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Alt 31.01.2012, 10:59
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo,

nun ist es schon über ein halbes Jahr her, dass mein Papa von dieser Welt gegangen ist. Auf der einen Seite kommt es mir schon so lange vor, auf der anderen Seite sehe ich die Bilder vor mir, als wäre es erst gestern passiert.

Meistens habe ich so viel Arbeit, dass ich tagsüber kaum zum Nachdenken komme und abends geschafft bin.
Manchmal kommen aber doch so Gedanken hoch, die sofort wieder die Gefühlswelle auslösen.

Gerade jetzt wo es so sehr kalt draußen ist, ziehe ich jeden Tag die guten Lederhandschuhe von Papa an. Ich habe immer noch das Bild vor Augen, wie er sie ausgezogen hat, wenn meine Eltern zu uns kamen oder wir irgendwo gemeinsam Essen gegangen sind. Das war so eine bestimmte Bewegung, sorgsam zusammengelegt. Ich gebe zu, ich stopf sie immer in die Jackentaschen, weil ich Angst habe, sie sonst irgendwo liegen zu lassen.

Außerdem habe ich noch eine dicke Felljacke von ihm, die er mir schon vor 10 Jahren geschenkt hat. Als ich die letztens anzog, dachte ich, wie schön, dass es auch Sachen gibt, die ich wirklich direkt von ihm bekommen habe. Nicht erst, nachdem er sie selber nicht mehr brauchte.
Diese Jacke habe ich nun schon so lange und mir nie Gedanken darüber gemacht. Jetzt hat plötzlich alles eine andere Bedeutung.

Ich bin immer noch am Überlegen, ob ich mir den Arztbrief noch mal von einem Bekannte übersetzen lassen sollte. Leider habe ich den Brief ja erst vor ein paar Tagen in die Hand bekommen. Meine Mutter hatte ihn noch bei den Unterlagen aufgehoben.
Es ändert zwar nichts mehr daran, wie das alles abgelaufen ist, aber vielleicht verstehe ich dann einiges besser. Ich bin da echt hin und her gerissen, ob ich das machen soll. Oder ob ich es einfach ruhen lasse. Keine Ahnung.

Danke Euch fürs Lesen und liebe Grüße
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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