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Alt 27.07.2004, 09:32
Gast
 
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Standard Psychologische Hilfe für Tochter ??

Hallo Else,

war auch Tochter in der gleichen Situation. Habe meinen Vater verloren an Krebs 1997 da war ich 31. Genau 4 Monate später wurde bei meiner Mutter Darmkrebs diagnostiziert. Ich bin fast verrückt geworden. Diese Verlustängste waren furchtbar. Ich habe meine Mutter ebenfalls täglich 2 x angerufen und da ich nur ein paar Straßen weiter wohnte, bin ich die ersten beiden Jahre auch jeden Abend vorbeigegangen.

Meine Mutter hat ähnlich reagiert wie Du und trotzdem habe ich es so gemacht, wie es für mich am besten war. Mit der Zeit haben wir schon versucht, wieder unser eigenes Leben zu leben, aber wenn ich ganz ehrlich bin, die Ängste waren bei mir immer da, selbst in Zeiten, wo meine Mutter als krebsfrei galt. Im Jahr 2002 ist der Krebs in Form von Knochenmetastasen und Lungenmetastasen wiedergekommen. Ich habe mein ganzes Leben hinten angestellt um nur für sie dazusein.Im Januar 2003 habe ich mich dann für 2 Monate im Büro freistellen lassen. Im Februar 2003 ist sie dann gestorben, am Ende hatte sie auch Hirnmetastasen.

Ich würde heute alles genauso machen, genauso oft zu ihr gehen, sie tagtäglich anrufen. Meine Eltern haben mir so viel gegeben im Leben und ich konnte davon nur einen kleinen Teil zurückgeben, in dem ich einfach da war als sie mich brauchten. Dies ist natürlich auch meine Sicht des ganzen und ich kann Deine Tochter gut verstehen. Ich glaube eigentlich nicht, das sie psychologische Hilfe braucht. Ich hätte damals keine in Anspruch genommen, weil ich es für ganz natürlich hielt, für den Menschen dazusein den ich so sehr liebe.

Und heute 1,5 Jahre später bin ich immer noch sehr traurig. Sie fehlen mir beide immer wieder sehr. Aber es gibt eine Zeit, die kann man sich nicht mehr zurückholen und ich denke in liebevoller Erinnerung an diese Zeit zurück die ich mit ihnen intensiv verbracht habe und das macht mich auch ein bißchen glücklich.

Liebe Else, dies ist jetzt meine Erfahrung. Vieleicht hilft sie Dir auch ein bißchen weiter, Deine Tochter besser zu verstehen.

Lieben Gruß Heike
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