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Alt 24.04.2015, 06:42
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Ihr beiden Lieben,

vielen, vielen Dank … ihr zeigt mir, dass ich doch vielleicht noch nicht ganz verrückt bin und ihr nehmt mir ein wenig mein schlechtes Gewissen. Das schlechte Gewissen, wenn ich in diesen guten Momenten nicht diese innige Freude spüren kann.
Das Pulverfass, von dem du schreibst, liebe BerliNette … oh ja, wie gut kenne ich das … mein Kopf hat es sich auf meinem Fass schön bequem und gemütlich gemacht und denkt gar nicht daran, sich ein anderes friedvolleres Plätzchen zu suchen . Aber … es ist toll, dass bei deinem Mann alles „normal“ zu sein scheint. Dafür ein großes und lautes „Hurra“.
An dieser Stelle würde ich normalerweise den Ratschlag geben „ Genießt, so lange es geht und denkt nicht an den nächsten Tag“ … aber das wäre nun ja etwas sehr unpassend .
Ich ackere mich, immer wenn etwas Zeit ist, gerade durch deinen Thread … jaaaa… der ist laaaang … wenn ich am Ende angekommen bin, gebe ich Laut.

Liebe Lella … deine Worte tun gut! Und natürlich hast du völlig recht mit dem, was du schreibst. Das Skurrile ist ja, dass ich hier im Forum auch immer den guten Ratschlag gebe „ Genießt, was ihr könnt und gebt Gas!“ Tja, wer im Glashaus sitzt und so …
Im Moment habe ich große Angst davor, dass ich irgendwann zurückschaue und denke, ich habe die Zeit nicht in vollen Zügen genossen und ich habe nicht das Beste aus dem gemacht, was da war. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist einfach nicht mehr drin. Ich fühle mich so ausgebrannt, so fertig … diese Ruhe, diese Entspanntheit bei meinen Eltern …das macht mich ganz kirre. Seit Juli 2014 laufe ich auf 150% … ich denke, ich mache, ich tue, ich organisiere, ich rede, ich höre zu, ich bin immer da … und auf einmal ist es so ruhig. Und ich falle und falle und falle ….

Wisst ihr … vielleicht ist das jetzt alles total blöd und doof und völlig unpassend, aber … im Oktober 2014, als es dem Papa so richtig mies ging, habe ich zu meinem Mann gesagt: „Wenn hier alles vorbei ist, wenn wir uns um alle gekümmert haben, wenn alle wieder ihr eigenes Leben auf der Reihe haben …. dann wünsche ich mir ein Wochenende … nur du und ich … irgendwo in einem kleinen, schnuckeligen Hotel … mit einer ganz großen Wiese davor … mit einem Sonnenstuhl nur für mich alleine … mit einem Blick in die Berge … ohne Menschen in meiner näheren Umgebung … mit einem Latte Macchiato (gut, der muss natürlich ab und zu aufgefüllt werden, dafür würde ich dann auch einen anderen Menschen in meiner Nähe akzeptieren, aber auch nur dafür) … mit einem schmalzigen Cora-Heftchen in der Hand, bei dem man nicht denken muss … kein Telefon, kein Fernsehen, keine Gespräche … einfach nur ich!"
Irre, oder?! Ich mache Pläne für das „Danach“ … und dabei lebe ich doch im „Jetzt“ … und das „Jetzt“ ist gerade ziemlich gut … echt irre!
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