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Alt 22.02.2013, 21:59
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Danke ihr Lieben, ihr gebt mir so viel Kraft. Musste gerade wieder weinen. Ich bin im KH bei Papa so stark aber dann wenn ich alleine bin falle ich in mich zusammen.
Habe 2 schöne Fotos von Papa parat für den Fall der Fälle und mir auch über das ganze Jahr schöne Sprüche gesammelt. Irgendwie schäme ich mich dafür dass ich mich so früh schon auf das Äußerste vorbereitet habe.
Ich habe solche Angst dass es Papa doch besser geht als wir alle glauben, vom verwirrt sein meine ich. Dass es vielleicht viel zu früh sei mit dem Einzelzimmer. Vorhin hat er angerufen und gemeint er ruht sich jetzt ein wenig aus und sieht dann fern und gefragt wann wir morgen kommen. Da ist er doch völlig klar im Kopf. Ich versteh das alles nicht.
Er hat es uns übrigens nicht gesagt dass er eine Windelhose trägt. Ich habe es gesehen als er die Füße ins Bett hob. Ich weiß jetzt nicht ob er es selbst nicht weiß oder ob er es uns einfach verschweigt weil er sich vor uns schämt oder wir nicht wissen sollen dass es schon so weit ist.
ES ist einfach so grausam, seit man ihm das alles mit Palliativ, Pflege und keine Chemos, usw. sagte hat er innerhalb von 2 Tagen abgebaut. Vor drei Tagen sind wir noch mit ihm im Fernsehraum gesessen und haben schifahren geschaut und er hat da nicht mal Sauerstoff gebraucht. Und jetzt geht alles auf einmal so schnell. Ich glaube er hat das was die Ärzte und Schwestern gesagt haben nicht verkraftet. Oder es wäre so und so gekommen. Ich weiß es nicht aber ich grüble immer wieder darüber nach.

Ich bin so froh euch zu haben, ich hab sonst niemand zum Reden außer euch und Mama. Aber Mama ist auch schon so fertig und muss zusehen dass sie selbst den Boden unter den Füßen nicht verliert.

Sie hat in der Pension immer einmal die Woche in einem Modegeschäft ausgeholfen weil es ihr Spass machte. Heute bekam sie den neuen Dienstplan für dieses Monat. Sie hätte da mehrere Dienste und auch unter der Woche wo ich in der SChule bin und niemand daheim wäre.
Wenn wir Papa heimbekommen muss aber jemand da sein.
Sie hat dann heute gleich dort angerufen und sozusagen "gekündigt". Sie kann ihre Dienste nicht mehr einhalten. Das hat ihr natürlich auch unheimlich weh getan weil es ja ein bisschen "normales Leben schnuppern" war und es ihr so Spass gemacht hat. Aber ich kann ihr da nicht helfen, ich muss in die Schule. Es ist alles so sch...ße!
Ja, Papa weiß glaub ich dass seine Reise bald beginnt und wir alle loslassen müssen.
In diesem Jahr habe ich erst richtig begriffen was mir mein Papa wert ist und wie sehr ich ihn brauche und wie lieb ich ihn hab! Es ist so furchtbar, ich will ihn nicht hergeben.
Mama sagte heute dass er seinen Charakter jetzt ein bisschen verändert. ER ist auf einmal wieder so spitzbüberisch wie er früher war als sie ihn kennenlernte und das war eigentlich die Eigenschaft die sie an ihm so faszinierte. Er hatte es im Laufe der Jahre verloren und ist ernster geworden. Nun ist er wieder so. Es ist alles so eigenartig!
Ich fühle mich wie in einem schlechten Film wo wir die Hauptrolle spielen. Ich funktioniere nur mehr und versuche so wenig wie möglich nachzudenken und so wenig wie möglich Gefühl ins Spiel zu bringen. Leider gelingt es mir nicht immer, wie zuerst zum Beispiel.
Mein einziger Wunsch ist jetzt dass mein Papa nicht leidet, psychisch leidet meine ich (Schmerzen hat er ja keine und die Atemnot war heute auch nicht so schlimm, auch der Husten nicht).
Danke, dass ihr an uns denkt!
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