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Alt 02.06.2016, 10:29
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Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Vielen Dank, Femal,

ich will mich mal wieder melden. Alles läuft fast "normal", wobei wir ja alle wissen, dass es nie mehr so sein wird wie vor der Diagnose. Bei jedem Husten, kleinem Anstieg der Temperatur, Durchfall usw. kommt gleich die Angst hochgekrochen. Apropos Durchfall, das hatte mein Mann leider ein paar Tage lang sehr heftig und die Waschmaschine machte Überstunden. Damit es ihm nicht zu peinlich wurde habe ich gesagt, wenn der Hund Durchfall hat, ist das wesentlich schlimmer Ist Gott sei Dank wieder weg.

Ich durfte ihm die Haare schneiden. Haare ist fast zuviel gesagt, Fläumchen ist richtiger. Sieht aber jetzt gepflegter aus. Man kann fast erahnen, dass er in ca. 3-5 Monaten wieder einen halbwegs bedeckten Kopf hat. Seit fast einem ganzen Jahr leidet er unter dem Haarverlust, und "leidet" stimmt. Ich hätte nicht gedacht, dass ihm das so wichtig ist angesichts einer lebensbedrohlichen Krankheit.

Es dreht sich nicht mehr jedes Gespräch um die Krankheit, aber es vergeht kein Tag, an dem der Krebs nicht Thema ist. Durch die heftigen Nebenwirkungen der Chemo und Kopfbestrahlungen (Polyneuropathien aller Extremitäten, Wortfindungsstörungen) werden wir ja auch ständig daran erinnert. Aber wenn er wütend ist, wenn ihm wieder etwas aus der Hand fällt oder ihm wieder ein Wort nicht einfällt sage ich ihm, das ist alles nicht schlimm. Ohne Chemo und Bestrahlung wäre er längst tot, das wissen wir.

Er hat gut Farbe bekommen und sieht nicht mehr so krank aus. Das Gewicht ist im Normalbereich. Es geht ihm so gut wie das ganze letzte Jahr nicht und ich bin froh und dankbar dafür. Und so leben wir mit der geschenkten Zeit und versuchen sie zu genießen und zu nutzen.

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Ergänzung:

Eine "Freundin" wohnt ganz in unserer Nähe. Als die Diagnose feststand, war ihre Reaktion "ich bin immer für Dich da, aber ich muß ja auch arbeiten". Ich habe sie nie für irgendetwas gefragt, das bedeutet nämlich: "ich habe keine Zeit für Dich". Sie hat auch nicht angerufen oder mal irgendwie gefragt, wie es uns geht. Manches Mal hätten wir sie brauchen können, sei es nur, um ihn mal zum Krankenhaus zu fahren oder mal ein paar Wasserkästen einzukaufen. Andernteils haben Leute geholfen, von denen ich es am wenigsten erwartet hätte. Das hat mich wiederum sehr gefreut. Daraus sind nun echte Freundschaften entstanden und wir haben ihnen sogar des öfteren unser Auto geliehen, wenn ihres in der Werkstatt war, einfach aus Dankbarkeit. Und eine meiner Schwestern kümmert sich um nix, sie hat kein einziges Mal gefragt, wie es uns geht. die andere ist für uns wirklich da, sie hat uns sehr geholfen mit Rat und Tat und ihr Mann hat mehrmals bei uns gearbeitet, einfach, weil er das wollte. So unterschiedlich sind die Menschen und diese Krankeit trennt die Spreu vom Weizen.
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mein Mann - Kleinzelliges Bronchialkarzinom T4NXM0 ED 01/2015
unsere Geschichte

Geändert von Martina2015 (02.06.2016 um 10:50 Uhr) Grund: Ergänzung
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