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Alt 11.07.2002, 09:51
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Morgen Lisa-Robbe,
... diese Organisation aus der Schweiz, von der Du sprichst, da bin ich auch Mitglied, hm-hm. Ich nenne jetzt hier aber keinen Namen, darf ja keine Werbung machen.
Diese Organisation ist ziemlich umstritten, obwohl sie schon recht viele Mitglieder hat. Es gab eben schon Fälle, wo man rechtlich daran zweifelte, ob diese Sterbehilfe auch wirklich nötig war. - Es ist aber ganz sicher nicht so, dass wenn Du gerade mal Lust zum Sterben hast, Du die Organisation rufen kannst, und die kommen dann und helfen Dir. Das Ganze wird dann schon SEHR genau angeschaut.
Und gerade WEIL es so umstritten ist, ... heisst das noch lange nicht, dass wenn jetzt Du z.B. im Koma liegst, Du sofort sterben darfst. Da spielen dann eine ganze Menge Dinge noch mit, wie die Teilnahme Deiner Angehörigen und die der Ärzte. Wenn die Ärzte alleine schon nicht mitspielen, gibt's bereits Probleme.
Aus diesem Grunde machst Du schon frühzeitig eine schriftliche Patientenverfügung. Darauf steht genau geschrieben, WANN und WIE Du die Sterbehilfe wünschst. (Aber schon alleine das ist schwierig, weil Du ja nie ALLE möglichen Situationen voraus sehen kannst.) Von dieser Verfügung gibst Du Deinem Hausarzt eine Kopie, eine weitere an Deine Angehörigen, ... und am besten noch eine Deinem Anwalt.
Wenn es erst WIRKLICH so unerträglich wird, weiterzuleben, wenn Du nur noch aus Schmerzen bestehst und es absolut keine Heilmöglichkeit mehr gibt, ... oder wenn Du - wie gesagt - im Koma liegst und das schon seit geraumer Zeit ... DANN kannst Du dieser Organisation Bescheid geben (oder Deine Angehörigen tun das). Je nach dem kannst Du wirklich den Tag und die Stunde selber auswählen, kannst bei Dir zu Hause sein und Dich von Deinen Leuten noch verabschieden. So viel ich weiss, gibt es da eine Tablette oder so.
Naja, SO gesehen hat das Sterben dann schon eine gewisse Würde und Dein eigener Wille wird wengistens akzeptiert (egal wie alt Du bist.)

Aber das Ganze ist eben Ansichtssache. Immerhin, wenn wir die Sache mit den Tieren vergleichen: Die Tiere können ja nicht selber ENTSCHEIDEN. Und DAS ist ja jener Teil, den wir Menschen den Tieren voraus haben: Wir sind fähig, Entscheidungen zu treffen. (Deshalb gibt es ja auch Kriege auf dieser Welt, nicht?) Und WEIL wir entscheiden können, können wir auch über Tod und Leben entscheiden. Naja, sei es über das Leben eines Tieres, ... oder im Krieg ... oder eben über unser eigenes Leben.
Tja, und mit ENTSCHEIDUNGEN treffen ... haben wir Menschen es uns immer schon sehr schwer getan, hm-hm!
Immerhin hat die Existenz so einer Organisation auch noch einen Vorteil in unserer heutigen Zeit: Man macht sich dann wenigstens GEDANKEN über das Sterben! - Aber weil diese Organisation so umstritten ist, zeigt es uns auch, wie SCHWIERIG es für uns heute noch ist, dieses Tabu-Thema überhaupt erst in den Mund zu nehmen.
Aber letzten Endes geht es ja nicht um das Töten, sondern um das Helfen beim Sterben. DAS ist dann wieder eine Ethik- und Moral-Frage in unserer Gesellschaft. Ist gut möglich, dass wir da noch lange nicht so weit sind.

So, eigentlich ist dieses Thema ein ganz anderes Thema, aber schlussendlich "gehört" es wohl auch ein bisschen hierher.
Aber jetzt will ich den Tag geniessen, ... woaw! Wir haben echt tolles Wetter hier! Da muss ich raus, raus, raus, ... durch die Steppe hüpfen!

Grüssli vom Känguruh
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