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Alt 08.08.2012, 04:51
nicole35 nicole35 ist offline
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Registriert seit: 22.07.2012
Ort: bochum
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Standard AW: Verzweifelung, Trauer und große Angst

liebe ravenna,
gern will ich dir unsere geschichte erzählen,
als ich meinen mann vor 7jahren das erste mal sah,war es liebe auf den ersten blick,ich wusste,er ist es!!!
und ich habe mich nicht geirrt,mein mann hatte damals schon immer mal wieder und immer öfter stechende kopfschmerzen,di bis in das gesicht strahlten.
er ging damals zum arzt und wurde von pontius zu pilatus geschickt,er war beim zahnarzt,orthopäden,neurologen,war in der röhre....nichts,man speiste ihn damit ab,das er eine augenmigräne hätte.
mein mann schluckte teilweise bis zu 30 tomapyrin am tag,um seine arbeit machen zu können.
so ging das fast 5 jahre!
am 23.01.11 kam ich von der arbeit und mein mann lag apatisch auf der couch und konnte kaum noch reden vor schmerz,ich pckte ihn ins auto und fuhr direkt zu klinik mit ihm ,dort angekommen,hatte er bereits einen puls von 217zu 227!!dann ging alles ganz schnell und ich fand mich auf der onkologie-station .
sofort wurde ihm ein 3,5cmgrosser tumor aus dem kleinhirn entfernt,ich kann gar nicht mehr sagen,was ich gefühlt habe,es ging alles so schnell,mein mann an all den apperaten angeschlossen zu sehen,das alles war sehr beänstigend für mich.
bereits 2 tage nach der op ging es ihm sichtlich besser und wir dachten,wir hätten das schlimmste durch...leider sollte es so nicht sein.
nach einer woche folgte ein arztgespräch,der tumor sei eine metastase gewesen der hauptherd liege in der lunge.Bam....Lungenkrebs!!
mein mann steckte auch das weg,er war immer verdammt stark,wollte immer kämpfen und das tat er auch,die ersten 2 chemos hat er super weg gesteckt,auch die bestrahlung machte ihm nicht viel aus,er ging sogar arbeiten.
bei der letzten chemo ging es ihm dann seit januar dieses jahres schlechter und er bekam taubheitsgefühl und schmerzen in armen und beinen,er konnte nicht mal mehr schuhe anziehen ohne grosse schmerzen zu haben.
von da an lag er sehr viel bis zum 16.05.12 von einem tag auf den nächsten konnte er sich gar nicht mehr bewegen,in meiner panik bin ich wieder sofort in die klinik mit ihm.
in der klinik dann der befund,der krebs hätte das knochenmark,die leber,die nebennieren und die nerven befallen,ich solle mir bewusst sein,worauf das hinauslaufen würde sagte der arzt gab mir die adresse eines hospizes und ging,ich war wie in trance,hatte tausend fragen,aber angst vor antworten.
ich beschloss den flyer des hospizes weg zu werfen und mit meinem schatz da durch zu gehen.
von da an wurde nur noch palliativ therapiert.
nach einer woche merkte ich,das sich bei meinem mann im bereich des gesässes etwas veränderte,sagte es direkt der schwester und dem arzt,man gab mir eine körperlotion schaute aber nicht nach.
nach 2 wochen hatte sich bei meinem mann ein dekubitus 3 grades gebildet,,es folgten 3 ops,um das nekrotische gewebe zu entfernen,bei jeder op hatte ich angst,da er ja nicht länger beatmet werden konnte und auch nicht lange auf dem bauch liegen konnte,doch auch diese ops überstand er.
man versuchte das problem in den griff zu bekommen,was aber mangels ausbildung oder interresse der schwestern nicht gut klappte.
mittlerweile lag mein mann 9 wochen nur wegen des dekubitusses in der klinik,ich war jeden tag 15stunden bei ihm,übernachtete bei ihm,eine zeit,die uns noch näher zusammen führte.
nach 11wochen krankenhaus hat er sich dann auch noch den esbl keim eingefangen,in lunge wunde,blase und darm.
er bekam einen künstlichen darmausgang.
nach12wochen entliess man meinen mann in völlig desolatem zustand nach haus,wo ich schon alles für den grossen tag vorbereitet hatte,endlich war er wieder da,das hatte er sich so herbei gesehnt!
ich durfte ihn noch genau 1woche zu hause auf seiner reise begleiten,am 20.07.12 um 17.06uhr schlief er dank der palliativen hilfe zu hause ganz friedlich ein.
und jetzt bin ich allein.
das schlimmste ist,er wurde obduziert,um die todesursache fest zu stellen,da man fremdverschulden seitens der klinik nicht ausschliessen kann.
ich habe den bericht noch nicht bekommen,ich weiss nicht,wie ich damit leben kann,das mein schwerstkranker mann vielleicht nicht einmal an seiner krankheit gestorben ist ,sondern am unvermögen anderer menschen,man hat ihm seine letzte zeit so schwer gemacht und immer ist er ruhig und hoffnungsvoll geblieben,hatte nie groll auf irgend jemanden.er war und ist mein leben,ich hatte die ehre die frau an seiner seite sein zu dürfen,und danke dem liben gott,das er mir die ganz grosse liebe geschenkt hat.
ich weiss noch nicht,wie jetzt alles weiter gehen soll,darüber hab ich mir trotz dieser krankheit auch nie gedanken gemacht,und auch jetzt bin ich nicht in der lage,weiter zu denken,es ist alles noch so irreal,nichts wird sein,wie es mal war,er lässt eine riesen lücke in meinem leben,die sich nie ganz schliessen wird.
in meinem herzen trage ich ihn mit mir,wo immer ich bin.
so,das war in relativer kurzfassung nun also unsere geschichte
danke das ich sie erzählen durfte
traurige grüsse...nicole
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