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Alt 16.04.2016, 17:27
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Jacqueline1964 Jacqueline1964 ist offline
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Standard AW: Brustkrebs kein todesurteil....????

Liebe Maraki,

ich komme zwar aus dem EK-Forum, möchte dir trotzdem antworten, da es mir manchmal auch so geht.

Meine EK Operation ist ein bißchen mehr als 2 Jahre her. Seit 1 1/2 Jahren habe ich die Chemo beendet. Seit dem habe ich "Nichts" mehr.

Außer den Langzeit-Nebenwirkungen der Chemo, aufgrund denen ich auch erwerbsgemindert bin.

Aber zum Thema: Mir fällt auf, das mein Umfeld auch so reagiert. Da ich sehr schwanke zwischen: Du überlebst das und dann wieder: Du mußt bestimmt bald sterben, habe ich gute Verdrängungsmechanismen in mein Leben eingebaut. Und trotzdem bekomme ich zu Feiertagen von Familie, Freunden, Bekannten immer Grüße mit den Worten: liebe Jackie, wir wünschen Dir, das du noch oft Weihnachten feiern kannst oder das ich noch ein paar Mal meinen Geburtstag feiern kann.

Ich schreibe solche Sachen nie, wenn ich Karten schreibe. Also gehen die ja irgendwie davon aus, das ich aus der Clique die Erste sein werde, die das zeitliche segne. Eventuell gar nicht soviele Chancen habe, noch mit meinen Enkelkindern Weihnachten zu feiern. Oder vielleicht 70 zu werden.

Dann frage ich mich, wissen die mehr als ich? Habe ich Augenränder, die meinen frühen Tod verraten? Hoffe ich umsonst auf einen ganz normalen Tod? Sterben krebskranke früher? Auch wenn sie geheilt worden sind?

Ich möchte nichts sehnlicher als noch ein paar Jahre leben (so um die 25), vor allem das Planen ist mir wichtig. Es fällt so schwer zu planen, wenn der Gevatter schon angeklopft hat. Ich habe vor noch ein Haus zu kaufen, eine Tierpension zu eröffnen und andere lächeln mich dabei mitleidend an: Ja, das beste ist, wenn man noch was vor hat, abgelenkt ist. Träumen darf man ja.

Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder normal werde. Ich glaube, wir Krebsies führen ein anderes Leben nach der Diagnose und nach deren Behandlung. Ich würde Dir so gerne sagen, sorge Dich nicht, alles wird gut und ich möchte so gerne hören: sorge Dich nicht, alles wird gut.

Doch das kann uns keiner geben. Wir können es nur als Chance sehen, besser zu leben. Intensiver, mit all den abgrundtiefen Löchern und dem himmelhochjauzend auf Wolke 7 sitzen.

Und tief, ganz tief habe ich ein Urvertrauen, das mir sagt, es wird alles getan um zu überleben. Von meinem Mann, meiner engeren Familie (die Äußere laß ich mal außen vor), von der medizinischen Seite.

Viele Statistiken wurden über mehrere Jahre beobachtet und anschließend ausgewertet. Die Daten sind, auf neue Erkrankungsfälle gesehen, veraltet. Teilweise aus den 90er Jahren. Und leider hört man immer nur von Todesfällen bei Krebs. Aber nie von denen, die es geschafft haben.

Stell dir vor: Es kommen die Nachrichten: Frau R. aus D. hat gerade ihr 4. Jahr nach der Krebsdiagnose erreicht, Herr S. aus B. ....., Herr F. aus A.... usw.

Also frei nach Churchill: traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast.

Ich kenne ja Dein Staging nicht, möchte dir aber sagen, das BK ganz gute Prognosen hat. Und immer bessere Therapien.

Gehst du denn zu einem Psychoonkologen? Dort kann man solche Probleme besprechen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Und wenn Du oft traurig bist oder Angst hast, gibt es auch spezielle Therapien, die du dort erlernen kannst.

Fühle dich mitgetragen und verstanden. Du bist nicht alleine und ich kann dich so gut verstehen.

Alles Liebe schickt Dir
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"Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, infame Lügen und Statistiken."
(Benjamin Disraeli)
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