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Alt 14.07.2012, 04:10
Schneeweißchen Schneeweißchen ist offline
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Standard AW: Diagnose vier Monate vor der Rente

Hallo Sonja,

habe mich gerade erst hier angemeldet und bin dadurch auf deinen Beitrag gestoßen. Hoffe, dass es deinem Vater inzwischen besser geht und du diesen Beitrag trotzdem liest.
Auch ich bin (Ende Februar) mit O2-Bedarf nach Hause entlassen worden. Da es mir nicht wirklich gut ging haben die Ärzte lange überlegt, ob sich mich (als Alleinstehende) in meine Wohnung im 2. Stock ohne Aufzug mit 36 Stufen entlassen können oder ob ich in die Kurzzeitpflege muss. Bin mit mulmigem Gefühl auf eigenen Wunsch nach Hause gegangen (habe mir eine Haushaltshilfe für Einkäufe und Wäsche "gegönnt", da ich zum Glück niemanden für die Pflege brauchte. Anfangs hatte ich einen Horror davor, das Haus für Arztbesuche verlassen zu müssen und habe - trotz vieler Pausen - nach dem beschwerlichen Aufstieg dankbar mein O2-Gerät in Anspruch genommen. Letzte Woche konnte ich es wieder abholen lassen, da ich es seit April nicht mehr benötigte. Bin nicht viel jünger als dein Vater (51 Jahre alt), man darf aber nie vergessen, dass auch bei ähnlicher Diagnose die Krankheit immer wieder individuell zu sehen ist und nicht mit Patienten scheinbar gleicher Diagnose verglichen werden darf. Trotzdem erzähle ich mal aus meiner eigenen (bisher positiven) Erfahrung:

Hat/hatte dein Vater durch den Tumor eine Stimmbandlähmung? Wie mir mein Logopäde kürzlich erklärt hat, kann eine Lähmung der Stimmbänder auch nach Rückbildung eines Tumors für Atemnot beim Sprechen oder anderer Anstrengung verantwortlich sein. Mir persönlich haben die Übungen beim Logopäden relativ schnell geholfen, auch den Treppenaufstieg mit immer weniger Beschwerden zu bewältigen.

Zu Psychoonkologen kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass diese mir eine große Stütze sind. Allerdings wohl vor allem deswegen, weil ich selbst den Kontakt gesucht habe und mich ihnen daher auch öffnen kann und bereit bin, eine solche Hilfe für mich in Anspruch zu nehmen. Das könnte für deine Eltern vielleicht schwierig sein, weil es auch heute noch für einige Leute schwer ist, sich den Bedarf einer solcher Unterstützung einzugestehen. Vielleicht kommen deine Eltern aber auch tatsächlich ohne eine solche Unterstützung gut zu Recht. kannst es ja unabhängig davon für dich selbst in Anspruch nehmen und vielleicht sogar mit deinen Eltern dann über deine eigenen Erfahungen reden. Denn Offenheit (sowohl seitens des Erkrankten als auch seines Umfeldes) scheint mir persönlich das Wichtigste im gegenseitigen Umgang zu sein.

Ich wünsche dir (und deiner Mutter und anderen Angehörigen) ganz viel Kraft und deinem Vater, dass er seinen Lebensmut nicht verliert.

Da ich meine Mutter in den letzten Wochen bis zu ihrem Tod begleitet habe weiß ich als jetzt selbst Erkrankte nicht, welche Seite wirklich die Schlimmere ist. Mit meiner eigenen Diagnose kann ich wesentlich besser umgehen als vor 7 Jahren mit der meiner Mutter.

Mit den besten Wünschen für dich grüßt dich
Schneeweißchen
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