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Alt 02.08.2013, 15:02
Arsinoe Arsinoe ist offline
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Standard AW: Kampfküken kämpft weiter

Hallo ihr Lieben!
Ich will mich wieder mal kurz melden, damit ihr beruhigt seid.
Nichts für ungut, wenn ich nicht alles lese und auf eure Beiträge eingehe. Ich habe zurzeit sehr wenig Gelegenheit, am Computer zu sitzen. Ich habe einerseits wenig Zeit, weil ständig irgendwer irgendwas von mir will oder dann bin ich zu müde ...

Dann will ich mal kurz über das Neueste berichten:
So weit ich mich erinnere, habe ich ja geschrieben, dass sich mein Dünndarm seinen eigenen Weg gesucht hat, um sich zu entleeren: Loch im Bauch/Fistel.
Das Loch ist in der Zeit hier in der Klinik für Tumorbiologie grösser geworden und nun etwa so gross, wie ein kleines Ei. Da es an einer blöden Stelle liegt, ist es schwieriger zu versorgen, als ein künstlich angelegter Darmausgang. Und es besteht halt immer die Gefahr einer Entzündung der Bauchdecke. Im Moment hat man das mit Antibiotika ganz gut im Griff.
Am Dienstag hatte ich einen Termin beim Chirurgen. Dieser sagte, an dem Loch könne er gar nichts machen (nicht verkleinern, kein „richtiges“ Stoma draus basteln, etc.). Da das Gewebe voller Tumore sei, würde die Wunde nicht heilen. Es gehe auch nicht zu, bleibt also – egal was man macht – offen.
Das Einzige, was er tun könne: Versuchen eine andere (tumorfreie) Stelle beim Dünndarm zu suchen und da ein Stoma anzulegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das möglich sei, sei aber sehr gering und man wisse es erst während der OP.
Ich habe mich dagegen entschieden, diese OP zu machen. Ich hätte danach 2 Löcher im Bauch. Die Entzündungsgefahr, die von der Fistel ausgeht, wäre dann zwar geringer, aber dieser „Vorteil“ ist mir das Risiko nicht wert, zumal ja nicht mal sicher ist, dass die OP klappt. Und dass die OP-Wunde richtig heilt und dass das Gewebe beim Stoma nicht auch bald mit Tumoren durchsetzt ist … Nee. Für mich ist die Entscheidung klar. Es gibt hier zwar Ärzte, die das anders sehen, aber ich habe meine Entscheidung gefällt. Eine solche OP würde mich zudem wieder mehrere Wochen kosten, die ich lieber geniessen möchte. Ich gehe nämlich nicht davon aus, dass ich noch lange lebe.
Ich habe zwar entschieden, diese neue Therapie, die noch in der Zulassungsphase ist, zu machen. Allzu grosse Hoffnungen – wie mein Mann – verbinde ich damit aber nicht. Wer weiss, vielleicht bekomme ich dadurch noch etwas Lebenszeit geschenkt … oder auch nicht. Ich mache es v.a. meinem Liebsten zu liebe. Klar, vielleicht geschieht noch ein Wunder. Ich wills ja nicht ausschliessen.
Vorvorletzte Nacht hatte ich das Gefühl, jetzt ist es vorbei. Ich wachte auf, weil es nass zwischen meinen Beinen war. Als ich unter die Bettdecke schaute, hatte ich einen Schock: Alles war voller Blut! Der Beutel über der Fistel war voll davon und quoll über. Der herbei gerufene Pfleger staunte auch nicht schlecht. Ich erlitt durch den Blutverlust natürlich auch einen Schock im medizinischen Sinn (Blutdruckabfall, etc.). Ich fühlte mich elender, als bei der Darmblutung vor gut 2 Wochen.
Irgendwie gelang es dem Arzt und Pflegepersonal, mich wieder zu stabilisieren, u.a. mit 4 Beuteln Blut.
Interessanterweise erholte ich mich von dem Ganzen recht schnell. Heute habe ich sogar alleine geduscht! Sitzend zwar, aber ich brauchte nur wenig Hilfe am Anfang und Ende.
Auch sonst geht es mit der Mobilität bergauf. Mein rechter Oberschenkel, den ich kaum bewegen kann, schränkt mich zwar ein, aber ich schaffe eigentlich jeden Tag ein wenig mehr. Seit ein paar Tagen kann ich ihn sogar wieder ein wenig anheben. Zum richtig Gehen reicht es nicht, ich bewege mich seit- oder rückwärts, aber immerhin! Aus dem Bett komme ich alleine, nur rein nicht, weil ich eben den Oberschenkel nicht so weit anheben kann.
Seit ich den 2. Darmausgang habe, habe ich auch nicht mehr so Krämpfe, etc. beim Essen. Ich geniesse jede Mahlzeit zumal hier unglaublich gut gekocht wird.
Mein Schatz kommt jeden Tag zu Besuch und wir versuchen es uns möglichst schön zu machen.
Soweit für den Moment. Ich hoffe, ich konnte eure Sorgen ein wenig vertreiben. Offensichtlich gehöre ich zu den Unkräutern …
Bitte geratet nicht gleich in Panik, wenn ich mich mal ein paar Tage nicht melde. Ich komme hier einfach kaum dazu. Schon während ich diesen Beitrag schrieb, wurde ich x mal von Leuten gestört, angefangen beim Pflegepersonal bis zum ärztlichen Direktor.
So nun wünsche ich Euch alles, alles Gute und nichts für ungut, dass ich auf Euch nicht im Einzelnen eingehe.
Liebe Grüsse von der unverwüstlichen Arsinoe
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