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Alt 22.12.2015, 07:52
paul38
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Standard AW: Borderlinetumor, Rezidiv und kein Ende

Hallo,

nun ist es schon sieben Monate her, dass meine Frau gehen musste. Die Zeit danach war nicht immer einfach. Es gab furchtbare Tage, an denen ich kaum vor die Tür konnte und nur leer in die Gegend gestarrt habe. Und es gab auch bessere Tage, an denen ich für kurze Zeit wieder war wie früher. Oft funktioniere ich einfach. Menschen, die mich nicht genau kennen, werden den Unterschied kaum merken und denken, ich sei lustig und fröhlich, wie immer. Das ist vielleicht auch ganz gut so. Ich möchte nur über meinen Verlust reden, wenn ich dazu bereit bin und nicht, wenn ich darauf angesprochen werde. Es ist auch schwierig für die anderen, damit umzugehen. Das ist verständlich. "Man" wird einfach nicht so früh Witwer.

Die Weihnachtszeit ist natürlich schwer. Schon weil meine Frau sie geliebt hat. Es gab keinen Weihnachtsmarkt, den wir nicht besucht haben und die Wohnung wurde immer geschmückt. Heiligabend kam dann die ganze Familie zusammen. Ich habe auch in diesem Jahr viele Weihnachtssachen aufgestellt - dann ist sie mir nah. Und Weihnachten werde ich zu meiner Familie fahren. In der Wohnung würde ich es nicht aushalten.

Es ist immer noch so, dass mir aus heiterem Himmel die Tränen kommen - dafür reicht oft ein Lied, das eine Erinnerung erzeugt oder ein Film, den wir immer vor Weihnachten geschaut haben. Es ist gut, dass ihre und meine Familie mich so gut auffangen.

Insgesamt werden die ganz schlechten Tage weniger. Deshalb schreibe ich auch nach langer Zeit mal wieder in "meinem" Thread. Ich möchte all denen, die dieses Jahr einen schlimmen Verlust hinnehmen mussten, Mut machen. Es ist furchtbar, einen geliebten Menschen zu verlieren. Ich brauche das bestimmt nicht nochmal. Aber die gemeinsame Zeit, die man miteinander verbringen durfte, kann einem niemand nehmen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass keiner, der von uns gegangen ist, wollte, dass wir danach für immer in bodenlose Traurigkeit versinken. Meine Frau hätte das jedenfalls nicht gewollt. Das bedeutet nicht, dass ich sie jemals vergessen könnte. Ich denke ständig an sie und frage mich, was sie wohl in der einen oder anderen Situation getan hätte. Deshalb gehe ich auch oft zum Friedhof, um mit ihr zu sprechen. Die Erinnerung wird immer da sein. Aber man muss auch wieder nach vorne blicken. Und das kann man irgendwann auch.

Ich wünsche euch allen, dass ihr trotz des Verlustes schöne Feiertage habt. Denkt an eure Lieben, aber denkt auch an euch.

Euer Paul

PS:
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