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Alt 27.07.2012, 03:57
Schneeweißchen Schneeweißchen ist offline
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Standard AW: Weißes Haar nach Chemotherapie?

Vielen Dank an alle, die hier geantwortet haben. Nachdem die Ärzte mir auf meine Fragen hin das Gefühl gegeben haben, dass sie von einer Farbveränderung bis dahin nix gehört haben, habt ihr mir bestätigt, dass ich kein Sonderfall bin.

Zitat:
Zitat von Andrea Pancoast Beitrag anzeigen
Hallo Schneeweißchen,

ich hatte die letzte Chemo Anfang Mai, die Haare wachsen, sehr spährlich und zum Teil auch weiß nach. Da ich keine Kopfbestrahlung hatte (habe Pancoast-Tumor) nehme ich an, dass die Chemo (das Cisplantin) mich von 0 auf 100 in die Wechseljahre geschickt hat. Wirklich frustrierend, dass man Chemo, Betsrahlung, den ganzen Dreck hinter sich bringt, und dann auch noch mit diesem Frust kämpfen muss. Mit meinem Prof. kann ich darüber nicht reden, "Fr. K. Sie kämpfen um Ihr Leben ..". Tja, will ich ja gerne tun, aber warum darf ich dabei nicht wenigstens meine Rüstung tragen?.

Falls jemand mal eine Tip zum Thema Haarwuchs hat, herbei damit!!

LG ANdrea
Hallo Andrea,
ich hatte GsD das Glück, dass ich mich von meinen Ärzten mit all meinen Fragen immer ernst genommen gefühlt habe. Und da bin ich für mich wirklich froh, dass sie sich nicht hinter solchen Bemerkungen vor der Beantwortung gedrückt haben und auch mal zugegeben haben, wenn sie etwas nicht wussten!

Ich weiß nicht, wie alt du bist. Ich bin 51 und habe bis zur Diagnose zwar schon die ersten Anzeichen der Wechseljahre gespürt, seit der Chemo habe ich aber auch das Gefühl, dass ich damit nu durch bin. Ich muss allerdings sagen, dass mich das nicht wirklich traurig macht. Zusätzliche Beschwerden dadurch habe ich bisher jedenfalls nicht.

Deine Aussage, "... warum darf ich dabei nicht wenigstens meine Rüstung tragen?" hat mich sehr nachdenklich gemacht.

Als nach der ersten Chemo meine Haare büschelweise ausgefallen sind, hat es mich mehr deprimiert, als ich vorher gedacht hätte. Ich wusste ja, was auf mich zukommt, da meine Mutter vor 5 Jahren nach ähnlicher Diagnose verstorben ist. Bei der zweiten Chemo habe ich versucht, das Positive an den Medikamenten zu sehen. Mit der Chemo sind in meinen Gedanken "kleine Giftzwerge" in meine Venen geschickt worden. Die habe ich immer wieder beschworen: Macht den Tumor kaputt. Auch so ein büschen "rundherum". Dadurch fiel es mir persönlich leichter, die unangenehmen Begleiterscheinungen (Haarausfall, Übelkeit und andere Beschwerden) etwas besser zu akzeptieren.
Gerade in den letzten Tagen empfinde ich die haarlose Zeit als sichtbares Zeichen, wie verletzlich ich derzeit bin. Allerdings auch nur für mich selbst, wenn ich in den Spiegel schaue, wenn ich unter Leute gehe, trage ich meine Perücke. Da ich selbst immer (gerne) die starke Frau gewesen bin, erstaunt es mich selbst, dass ich eigentlich meine momentane Schwäche (sowohl körperlich als auch psychisch) am liebsten nicht mehr verstecken möchte.

Da ich aber weiß, dass die meisten Außenstehenden sehr verunsichert sind, wenn sie mit lebend(ig)en Krebskranken konfrontiert werden, erspare ich ihnen das lieber. Und außerdem möchte ich nicht von irgendwelchen Leuten einfach nur bemitleidet werden (ich kann mir nun vorstellen, wie es manchen Menschen mit einem körperlichen Handycap geht).

Ich wünsche dir, dass du erst einmal für dich deine eigene derzeitige durch die Krankheit bedingte Schwäche akzeptieren kannst und (vorübergehend) in einer Perücke deine "Rüstung" nach außen findest. Dein Körper und deine Psyche haben im Moment wesentlich wichtigere Aufgaben, als sich um die "Welt da draußen" zu kümmern. Hmm, sage ich jetzt etwa genau das, was dein Arzt vielleicht meinte? Ist nicht meine Absicht gewesen, habe deine Enttäuschung über seine Aussage sehr wohl verstanden (hätte mich ansonsten wohl auch nicht mit meiner Ausgangsfrage an dieses Forum gewandt). Vielleicht sind wir mit unserer Krankheit auch noch empfindlicher gegenüber Äußerungen von Außenstehenden. Ich fühlte mich letztens sehr verletzt durch eine (wahrscheinlich gut gemeinte) Aussage einer guten (und lieben) Bekannten. Wahrscheinlich dadurch ermutigt, dass ich mit den meisten Bekannten sehr offen über meine Krankheit spreche, sagte sie mir bei einem Besuch, dass sie immer gedacht hätte, dass man bei Krebs doch eigentlich immer stark abnehmen würde (ich bin nicht schlank, hatte vor meiner Krankheit 96 kg und nur in den ersten 4 Wochen 12 kg abgenommen, danach - abhängig von der Übelkeit/Appetitlosigkeit durch Chemo - immer wieder 2 -3 kg zu- und abgenommen). Durch die wenige Bewegung ist natürlich in den Zeiten, wo ich Appetit hatte, eher wieder etwas dazugekommen. Mich hat diese Aussage gekränkt. Zum Einen natürlich, weil ich mich selbst nicht besonders attraktiv finde, aber auch, weil ich mich gefragt habe, ob meine Krankheit erst ernst ist, wenn ich ausgemergelt aussehe. Albern, oder? Ich habe mir vorgenommen, ihr irgendwann zu sagen, wie diese Aussage bei mir angekommen ist.

Ich möchte dir nur empfehlen, deine Kraft nicht für Äußerlichkeiten zu vergeuden. So blöd sich das anhört, aber ich habe in den letzten Jahren niemals viel für mich und mein Wohlbefinden getan. Plötzlich kann ich das, ohne (hoffentlich) andere vor den Kopf zu stoßen. Und darüber freue ich mich.

Dir und natürlich auch allen Anderen wünsche ich alles Gute!

LG Schneeweißchen

Geändert von Schneeweißchen (27.07.2012 um 04:17 Uhr)
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