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Alt 30.07.2011, 15:17
Charlott Charlott ist offline
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Standard AW: Wahrheit oder Lüge

Hallo,
ja inzwischen leben wir schon mit dem Tumor. Er war eine zeitlang nicht mehr das zentrale Thema, leider geht es nun wohl wieder los.
Letzte Woche war das Kontroll MRT und die durchführende Radiologin sagt: keine Besserung, keine Verschlechterung, die auswertende Neurochirurgin sagt: ein Bereich hat aber zu genommen, mal im Tumorboard vorstellen und der dortige Radiologe sagt: Rezidiv.
Die letzte schlechte Auskunft bekamen wir erstmal per Telefonanruf, worauf wir am Montag dann wieder in der Klinik zur Sprechstunde zu erscheinen haben.
Mal ganz nebenbei, hatten wir am Donnerstag trotz Termins schon 1,5 Stunden gewartet und sollen am Montag auch mit Wartezeiten rechnen, also noch länger? Aber es geht ja um viel, also ist das nur so dahingesagt.
Jedenfalls habe ich nun wieder das Internet umgekrempelt, was noch alles möglich ist an Behandlung.
Mein Mann ist sich mittlerweile der Prognose bei dieser Krankheit bewusst. Er hat schon mal gemeint, ob es wohl noch Sinn hat sich neue Klamotten zu kaufen. Ich habe dann nur gefragt, ob er jetzt Endzeitstimmung pflegt und er hat dem lachend zu gestimmt. Zur Zeit verdrängt er und hat gute Laune dabei.
Also er ignoriert die Prognose noch so gut er kann. Und ich? Ich denke positiv und spreche natürlich auch so mit ihm.
Also machen wir auch Pläne, mal kurzfristige mal langfristige. Ich sehe sie dann manchmal eher als Luftschlösser, aber dann sage ich mir wer weiß.

Nun könnte wieder eine OP anstehen und nach dem Lesen im Internet würde ich natürlich gern einige Sachen mit den Ärzten besprechen. Bin gespannt wie das klappt, denn wir haben hier manchmal keine diskussionsfreudigen Ärzte. Schon die Frage nach einer anderen Behandlung wird als Kritik an ihrer Arbeit angesehen. Ich finde es sehr schwer unter diesen Umständen mit an seiner Krankheit zu arbeiten.
Nun bin ich aber nicht krank sondern mein Mann und er hat da eine andere Toleranzschwelle. Er lässt sich zwar über mögliche Behandlungsmethoden die ich erlesen habe aufklären, informiert sich selber aber gar nicht.
So kommen wir wieder zum obigen Problem. Eigentlich ist mein Mann komplett fremdbestimmt, wenn nicht von den Ärzten dann von mir. Das ist alles nicht erfreulich.

Heute kann ich noch über diese Probleme schreiben, ich hoffe nicht, dass am Montag nach der Sprechstunde nicht alles noch schlimmer kommt.

Übrigens Gabriela,
das einzige mal, das mein Mann mal im Internet mit gelesen hat, war, als ich dein Tagebuch durchlas. Ich war schon erstaunt.
Die Phasen, die du beschrieben hast sind interessant. Also Wut ist bei meinem Mann noch nicht aufgetaucht, also noch Phase 1. Ob es jemals zum kämdpfen kommt, weiß ich nicht.
Ich merke aber, dass ich versuche unser Leben so zu führen, als wäre es das normalste auf der Welt, mit diesem Teil zu leben.
Ich will mir auch selber die Illusion noch so lange wie möglich erhalten, wenigsten so lange wie mein Mann ohne Einschränkungen leben kann.

So nun Ende, sonst liest das keine mehr.
Gruß Charlott
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