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Alt 29.12.2013, 16:08
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sonne2001 sonne2001 ist offline
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Registriert seit: 05.09.2013
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Standard AW: Kleinzelliger Lungenkrebs, Stadium IV

Hallo Gerda,

vielen Dank für die liebe Anteilnahme. Ja es ist schwer, aber ich bin noch jung und das Leben geht weiter. Es vergeht kaum eine Minute, in der ich nicht an ihn denke. Heute ist der 1. Tag, wo ich mal keinen Trubel zu Hause habe. Mein ältester Sohn (23) ist wieder nach Hause gefahren (wohnt an der Nordsee). Ich habe aber noch 2 Kinder zu Hause (20,13).

Zu Deiner Frage: Wie sieht das Ende aus? - diese Frage habe ich mir auch immer gestellt. Ich arbeite seit Juli 13 nicht mehr, bin krank geschrieben. Das war damals eine sehr gute Entscheidung. Ich kann das mit meinem Arbeitgeber absprechen und kann mir so viel Zeit nehmen wie ich brauche.

Eins kann ich sagen, es wird nicht besser. Bei meinem Mann hat es ganze 4 Wochen gedauert. Er ist am 25.11.13 noch ins Krankenhaus gelaufen. Am 19.12. schon verstorben. Es ist eine elende Quälerei. Ich saß hilflos neben ihm und habe seine Hand gehalten. Er hatte starke Schmerzen, bekam schlecht Luft und hatte immer Panik er erstickt. Wichtig ist, dass er genügend Schmerzmittel bekommt, auch Morphium, egal, Hauptsache keine Schmerzen.

Mein Mann hat viel geschlafen. Arbeiten in diesem Moment - undenkbar -. Ich habe von Mittag bis Abend am Bett gesessen und war einfach nur da für ihn.

Im Krankenhaus mussten wir dann die Entscheidung treffen, nach Hause oder in ein Hospiz (er konnte nicht mehr aufstehen). Durch die Luftnot und weil wir auf dem Dorf wohnen hatten wir einfach nur Angst. Ich hatte Angst neben ihm zu sitzen und zusehen zu müssen wie er erstickt. Wir haben uns gemeinsam für ein Hospiz entschieden. Wir haben gerade 1 Woche auf den Platz gewartet, normalerweise dauert es länger. Es ist eine ganz tolle Sache, das Hospiz. Man findet dort Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit. Es bestand auch die Möglichkeit, dass ich auch dort übernachten kann. Leider war er nur 3 Tage dort, dann ist er gestorben.

Das Ende: Am Tag vor seinem Tod war ich wieder ab Mittag bei Ihm. Er hat eigentlich nur geschlafen. Manchmal haben wir ein paar Worte gewechselt, er war bei vollem Bewußtsein. Dann haben wir noch zusammen Abendbort gegessen, ich musste doch zu meiner 12jährigen Tochter. Wir haben uns sehr lange und intensiv verabschiedet - in diesem Moment war mir klar, ich sehe ihn nicht lebend wieder. Natürlich hätte ich bei ihm bleiben können, aber ich hatte auch Angst. Am nächsten Tag wollt ich 11.00 Uhr bei ihm sein. Ich hatte noch 10 Minuten Fahrt, als mein Telefon klingelt und die Ärztin sagte ich soll kommen, es geht ihm schlecht. Ich habe es nicht mehr geschafft. Als ich ankam war er verstorben. Er hat noch einmal tief Luft geholt, dann ist er gegangen(die Krankenschwester war dabei).

Dann musste ich mich kurz sammeln und bin in sein Zimmer. Da lag er als schläft er, ganz friedlich, ohne Schmerzen. Ich konnte mich dann in Ruhe von ihm verabschieden, hatte so 1 Stunde Zeit. Diese Zeit brauchte ich.

Er war innerlich zerfressen vom Krebs. Sein rechter Lungenflügel existierte nicht mehr. Er war voller Metastasen, Bauchspeicheldrüse usw., auch auf der Haut konnte man sie fühlen. Unglaublich in welch´ kurzer Zeit die gewachsen sind. Der Tod kam nicht durch ersticken. So wie es gesagt wurde, ist ein großen Gefäß eingeblutet. Er hat davon nichts mitbekommen. Es war eine Erlösung.

Ich habe 9 Monate nur gelesen in diesem Forum, war nicht im Stande zu schreiben. Erst kurz vor seinem Tod habe ich mich an Beiträgen beteiligt. Es tut einfach gut sich mit anderen auszutauschen. Du brauchst jetzt ganz viel Kraft! Nutze die Zeit die Euch noch bleibt intensiv! Sei da für deinen Mann und wenn es nur Deine Anwesenheit ist. Ich hatte auch große Angst vor dem Ende, keiner kann sagen wie es wird.

Liebe Grüße und viel Kraft
Susan
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