.
Wenn sich später noch Fragen ergeben, jederzeit gerne
Wünsche euch beiden viel Mut und Glück!
LG,
Frank

Geändert von Frank Emm aus Weh (01.12.2016 um 11:04 Uhr)
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