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Alt 12.08.2012, 11:42
Seestern09 Seestern09 ist offline
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Standard AW: Mutter verstorben...

liebe delta,

deine mama ist nun ein engel und das tut mir so leid für dich der verlust einer mutter in unserem alter ist nicht einfach...da kommen mir gleich wieder meine eigenen erinnerungen hoch.
ich kann deine worte vollkommen verstehen, dass es dich stolz gemacht hat, die ganze zeit mit ihr verbracht zu haben. ich war auch sehr froh, dass ich jeden tag zu meiner mum ins hospiz gegangen bin. auch wenn es mir jedes mal sehr schwer gefallen ist, so habe ich das gefühl, für sie da gewesen zu sein und sie nicht alleine gelassen zu haben. ich hätte nicht bei mir zu hause sitzen können, während sie dort liegt und auf ihr ende wartet. -.- unsere mütter haben das auch gespürt, dass wir für sie da sind. es sind schließlich mütter. sie ziehen sich die krraft aus uns.. und letztendlich hatten sie damit die kraft zu gehen. meine mum konnte ganz friedlich einschlafen, darüber bin ich sehr froh. bei deiner mum hört es sich allerdings etwas dramatischer an, was ich sehr schlimm finde und es mir auch sehr schwer für dich und deinen vater vorstelle, sie doch noch so erleben zu müssen. ihr seid so tapfer! schön, dass ihr ihr den letzten wunsch noch erfüllen konntet, bei euch zu hause sterben zu können. das hat sie sicherlich nochmal sehr glücklich gemacht.

ich finde es traurig, was du über deinen vater erzählt. ich kann es aber auch verstehen, dass er wie in ein unendliches loch fällt. schließlich ist sein leben nun nicht mehr sein leben.. er muss alleine klar kommen, alleine planen, allein leben. auch wenn ihr kinder noch da seid. ihr seid nicht sie.. und ich verstehe auch, dass er nicht mit dir reden will. meine tante hat sich auch in der ganzen zeit sehr schwer getan, ihre ängste und befürchtungen vor mir raus zulassen bzw. sogar mit mir darüber zu reden. denn in ihren augen ist sie die ältere, die die die stärke ist und doch viel besser damit umgehen müsste und sich um mich kümmern muss. so wird es deinem vater auch gehen. du bist schließlich sein kind. er muss für dich da sein, nicht du für ihn. so wird er das sicherlich empfinden. auch wenn das nicht stimmt.. jeder ist für jeden da und du bist schließlich auch erwachsen und verstehst die dinge. das wirst du deinem vater klar machen müssen.. der freund meiner mum hat sich immer sehr verschlossen und irgendwie auch manchmal für seine tränen geschämt. aber wenn wir zusammen geweint haben, hat er gemerkt, dass wir füreinander da sind und nicht nur er für mich. somit konnte auch besser los lassen und mittlerweile reden wir auch gut darüber zusammen. vllt musst du deinen vater auch erstmal ein bisschen in ruhe lassen. jeder trauert anders und nicht jeder will immer gleich reden. er muss die situation erstmal verstehen und annehmen und mit sich selbst ausmachen.. aber du musst auf jeden fall dafür sorgen, dass er nicht trinkt.. denn das bringt ihm nichts. und bitte, denke auch an dich. du kommst vllt jetzt besser damit klar als dein vater und vllt empfindest du es auch so, dass du eigentlich gut damit zurecht kommst. aber über kurz oder lang wirst auch du den elendigen schmerz und verlust fühlen und dann brauchst du jemanden, der für dich da ist und dann musst du auch mal an dich denken. denn ich weiß nicht, ob du noch in die schule gehst oder eine ausbildung machst.. aber du hast noch deine zukunft. und deine mum hätte es sicherlich gewollt, dass du diese gut meisterst. meine mum hat mir in einen brief geschrieben: bitte sei nicht mehr traurig wegen mir. alles wird gut. .... daran denke ich immer, wenn es mir mal wieder schlecht geht. sie wollte nicht, dass ich wegen ihr weine, sondern, dass ich noch vorn gucke und mit ihrer karft alles schaffe, was ich will. sie war immer eine kämpferin und nun kämpfe ich für uns.

ich bin mir sicher, dass du es schaffst und den richtigen weg findest, mit den dingen umzugehen und deinen vater zu trösten. vllt sucht ihr auch eine trauergruppe oder wendet euch an ein hospiz. dort seid ihr nicht allein. dass du hier schreibst, ist ja schon ein guter anfang für dich.

sei lieb gedrückt
seestern
__________________
Über die Zeit lernen wir mit dem Verlust umzugehen,
wir müssen es einfach ertragen,
aber die Einsamkeit und die tiefe Trauer bleiben immer.

meine geliebte Mama
24.03.1964 - 22.05.2012

Diagnose Glioblastom Januar 2012.. 5 Monate.. es ging viel zu schnell
Erinnerung an eine Kämpferin
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