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Alt 05.07.2011, 08:26
Ute2004 Ute2004 ist offline
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Standard AW: Was kann man tun, um den Körper nach den Chemos und OPs wieder aufzubauen

Hi Jaymz,

erstmal vielen Dank für Deine Antwort und deine Tips.

Ich habe auch mit unserem Kinderarzt gesprochen, als ich hörte, dass auch Hodenhochstand in der Kindheit die Ursache dafür sein kann, da ich mich erinnerte, dass ein, oder sogar beide, Hoden ab und zu unter die Bauchdecke rutschten beim Wickeln. Ich habe dies damals vom Arzt abklären lassen und er sagte mir, dass alles in Ordnung sei. Nun erklärte mir der Arzt, dass mein Sohn zwar einen Pendelhoden, jedoch keinen Hodenhochstand gehabt hätte. Das hatte er mir damals nicht gesagt.

Ich mache Joey keine Vorwürfe, dass er es mir nicht gesagt hat, aber mir tut es nur so leid, dass er sich monatelang mit solchen Ängsten rumgeschleppt hat, da er wusste was es ist. Ich denke auch, dass er den Hoden nicht abnehmen lassen wollte, obwohl dies im Nachhinein, glaube ich, nicht so schlimm war. Seine Freundin hatte sehr gut reagiert und ihm gesagt, dass er eben "speziell" sei und ich habe ihm auch ständig beteuert, dass Hoden für keine Frau interessant sind und er eben wirklich speziell ist. Seitdem geht er sehr gut damit und mit den Narben um. Obwohl ich jedes Mal wieder die Luft anhalten muss, wenn ich sie sehe. Sie sind momentan eben noch sehr rot und wulstig und sie erinnern immer wieder daran was er durchgemacht hat und dass es einfach nicht richtig ist für einen Jungen in diesem Alter. Ich hätte mich sofort und gerne für ihn dahingelegt und alles über mich ergehen lassen. Aber das geht nun mal leider nicht.

Ich denke auch, dass er jetzt wirklich Ablenkung braucht. Joey war vor der Krankheit ein wirklich sehr guter Fussballspieler und hat auch bei uns in der Auswahl mitgespielt. Er hatte jetzt ein paar mal wieder mitgespielt und mittrainiert mit voller Motivation, aber dabei festgestellt, dass sein Körper das noch nicht mitmacht, was ihn wirklich deprimiert. Deswegen hoffe ich, dass ich ihn irgendwie bei der Regenierung helfen kann. Er braucht den Sport jetzt, auch psychisch. Das mit den Testosteron- und den Schilddrüsenwerten werde ich gleich mal den Arzt fragen. Danke :-)

Bei uns läuft das eh irgendwie komisch. Es fühlt sich kein Arzt zuständig. Der weiterbehandelnde Urologe hat nun alle Akten und sollte lt aller anderen Ärzte alles koordinieren, aber jetzt hatte er das Problem mit der Klammer in der Brust. Dafür ist er natürlich nicht zuständig und wir sollten mal schauen, wer das macht. Die Lungen-OP wurde in Wiesbaden durchgeführt und da bekomme ich Joey auf gar keinen Fall mehr hin. Wir haben durch diese ganze Sache wirklich kein gutes Bild von Ärzten bekommen. Je besser sie sind, um so rüder sind sie. Und ich wollte nur die Besten für ihn und es war ein ziemlicher Kampf, da ich nicht privatversichert bin. Normalerweise bin ich ein wirklich ruhiger Mensch, aber Manche haben mich zur Weissglut gebracht, so dass ich im ersten KH mit seiner Chirurgin lauthals auf dem Flur gebrüllt habe.
Ein Grund hierfür war auch, dass ich nicht wollte, dass sie ein CT machen, da mir der Radiologe gesagt hatte, dass ein MRT ausreichend wäre und er es nicht bei seinem Sohn machen lassen würde. Jedoch bestand jeder Arzt auf ein CT. Und ich weiss nicht wieviele er jetzt hatte. Angeblich könnte man es auf dem CT besser sehen und dass es gar nicht so gefährlich wäre und eben nötig, auch für die Nachuntersuchung.

Sie haben uns manchmal Sachen an den Kopf geknallt, so dass es manchmal wirklich schwer zu ertragen war. Vielleicht hätten wir wirklich auf die Kinderkrebsstation der Uni gehen soll. Joey wollte aber nicht, so dass er seine Chemo auf der Urologie des KH zwischen alten Männern mit Blasensteinchen hatte und sich das blöde Gerede von deren Frauen anhören musste. Eine sagte ihm sofort nach dem er von der Hoden-OP aufgewacht ist, dass es ihr so leid täte, dass er Krebs hat. Wir hatten noch gar nicht darüber gesprochen. Wann auch? Ich hatte erst den Abend davor überhaupt erfahren, dass er ein Hodenkarzinom hat.

Ich denke, wir brauchen beide noch Zeit. Ich muss auch wieder lernen, ihn loszulassen. Wir haben beide letztes Jahr viel Zeit zusammenverbracht in den KHs etc und wenn er jetzt rausgeht abend, habe ich immer Angst, dass irgendetwas passiert. Vielleicht oder ganz bestimmt, hat er die gleiche Angst wie Du und sagt es nicht. Wir brauchen einfach positive Erlebnisse mal wieder und deswegen finde ich es auch gut, wenn er jetzt einfach mal mit seinen Freunden unterwegs in Spanien ist (auch wenn ich dabei verrückt werde :-) ) und wir auch danach nochmal zusammen wegfahren. Ich denke, dass diese existenzielle Angst, die man hatte oder hat, nicht so einfach zu verkraften ist.

Wie lange hat es bei Dir gedauert, bis du körperlich wieder fit warst? Ich finde, er sieht immer noch blass aus, dünn wie gesagt und ein bisschen krank.

Liebe Grüsse und vielen Dank

Ute
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