Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 08.01.2012, 19:31
Benutzerbild von socke1977
socke1977 socke1977 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.01.2011
Beiträge: 119
Standard AW: Leben nach Therapie

Lieber Schmetterling,
ich bekam vor genau einem Jahr im Alter von 33 Jahren die Diagnose Mammakarzinom. Mein Schwiegervater war sechs Monate zuvor, an einem kleinzelligen Prostatakarzinom verstorben. Ich habe bis zuletzt geholfen ihn zu versorgen. Diese Bilder kamen bei mir sofort wieder hoch, als ich meine Diagnose erhielt. Ich sah mich schon elendig sterben.
Auch das Gefühl stehen zu bleiben, während alle anderen weiter gehen, kenne ich gut. Ich habe lieber im Krebsforum gestöbert, statt mich meiner Familie oder Freunden zu stellen. Ich durchforstete monatelang das Internet nach mutmachenden Studien, Geschichten und Lebensläufen. Bis mir endlich bewusst wurde, dass ich den gesuchten Satz: "Sie, ja genau Sie da vor dem PC, Sie werden gesund!" nie finden würde.
Das war der Punkt, an dem ich für mich beschlossen habe, nach vorne zu schauen und nicht zurück. Natürlich helfen mir dabei meine zwei kleinen Kinder, die mich jeden Tag fordern und auch mein Partner, aber die Grundeinstellung, die baruchte ich selbst. Ich muss sagen, zur Zeit geht es mir gut.
Natürlich kenne auch ich Tage, an denen ich mich frage: "Warum gerade ich?" oder an denen ich mir meine Unbeschwertheit zurückwünsche. Trotzdem überwiegen mittlerweile die Momente in denen ich mein Leben geniesse und das bewusster als zuvor.
Ich bin überzeugt davon, das kannst du auch. Vielleicht benötigst du dazu aber noch weitere psychologische Hilfe? Du hast ja doch einiges durchgemacht in den letzten Jahren...

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!

LG
Socke
Mit Zitat antworten