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Alt 19.06.2011, 23:42
undine undine ist offline
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Standard AW: Mama hat Bronchialkarzinom und Knochenmetas...was erwartet mich?

Liebe Laura,

es tut mir sehr leid, dass deine Ma krank ist. Fühle dich erst einmal in den Arm genommen

Eigentlich wollte ich nicht mehr bei "Neulingen" schreiben, weil ich zur Zeit ein bisschen am emotionalen Limit bin.

Aber dein Beitrag hat mich so sehr an mich erinnert, als ich mich im November hier anmeldete. Und die Antworten von Betroffenen und Angehörigen haben mir sehr geholfen.
Deshalb wollte ich dir auch einen kleinen Gruß schreiben und dich bitten, die Hoffnung nicht auf zu geben.

Du siehst an meiner Signatur, dass auch meine Ma unheilbar krank ist. Und meine Ma hat auch ein Adenokarzinom.

Zu Erklärung des TNM-Codes, hat mir diese Übersicht sehr geholfen:

http://www.lungenkrebs.de/lungenkreb...855564&nav=yes

Es klingt vielleicht wie eine Floskel, aber es stimmt wirklich: Der Krankeheitsverlauf ist wirklich bei jedem Menschen anders. Ich habe hier erleben müssen, dass Väter von KK-Freundinnen gestorben sind. Und meine Ma - mit ihrer ultraschlechten Prognose: sie lebt. Und sie lebt auch recht gut!

Ich habe nicht erwartet, noch diesen Sommer mit ihr zu haben. Aber durch die Chemo ist nicht nur der Tumor kleiner geworden, sondern die Metastasen im Bauchfell und Rippenfell nicht mehr nachweisbar. Der Pleuralerguss verschwunden. Das ist schon wie ein Wunder!

Meine Ma weiß, dass sie unheilbar krank ist. Aber durch ihre positive Lebenseinstellung trotzt sie dem Krebs. Sie sagt sich: wenn ich noch ein paar gute Jahre habe, dann bin ich zufrieden.
Wir machen Pläne, ja, aber wie Ylva schon schreibt: jeder Augenblick ist kostbar. Und ich versuche ihn mit meiner Ma zu genießen.

Ich habe hier im KK angefangen, alles zu protokollieren:

http://www.krebskompass.de/showthread.php?t=48724

Du musst es nicht lesen, ist schon ein bisschen viel

Aber daran merke ich, wie verzweifelt ich am Anfang war, und wie ich optimistisch ich jetzt bin.

Ich habe die gleichen Fragen gestellt... wie lange noch....? Usw.

Das ist jetzt unwichtig geworden. Nur das Wie zählt. Wie kann sie es gut schaffen.

Chemo ist eine unglaublich harte Sache für den Körper. Und ich glaube "von außen" kann man das nicht mal ansatzweise sich vorstellen.
Allerdings hilft es sicherlich eine positive Grundeinstellung zu haben. Meine Ma hat die Chemo als Packman angesehen, der die Krebszellen auffrisst.

Ich habe auch viele Momente in den letzten 7 Monaten gehabt, in denen ich nachts stundenlang geweint habe. Und völlig ratlos war, wie ich mich verhalten soll.
Aber auf der anderen Seite merken wir nun als Familie, wie sehr wir zusammenstehen. Ich merke, dass ich der wichtigste Mensch auf der Welt für meine Ma bin. Und wie sehr ich ihr helfen kann. Das gibt mir Kraft. Wir sind ehrlich zu einander. Ich lüge sie nicht an. Allerdings versuche ich ihr auch, wenn sie mich über den Krebs befragt, ihr keine Angst zu machen. Es etwas zu filtern.
Und wenn meine Ma über den Tod reden will. Dann höre ich ihr zu. Und wenn sie weinen muss, dann weine ich mit ihr.

Jetzt habe ich doch ziemlich viel geschrieben - ich wollte dich gar nicht überfallen.

Sei lieb gegrüßt und ich wünsche Euch nur das Beste!!
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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