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Alt 13.09.2011, 09:51
shalom shalom ist offline
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Standard AW: leider jetzt Drittlinienchemotherapie!!!!

@Tränchen77

Du bist eine sehr sensible Begleiterin und siehst den unerbittlichen Weg, den er gehen muss. Sei weiter an seiner Seite und erfülle ihm die kleinen Wünsche und Rituale, die er und Du brauchst. Genießt die Zeit und Gemeinsamkeit.
Seid füreinander da, klagt nicht, freut Euch über die kleinen, alltäglichen Dinge.

Wenn Ihr könnt, sprecht miteinander, wenn Ihr könnt, schweigt miteinander.

Ich wünsche Euch viel Kraft.

Shalom

P.S.

Als Angehöriger habe ich meine damaligen Erfahrungen versucht zu verarbeiten im Forum Thread von shalom:Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Eine eigene Zustandsbeschreibung von damals kommt wohl Eurer Situation ziemlich nahe:

siehe http://www.krebskompass.de/forum/sho...3&postcount=84


Gedanken zum Leid, zum Loslassen können, zur Freude


Auch wenn es seltsam klingt, die lange und schwere Zeit der Erkrankung meiner Frau war für unsere Partnerschaft eine sehr intensive und schöne Zeit. Wir sind uns nahe gekommen, wie nie zuvor, wir haben Erfahrungen gemacht, wie nie zuvor. Wir haben haben uns weiter entwickelt, wie nie zuvor.

Es waren ALLE Elemente darin enthalten:

Panik, Verzweiflung, Zorn, Freude / Glück über geschenkte Zeit, Verständnis ohne Worte, unendliche Nähe, unendliche Ferne, das Lernen endgültig loslassen zu müssen u.v.a.

Wenn ich es in der zeitlichen Nachschau bedenke, wurde der Prozess des aktiven Loslassens von meiner Frau schon eine geraume Zeit vor ihrem Tod DURCH SIE gestaltet, während ich ihre Situation noch unermüdlich positiv umdeutete. Dabei war bei mir sicher Angst vor den gewaltigen Veränderungen im Spiel, ich wollte an IHREM Leben, an der NICHTVERÄNDERUNG hängen. Bis auch ich eingestehen musste, das ihr Weg unerbittlich vorgezeichnet war. Ich habe sie schließlich bewußt loslassen können. Erst dann war sie bereit, endgültig zu gehen.

Unser gemeinsames Loslassen geschah also eigentlich schon VOR dem Tod meiner Frau. Mein eigenes Loslassen von schmerzenden Erinnerungen NACH ihrem Tod wurde überlagert von der dankbaren Erinnerung, dass wir beide gemeinsam über alles sprechen konnten und auch gemeinsam Schritt für Schritt Abschied nehmen konnten. Wir haben dasjenige getan, was uns möglich war und das war sehr viel.

Ich danke meiner Frau für die unendliche Liebe, die sie mir gegeben hat.

Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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