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Alt 13.01.2013, 00:22
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst... Jetzt, wo fast alle weg sind...

Hi Miri!

Ich glaube, da hast Du mich evtl. etwas falsch verstanden. Ich meinte nicht die Empathie bezüglich meiner Situation, sondern generell. Wobei, vielleicht resultiert das eine aus dem anderen.

Wie soll ich das erklären. Also, ich hab zum Beispiel eine Vorgesetzte, die immer extrem auf tough macht, im Grunde aber nur total frustriert ist. Und sie legt ihre Maßstäbe an alle anderen an, und das ist total ungerecht. Sie gönnt ner Kollegin, die ne Zahn-OP hat, die anschließenden Krankentage nicht. Sie nervt mit immerwährenden Kommentaren zu Haltung und allem, was sie nix angeht.
Früher war es mir egal. Jetzt macht es mich nur aggressiv.

Das Nichtverstehen, von dem Du sprichst, kenne ich. Ich muss sagen, ich bin ganz froh, um meinen kleinen Freundeskreis. Die Mädels lassen mich in Ruhe. Wenn ich mich melde, ist es gut. Sie melden sich auch ab und zu, um mich wissen zu lassen, dass sie da sind. Und das tut gut. In der Arbeit sind viele selbst Halbwaisen, eine Kollegin hat ne Mom im Pflegeheim. Wir konnten also gut Erfahrungen austauschen. Und die Gedankengänge sind zuweilen sehr ähnlich. Vor allem bei den Kolleginnen, deren Väter auch an Krebs gestorben sind. Da fallen oft Worte wie Erleichterung oder Erlösung und Qual. Und Tod als Ende von Qual.

Meine Mom hat neulich mal was schlaues gesagt. Da war ich mal wieder geknickt, und hab meinen Dad und meinen Bruder sehr vermisst. Und sie meinte, naja, wir hätten uns doch gewünscht, dass die beiden Erlösung und Frieden finden mögen. Weil sie Schmerzen hatten. Weil sie immobil waren. Weil ihr Verstand nicht mehr funktionierte. Weil sie abrupt aufhörten sie selbst zu sein. Oder schleichend. Je nachdem, wen man betrachtet. Weil Lebensqualität. Vor allem aber weil Schmerzen.
Also wir haben uns es gewünscht, und dummerweise übersetzt der Wunsch sich aufgrund mangelnder Alternativen auch in ein "lieber Gott, nimm sie zu dir", falls man an Gott glaubt. Oder in ein "lass los, geh, wir schaffen es". Und wenn sie dann gegangen sind, oder vom lieben Gott abgeholt wurden, je nachdem, wie man es sehe mag, ist es doch ein ziemlich Unfaires, eine Rückgabe zu fordern.
Hat die Mom gesagt. Hat Sinn gemacht. Bedeutet jetzt nicht, dass ich weniger vermisse. Aber es ist gut, daran erinnert zu werden, dass der Zustand, dem sie entkommen sind, einer war, in dem ich selbst nicht existieren möchte.

Ganz liebe Grüße,
Mari
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