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Alt 19.10.2011, 16:20
Pengle Pengle ist offline
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Registriert seit: 19.10.2011
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo an Alle,

ich gehöre auch zur männlichen Fraktion, die sich leider mit dieser Thematik hautnah beschäftigen muss.

Ich bin 38 und im Süden der Republik zu Hause.

Am Montag ist mein bester Freund 16 Jahre nach seiner Hirntumordiagnose und diversen Op's verstorben. Die letzten 3 Monate ging es stetig bergab und er hat furchtbar abgebaut. Inzwischen hatten sich Metastasen im Körper ausgebreitet und er konnte sich vor lauter Schmerzen kaum noch rühren. Ihm wurde dann vor 3 Wochen ein Zugang gelegt für Chemo, Schmerzmittel und Hirndruck ablassen. Von dieser Op hat er sich nicht mehr erholt und ist am Montag Vormittag im Beisein seiner Frau im KH verstorben. Schlußendlich muss man sagen, dass es gut ist, dass er es hinter sich hat. Auch die Belastung für die Familie war enorm über die Jahre hinweg.

Die beiden haben zwei kleine Jungs, einer der beiden hatte am Sonntag noch seinen 3. Geburtstag gefeiert. Der Ältere ist 5 und weiß, dass sein Vater jetzt im Himmel bei Gott ist und es Ihm gutgeht...

Ich war jetzt die letzten 2 Tage bei Ihnen (ich war Trauzeuge an Ihrer Hochzeit vor 7 Jahren) und habe mich um die Jungs gekümmert. Es bricht einem das Herz das alles mitzuerleben... Die Eltern wohnen im selben Haus und haben Ihren einzigen Sohn nach jahrelangem Fight nun doch verloren...Es betrifft soviele und man kann nichts tun, das ist wirklich bitter.

Auch mich nimmt das momentan sehr mit, aber immerhin war ich die letzten Wochen und Tage oft vor Ort und wir haben noch schöne Stunden miteinander verbracht. Am Freitag ist die Aussegnung und mir graut es schon davor...

Aber auch Ich bin irgendwie froh, dass er es hinter sich hat und nicht so lange leiden musste. Heilung war ausgeschlossen, es ging nur noch um ein wenig Aufschub und Schmerzreduzierung...Das wussten alle und trotzdem ist es jetzt, wo es so ist wie es ist, nicht leicht das hinzunehmen. Zumal er schlappe 39 geworden ist und wir vor 4 Wochen noch verabredet hatten ins Stadion zu gehen und seinen 40. ausschließlich mit Rockmusik zu bestreiten, egal ob es den Gästen passen würde oder nicht

Alles ist auf eine Art und Weise unwirklich und man bekommt es nicht richtig zu fassen...wahrscheinlich braucht das noch ein wenig.

Zu allem Übel ist meine Freundin letztes Jahr im Alter von 30 an triplepositivem BK erkrankt, einer relativ seltenen genverursachten Brustkrebsart. Das letzte Jahr war richtig hart. Diagnose, Chemo, komplett Mastektomie und das Wissen, dass es sich um eine der schlechtesten BK Diagnosen handelt. Aber Sie ist so tapfer, jammert keine Sekunde, lacht und lebt Ihr Leben. Das hat Sie schon immer gemacht und sieht sich zu Recht darin bestärkt,nur Dinge im Leben zu tun auf die sie Lust hat. Das tut Sie und ich bewundere Sie unfassbar für alles.

Die Brüste sind wieder aufgebaut, die Chemo ist abgeschlossen, die Haare sind auch wieder da und Sie ist beschwerdefrei...Das ist alles schön und gut und trotzdem habe ich unglaubliche Angst, dass es das eben noch nicht war...Vor 2 Wochen war Nachsorge und Ihr behandelnder Arzt hat wohl unterhalb des Schlüsselbeins eine Verhärtung ertastet und möchte, sobald sie aus dem Urlaub zurück ist eine CT machen...

Jetzt, wo mein Freund gestorben ist, rücken die düsteren Gedanken wieder ganz nahe an mich heran und in Gedanken male ich mir aus, wie ich im schlimmsten Falle reagieren würde. Sie kannte meinen besten Freund auch und sie waren auf gewisse Art und Weise durch Ihr Schicksal verbunden,auch wenn es 2 komplett unterschiedliche Krankheiten sind. Sie ist momentan mit einer Freundin im Urlaub und ich habe erst überlegt,ob ich Ihr vom Tod gar nichts sagen sollte erstmal. Empfand dies aber als unfair und hab sie dann benachrichtigt. Sie ist todtraurig und hat geweint am Telefon...ich konnte mich dann auch nur ganz ganz schlecht zurückhalten und hab mitgeflennt...

Eigentlich wollte sie ihn gemeinsammit mir noch besuchen gehen 2 tage nach seiner OP. Ich habe Ihr dann aber glücklicherweise abgeraten. Er lag nach der OP im Wachkoma und jeder der das schonmal gesehen hat weiß, dass das kein schöner Anblick ist.

Wie auch immer, ich habe Angst, dass sein Tod Ihr Ihren Glauben an Heilung nehmen könnte. Er war sowas wie ein Vorbild und der Beweis, dass man es schaffen kann und es sich zu kämpfen lohnt. Er ist so oft zurückgekommen, hat einige Hirn Op's überstanden und war danach immer wieder mehr oder minder auf der Höhe. Das hat schon Hoffnung gemacht und sie in Ihren Gedanken sicherlich bestärkt, dass man es schaffen kann.

Und jetzt muss ich Ihr im Urlaub mitteilen, das er es nicht mehr geschafft hat und Sie ist gefühlte 5mrd. Kilometer weit weg und ich kann nicht sehen, wie es Ihr geht und wie sie sich fühlt. Elendig ist das alles manchmal

Aber es hilft ja alles nichts, es gilt wohl einfach weiterzuleben und das Beste draus zu machen. Gott sei Dank ist Sie so ein Typ und niemand der aufgibt oder völlig lost in der Ecke sitzt...

Ja, das wars eigentlich erstmal

Angehöriger zu sein ist ein hartes Brot

Beste Grüße

Pengle
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