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Alt 21.02.2013, 07:45
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Guten Morgen Nina,

oh, ich wusste nicht, dass du Lehrerin bist! Ich habe auch mal auf Lehramt studiert, aber damals wollte ich lieber nicht unterrichten und habe dann gewechselt zu Magister. Wie dumm von mir, denn als allein erziehende Mama wäre es optimal gewesen, als Lehrerin zu arbeiten. Heute könnte ich mir das gut vorstellen, da ich mit den Teenies prima zurecht komme. Aber nun ist es zu spät und da bin ich halt ein "Marketing-Fuzzi" geworden

Ich habe keine Medikamente genommen, aber ich brauchte sie auch nicht. Bis auf meine Ruhelosigkeit und die Schlafstörungen und die daraus resultierende Erschöpfung kam ich ganz gut klar. Aber ich würde jedem empfehlen, zum Arzt zu gehen und sich Unterstützung zu holen, wenn man sie benötigt. Es ist ja kein Makel, wenn man etwas nimmt!!! Ich glaube, ich habe mir nur Globuli geholt, aber ich weiß gar nicht mehr, welche das waren. Da du ja jeden Tag vor ca. 20 bis 30 Schülern stehst und volle Konzentration angesagt ist, solltest du schon mit deinem Arzt sprechen. Kinder sind ja sensibel und das auch im negativen Sinn... Die merken schnell, wo man seine Schwachstelle hat.

Ich kann dich so gut verstehen! Das ist eine ganz, ganz schwierige Situation, denn wenn man erkennt, dass es keinen Strohhalm mehr geben wird, an den man sich klammern kann und dass auch das erhoffte Wunder ausbleibt, dann tut das so weh, dass man das Gefühl hat, es nicht mehr ertragen zu können. Ich weiß, dass ich an dem Punkt eine irrationale Angst entwickelt habe, dass mein Vater ja allein gehen müsste. Wir bleiben zusammen und er musste seinen Weg allein fortsetzen. Da habe ich drei Bücher von Elsiabeth Kübler-Ross gelesen über das Sterben und den Tod und die Vorstellung, dass wir alle einen Schutzgeist oder etwas Ähnliches haben, der uns unser ganzes Leben begleitet, hat mich sehr getröstet. Dieser Schutzengel ist immer bei uns und er hilft auch beim Übergang. Mag jetzt blöd klingen, aber ich habe den Schutzengel meines VAters gebeten, sich mir irgendwie zu zeigen, damit ich weiß, dass es ihn gibt. Das hat er dann auch getan und ich war so beruhigt. Da legte sich eine innere Ruhe über mich und ich habe davon meinem Papa auch erzählt. Ich weiß nicht, ob ihn das vielleicht auch beruhigt hat, aber mir hat es geholfen zu wissen, dass wir nie ganz allein sind. Dennoch hat man eine gewisse Angst vor dem, was da kommt, doch mit dem Wissen, dass mein Vater auch dann nicht allein sein würde, konnte ich es ganz gut überstehen.

Ich kann dich auch verstehen, dass du weiterhin voll arbeiten willst. Bei uns war es auch so, dass meine Mutter ja rund um die Uhr daheim war und ich sie dann in meiner Freizeit unterstützt habe. Am Schluss wollte ich dann aber mehr Zeit für meinen Papa haben und das wurde mir auch ermöglicht.

Ganz liebe Grüße
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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