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Alt 09.01.2012, 10:54
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remeni remeni ist offline
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Standard AW: Leben nach Therapie

Hallo,
sehr gute Fragen, sehr interessante Antworten, in fast jeder finde ich mich selber ein Stück wieder.

Doch ein Gedanke kam mir beim lesen jetzt ganz spontan: was heisst schon, "das alte Leben" wieder bekommen?

Kommt mal bitte mit auf ein Gedankenexperiment:
Stellt euch vor, die Krankheit und deren Therapien und deren Nebenwirkungen stecken wir einfach in eine Schublade mit der Überschrift "großes, bewegendes Ereignis meines Lebens".

Dann nehmt andere große, bedeutende Ereignisse eures Lebens: die Geburt des ersten Kindes, Trennung nach einer langen, unerfreulichen Beziehung, neuer Job, Umzug, Hausbau.... Und jetzt überlegt, wie ihr vor und nach diesen Ereignissen wart. Man verändert sich unaufhörlich im Leben.
Man bekommt nie sein altes Leben wieder. Es sind immer neue Etappen, man ist immer wieder ein Stück anders.

Also, wenn das so ist, dass wir lediglich eine neue Qualität unseres Lebens erreicht haben, ist das doch gar nicht schlecht, oder? Was macht es schon, dass es hier und dort zwickt, dass wir mal nicht so können - oder wollen!
Das hat jetzt weniger mit dem Schreckensbild KREBS zu tun, sondern es ist unser Leben.

Ich versuche mit diesem Gedankengang zu erreichen, nicht alles Negative mit meiner Erkrankung in Verbindung zu bringen und so in die Falle des Selbstmitleides zu rutschen. Nach dem Motto: warum ich, wäre ich bloß gesund geblieben, hätte, könnte, müsste, sollte....

Nein, das ist eben jetzt so! Deswegen bin ich trotzdem glücklich oder schiebe Panik, wenn ich an meinen nächsten 1/4 Jahrescheck denke, mache Pläne mit meinem Mann für die nächsten 5-10 Jahre.

Vielleicht könnt ihr mit ähnlichen Gedanken auch wieder ein bisschen Mut für euch schöpfen: so wie es jetzt ist, ist es prima. Die Vergangenheit können wir nicht zurück holen, die Zukunft nicht vorhersehen. Jeder Tag ist gut!
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