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Alt 13.07.2011, 23:31
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: großes Problem mit meiner Oma

Hallo Flo,


auch wenn es schon mehr als ein Jahr her ist, ich weiß, wie es sich anfühlt, meine Mutter starb vor ca. 11 Monaten mit 73 Jahren, meine Eltern waren 48 Jahre glücklich verheiratet...


Mein Vater hat vor nunmehr 6 Monaten (d.h. ca. 5-6 Monate nach dem Tod seiner Frau – und so unterscheidet es mein Vater) seine neue Lebenspartnerin kennengelernt, er hat sie - nach einer Phase tiefer Trauer - gezielt gesucht. Dass dies möglich sein sollte, darüber waren sich meine Eltern in der intensiven Auseinandersetzung mit Krankheit und Sterben meiner Mutter einig, in beide Richtungen.


Meine Schwester und ich sehen, dass dies ein Zeichen großen Vertrauens und tiefer Liebe zwischen meinen Eltern war, den überlebenden Partner sozusagen loszulassen, und wir erkennen, dass es uns eine große Entlastung gibt, in emotionalen und organisatorischen Dingen, da ca. 400 km zwischen unserem Vater und uns liegen. Anders sieht es unser Bruder, aber der macht – nicht nur in diesem Kontext – in der Familie nur Stress.


Bestimmt ist es sehr schmerzlich, wenn man als 90-jährige seine Tochter gehen lassen muss und ich kann mir vorstellen, dass es aus diesem Grunde Deiner Oma sehr schwer fällt, zu akzeptieren, dass für Deinen Vater, der sicherlich auch eine schwere Zeit der Trauer durchgemacht hat, nach 35 Jahren, auch das Recht auf sein Leben hat. Das bedeutet zu keiner Zeit, dass er Deine Mutter aus seinem Herzen schmeißt, aber er findet, dass es groß genug ist, dass dort auch noch ein weiterer Mensch Platz finden kann.


Oder anders formuliert: niemand hat – das ist meine Meinung dazu – das Recht, einem anderen Menschen vorzuschreiben wie und mit wem er lebt. Ich schließe mich daher den Zeilen von silverlady an und denke, dass Ihr mit Deiner Oma schonend reden solltet. Was Deinen Bruder betrifft, da meine ich, dass mit ihm diplomatisch Klartext geredet werden sollte. Würde er sich von Eurem Vater, von Dir, von wem auch immer gerne in sein Leben hereinreden lassen wollen?


Eine Anmerkung sei mir noch gestattet zu Deinen Überlegungen,


„Deswegen finde ich es gut das er jemanden gefunden hat der ihm auch ein bisschen Ablenkung vom Stress und von der Trauer beschert.“


dieser Aspekt mag auf den ersten Blick schon eine Rolle spielen. Aber es ist auch mehr, so erlebe ich es bei meinem Vater. Er pflegt zu seiner neuen Lebenspartnerin eine eigene neue Beziehung, es mag sein, dass meine Mutter gelegentlich „mit am Tisch sitzt“, so wie es auch bei ihrem verstorbenen Ehemann ab und an sein wird. Daher geht es meines Erachtens nicht um die Überwindung von Altem sondern um das Zulassen von Neuem.


Möget Ihr Euren Weg finden.



Sei herzlich gegrüßt von


ulphin
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