Einzelnen Beitrag anzeigen
  #679  
Alt 15.10.2014, 06:54
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.11.2010
Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.150
Standard AW: mama, nun bist du ein engel

Hallo ihr Lieben..
heute ist der zweite Todestag meiner Mami. Zwei Jahre und wenn ich dran denke, ist es als sei es erst gestern gewesen. So nah ist mir das alles noch.

Was hat sich in den zwei Jahren in puncto Trauer getan?
Nun, ich würde sagen, sehr viel. Es gab viele verschiedene Phasen und jede empfinde ich heut als wichtig. Ich habe, wann immer es ging, darüber geredet. Es liefen unsagbar viele Tränen und oft war auch ein lautes, schmerzhaftes Rufen nach meiner Mami dabei.
Die ersten Tage nach ihrem Tod war einfach nur der Schock da. Klar, wir Kinder wußten, daß sie den Krebs nicht überleben wird und wir haben uns viel über den Krankheitsverlauf informiert. Wir wußten, daß irgendwann das Leberkoma kommen wird und es danach kein zurück gibt. Doch als es dann eintrat, war es schlimm, sie nur noch mit geschlossenen Augen zu sehen. Und ihr Tod war etwas auf was man sich nicht vorbereiten kann. Ihre Beerdigung war furchtbar und dann kam diese Leere. Auf einmal war diese riesen Sorge um sie weg. Ich wußte oft nicht, wohin mit mir. Ich weinte viel und wollte es nicht wahrhaben. Auch eine Trauerphase. Ich durchlebte Sprachlosigkeit, Wut und dann auch die Erkenntnis des Endgültigen. Letzteres kommt auch heute immer wieder hoch.
Ich muß nicht mehr soviel weinen. Ich habe eine schöne Holztruhe, in der viele Dinge von Mami sind... ihre Brille und Lieblingsparfüm, ihre Ketten und auch ihr Handy. Am meisten aber berührt mich ihr Kleid,daß sie 6 Wochen vor ihrem Tod zu unserer Hochzeit anhatte. Lange hat es nach ihr gerochen und ich habe oft daran geschnuffelt und mich weinend reingekuschelt.Letztens hat meine Tochter mir Mamis Ausweiß und Führerschein gegeben. Sie hatte es noch vom Wohnung-Ausräumen bei sich. Das war nochmals heftig.
Im Moment habe ich nicht das Bedürfnis zu weinen. Ich bin sehr ruhig in mir. Sitze vorm Laptop und schau während dem Schreiben immer wieder ihr Bild an. Es ist natürlich Schmerz dabei, aber auch so eine Verbundenheit, die es zu ihren Lebzeiten nicht gab. Es ist anders, tiefer und unerschüttlich.
Mittlerweile bin ich hier im Hospiz zweiter Vorstand und auch die Schulung zur Sterbebegleiterin macht mir sehr viel Freude.Ich weiß, daß meine Mami stolz auf mich ist. Ihr Tod hat diese Berufung in mir erweckt.
Dafür bin ich dankbar.
Ich wünsche jedem hier, vor allen denen, die erst ganz frisch einen geliebten Menschen verloren haben, ganz viel Kraft und auch Zuversicht.
Eure Tine

Für meine Mami noch unser gemeinsames Lieblingslied:
http://www.youtube.com/watch?v=RYuuYrZuZpw
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
Mit Zitat antworten