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Alt 18.10.2013, 18:37
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Danke ihr Lieben für eure Antworten!
Ich glaube auch dass diese kleinen Vorwürfe irgendwann mal in den Hintergrund rücken und viel Liebe und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit bleibt.
Ich denke halt dass ich noch sehr viel zum Aufarbeiten und zum Nachdenken habe, es ist ja wirklich noch nicht lange her dass Papa von uns gegangen ist. Ich weine auch irgendwie gerne wenn ich alleine bin weil es mir nachher besser geht. Mir kommt es vor als ob ich viel herausweine und danach ein bisschen erleichtert bin. Es tut mir gut wenn ich weine und ich fühle mich da auch Papa ganz nahe. Es ist einfach komisch!
Im tiefsten Inneren weiß ich dass Papa weiß dass wir ihn lieb haben und dass er sagen würde dass wir alles richtig gemacht haben aber manchmal tauchen einfach diese "wenn und aber" auf.

Womit ich auch gar nicht klar komme sind Situationen wo ich Menschen sehe die sich ganz ungesund ernähren, rauchen oder trinken. Ich frage mich selbst immer warum mein Papa, der auch geraucht hat, diese schlimme Krankheit bekommen hat und von dieser WElt gehen musste. Ich suche immer wieder nach Gründen warum gerade mein Papa wenn es doch so viele Menschen auf dieser Welt gibt die nicht unbedingt gesund leben.
Ich weiß, es sind unrichtige Gedanken die ich habe und ich dürfte mich das eigentlich nicht fragen aber trotzdem kommt es immer wieder in gewissen Situationen. Mein Papa hat niemanden auf der Welt etwas angetan, war immer hilfsbereit und ein wirklich toller Papa, also ein guter Mensch.
Woran liegt es also dass es manche Menschen "erwischt" und viele andere nicht?
Bei meinem Papa kann oder besser muss ich sagen dass er geraucht hat und ich hätte somit einen eventuelle Grund für die Erkrankung aber was ist mit den Menschen die überhaupt kein Laster haben und sich fast wie ein Baby ernähren und von dieser Krankheit betroffen sind?! Woran liegt es wirklich? An den Genen, an der Lebensweise, an den schmerzlichen Erfahrungen und Schockerlebnissen.? Ich denke viel darüber nach aber komme nie auf einen grünen Zweig! Es ist einfach unfair!

LIebe Peanutsandjelly! Es tut mir leid dass deine Mum auch an Lungenkrebs erkrankt ist und ihr diesen schweren WEg gehen müsst. Ich hatte auch immer Angst davor dass ich irgendwann meinen Papa gehen lassen muss und irgendwann ist dieser Tag dann tatsächlich gekommen. Es ist eine schwere Zeit für euch aber sauge die Momente auf die du mit deiner Mama gemeinsam verbringst. Ich habe die Blicke, die Gesten, den Geruch und einfach alles von Papa so gut es geht in mich aufgesaugt. Mir hat das irgendwann mal jemand hier im KK geraten und ich habe es dann bewusst gemacht und denke jetzt noch oft an diese intensive Zeit. Manchmal lade ich mir diese wertvollen Bilder bewusst in meinen Kopf und dann ist mir Papa besonders nahe. Es wird dir später einmal sehr helfen!
Auch ich habe nie gewusst wo ich die Kraft hernehme das alles auszuhalten. Habe immer wieder gedacht, jetzt geht es dann bald nicht mehr und ich breche zusammen. Auch das Arbeiten gehen wurde zu mühsam. Gerade als sich die Situation dann zugespitzt hatte habe ich einfach nur mehr gehandelt und überhaupt nicht mehr nachgedacht. Ich habe keine Gefühle mehr aufkommen lassen und wollte nur mehr dass es Papa so erträglich wie möglich ging. Glaub mir, du hast die Kraft! Ich weiß, es ist furchtbar schwer und es tut verdammt weh aber wir sind leider nicht in der Lage etwas zu beeinflussen, wir können nur DA-sein für unsere Liebsten! Und das sind wir!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und noch viele intensive Momente zusammen mit deiner Mama!

Alles Liebe ihr alle!
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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