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Alt 18.06.2012, 09:17
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Liebe Michaela,

ich denke, dass all das, was dich momentan quält und umtreibt nun einmal deine Art der Trauer ist. Wenn es dich sehr belastet, dann solltest du überlegen, ob du eine Trauerbegleitung in Anspruch nimmst. Hospizvereine bieten dies in der regel an. Es gibt die Möglichkeit, dort eine Trauerbegleiterin zu kontaktieren und Einzelgespräche zu führen oder du kannst dich auch einer Gruppe anschließen. Oft sind dies offene Gruppen, zu denen man jederzeit hinzustoßen kann. Es gibt allerdings auch geschlossene Kreise. Ich bin der Ansicht, dass wir meist keine psychotherapeutische Behandlung benötigen sondern offene Ohren und Verständnis für den Schmerz und die Sehnsucht, die Trauer eben. Daher ist man eigentlich ganz gut bei Trauerbegleitern aufgehoben. In der Regel sind das Menschen, die auch im Hospiz arbeiten (oft auch ehrenamtlich) und die eine Ausbildung in Trauerbegleitung gemacht haben. Du kannst ja mal schauen, ob es in deiner Nähe so etwas gibt.

Zu deiner Mama... Es ist schwierig, auch deine Mama trauert und zwar auf ihre Art und Weise. Sie hat ihren Partner verloren und es braucht sicherlich Zeit, bis sie wieder im Leben ankommt und ihren Alltag so bewerkstelligen kann, wie du es gewohnt bist. Wir dürfen nicht vergessen, dass sie sozusagen ihre Perspektive verloren hat. Ihr Leben ist komplett aus den Fugen geraten, sie muss mit dem Alleinsein fertig werden und es gibt nur die Stille daheim. Das ist schwer zu ertragen, vor allem, wenn man so lange mit dem geliebten Menschen zusammen gelebt hat. Da kann es durchaus sein, dass ihr der Haushlt und das Drumherum eben derzeit egal sind. Ich persönlich finde es wichtig, dass deine Mutter weiterhin einen halbwegs geregelten Tagesrhythmus beibehält, dass sie für sich Mahlzeitne zubereitet und eben für sich sorgt. Da finde ich es weniger schlimm, wenn die Fenster nicht geputzt sind und Staub auf den regalen liegt. Na und?! Es läuft ihr nicht davon und wenn sie wieder mehr Energie hat, dann wird sie sich schon dran machen. Wichtig ist, dass sie sich nicht verschließt und schön finde ich, dass du sie immer besuchst. So hat sie die Möglichkeit, sich mit dir auszutauschen. Du hast aber recht, du kannst natürlich nicht alles auffangen, weil du deine Familie und dein Leben hast. Und natürlich auch deine Trauer. Vielleicht kannst du auch deiner Mutter vorschlagen, sich einer Trauergruppe anzuschließen? Es wäre sehr gut, wenn sie mit Frauen in ähnlicher Situation Kontakt aufnimmt, weil man sich dann weniger allein fühlt.

Liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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