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Alt 05.07.2011, 00:42
Jaymz Jaymz ist offline
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Standard AW: Was kann man tun, um den Körper nach den Chemos und OPs wieder aufzubauen

Hallo Ute,

erst einmal ich kann es nachvollziehen, dass sich dein Sohn im Alter von 17 Jahren etwas geniert und er vielleicht hat das Problem auszusitzen. Evtl. hätte ich in dem Alter ähnlich reagiert.

Bei mir wurde Hodenkrebs im Alter von 29 Jahren festgestellt. Ich hatte gerade einen neuen Beruf angefangen, war abends alleine im Hotel und hatte mich im großen Hotelzimmerspiegel betrachtet. Da war mir plötzlich aufgefallen, dass mein linker Hoden stark angeschwollen war. Ich hatte jedoch überhaupt nichts gespürt. Ich hatte direkt daraufhin gegoogelt und bin auf die mögliche Diagnose Hodenkrebs gekommen. Ich hatte mir alle mögliche Gründe ausgemalt (vielleicht habe ich mich beim Umzug gestoßen etc.). Ich war dann jedoch innerhalb von 2 Tagen beim Urologen. Und dann nahm alles seinen Lauf. Den Tag werde ich nie im Leben vergessen.
Das ist in knapp einer Woche nun 2 Jahre her.
Es kam die Operation und dann die 3 Zyklen PEB-Chemotherapie.

Warum ich? Diese Frage habe ich mir wie bestimmt auch andere Betroffene oft gestellt. Eine Antwort habe ich nicht. Ich weiß, dass ich als kleiner Junge einen Hodenhochstand hatte. Viele Hodenkrebsler hatten Hodenhochstand bzw. einen Pendelhoden. Ich habe eine interessante Dokumentation in youtube gesehen, in der über Gründe für die Zunahme von Unfruchtbarkeit und Hodenkrebs in der heutigen Zeit berichtet wird. Sehr aufschlussreich.
Warum es einen getroffen hat und andere hingegen verschont blieben, das wird man nie erfahren.

Dein Sohn braucht Zeit und Abstand, um mit der Erkrankung und dieser Grenzerfahrung zurechtzukommen. Ich hatte nach der Chemo bei jedem Zwicken immer große Angst, dass ich einen Rückfall haben könnte. Ich hatte mich in die Arbeit gestürzt, die mich sehr abgelenkt hatte. In dem ich arbeitete und mich konzentrieren musste, vergass ich all die Gedanken an Krebs und Tod. Diese Angst eines Rückfalls (oder einer anderen neuen Krebserkrankung) wird man wohl nie ganz los, aber es lässt nach einiger Zeit nach. Daher denke ich, dass es auch gut ist, wenn dein Sohn mit seinen Kumpels in Spanien einen draufmacht und sich Dingen widmet, die für 17-Jährige von Interesse sind, und sich auf die Schule konzentriert.

Im Rahmen der Nachsorge würde ich zusätzlich auf die Hormonproduktion Acht geben. Also Testosteronwerte und Schilddrüsenwerte. Die Testosteronwerte können durch die Operation sowie der Chemo vermindert sein. Die Schilddrüsenwerte (bspw. TSH, fT3, fT4) können durch die CTs mit dem jodhaltigen Kontrastmittel beeinträchtigt sein. Es wird gelegentlich berichtet, dass durch das Kontrastmittel eine Überfunktion der Schilddrüse entstehen kann. Daher wird normalerweise bei einem CT der TSH-Wert angefordert. Ich habe seit meiner Krebserkrankung mit Schilddrüsenproblemen zu kämpfen. Da dein Sohn auch sehr jung ist, schlage ich sowieso vor, dass er zukünftig per MRT kontrolliert wird.

Ich wünsche alles Gute!
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