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Alt 14.04.2011, 22:53
mariahoh mariahoh ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat Brustkrebs - so viele Fragen!

Das Ziel vor Augen
Mein Sieg über den Brutkrebs. Eine wahre (Mutmach)-Geschichte

Juni 2007: Die Tränen kann ich nicht verkneifen. Große Möbelwagen vor der Haustüre.
Unser Jüngster hat eine neue „Heimat“ gefunden – Der Tag des Umzuges in die Schweiz. Mein Versprechen, Silvester 2007 in der Schweiz zu feiern hat mich ein klein wenig getröstet und den Abschiedsschmerz gelindert.

August 2007: Flughafen Frankfurt/Main. Abschied vom zweiten Sohn. Ein 17-monatiger Auslandsaufenthalt in San
Francisco steht bevor. Das Versprechen, ihn noch 2007 – vielleicht schon im Oktober – zu besuchen konnte jedoch auch hier meinen Tränen keinen Einhalt gebieten.

Sept. 2007: Die Vorfreude wurde immer größer. Ende Oktober sollte es losgehen. Prospekte und Reiseinfos
stapelten sich in unserem Wohnzimmer.

Oktober 2007: Der Monat, der alles veränderte!!
Turnusmäßige Vorsorge – ein Knoten in der Brust – Untersuchungen, Ultraschall, Mammographie,
Biopsie – darauf folgendes Gespräch beim Arzt: SIE HABEN BRUSTKREBS.

Wow! Das hat gesessen. Tausend Gedanken, Fragen. WARUM? WARUM GERADE ICH? WOZU? IST DIES DAS ENDE?
Ich hatte doch noch soviel vor. Schweiz, Amerika, für ein Klavierkonzert hatte ich gerade angefangen intensiv zu üben, meine Klavierschüler, meine Familie und eine pflegebedürftige Mutter zuhause...

Doch mit meiner weiteren Geschichte will ich allen Frauen, denen es genauso erging oder noch ergeht einfach Mut machen (sich) nicht aufzugeben!

Erstes „Vorstellungsgespräch“ in der Klinik:
Die erste Frage des Arztes, warum ich zu ihm gekommen sei beantwortete ich damit, dass ein Knoten in der Brust festgestellt worden sei.
Darauf hin wiederholte er seine Frage. Meine zweite Antwort war, dass ich an der Brust operiert werden muss.
Er hatte mich etwas verunsichert. Er sagte zu mir: „Sprechen Sie es doch einmal aus: ‚ICH HABE BRUSTKREBS’“.
Das tat ich, und von diesem Moment an wusste ich, dass ich damit umgehen kann. Ich hatte ja nichts zu verbergen und konnte somit ab diesem Zeitpunkt offen darüber reden.

Letztes Gespräch in der Klinik vor der OP:
Der Arzt bat mich um Fragen, die OP usw. betreffend. Schließlich gehe es um mich, meinen Körper und mein Wohlbefinden. Ich schaute ihm in die Augen, seine vorherigen, aufklärenden, beruhigenden und sicher gut gemeinten Worte hatte ich kaum wahrgenommen. Ich antwortete nur spontan: „ICH WILL NACH SAN FRANCISCO!!“
Seine damalige Reaktion darauf werde ich nie vergessen: „Ja, das werden Sie auch! Ihre Einstellung ist super – und die richtige! Nicht heute, nicht morgen werden Sie fliegen, aber IHR ZIEL werden Sie erreichen.“

28.10.2007: Mutter kommt mit Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus (liegt ein Stockwerk über mir).

29.10.2007: Der bösartige Tumor wird entfernt; es geht mir ganz gut; das lange Warten auf das Ergebnis der
Lymphknotenuntersuchungen hat mich mit der guten Nachricht entschädigt, dass nichts weiter bösartig
war. Gott sei Dank.

Ab Dez. 2007: Bestrahlungstherapie – Taxi – Klinik – Taxi – 30 Tage lang. Von den Nebenwirkungen ganz abgesehen –
mit meinen Zielen vor Augen ging es mir von Tag zu Tag besser.
Ich konnte den Therapieplan so einrichten, dass ich Silvester in der Schweiz sein konnte.
Die Gefühle dieser Silvesternacht kann man nicht beschreiben. Ein neues Jahr, fast wie ein neues Leben.

Januar 2008: Neues Jahr – neues Glück.
Die letzte Bestrahlung war am 16. Januar. Der Antrag zur REHA war gestellt und im Februar begann
die 4-wöchige Maßnahme. Bei einem Spaziergang in der ersten Woche in meinem Kurort lief ich zufällig
an einem Reisebüro vorbei. Ganz spontan ging ich hinein und buchte sofort einen Flug nach
San Francisco. Kein Auge habe ich in der folgenden Nacht zugemacht. Was werden meine Kinder,
mein Mann und vor allem die Arbeitskollegen sagen?

Bis April konnte ich mich noch zuhause erholen, bevor es wieder mit der Arbeit losging. Gleich am ersten Tag im Büro wurde natürlich meine Wiederkehr gefeiert. Mit mulmigem Gefühl stellte ich gleich am ersten Tag den Urlaubsantrag für Mai. Und es war wie Weihnachten: ich wurde umarmt und alle freuten sich mit mir, dass ich nun doch diese Reise antreten kann. Alle freuten sich mit mir!

Mai 2008: Mein zweites ZIEL war erreicht:
San Francisco – unbeschreiblich – unvergesslich – 2 Wochen Traumurlaub.


Regelmäßige Untersuchungskontrollen im Nachhinein verliefen alle mit guten Ergebnissen. Bis auf den Tag X:

13. Juli 2009: Sohn liegt mit Kopftumor in einer Schweizer Klinik.

Erster Gedanke: Das kann nicht sein!! Tausend Fragen: WARUM? WARUM GERADE ER? WOZU? IST DAS DAS ENDE? Er hatte doch noch soviel vor.

Juli 2009: OP, Klinikaufenthalt – Befund gut ausgefallen. Aber – ein zugezogenes Untersuchungslabor hat den Befund widerlegt!
Ohne Bestrahlungstherapie, mit medikamentöser Nachbehandlung konnte mein Sohn entlassen werden.
Auch seine regelmäßigen Nachuntersuchungen sind bis heute gut ausgefallen, Gott sei Dank.
Als aktiver Sportler hat er es sich nicht nehmen lassen, eine zusätzliche Sportausbildung zu machen und
trainiert derzeit wieder für einen Marathon und Triathlon. Auch er wird sein ZIEL erreichen!

Soweit – so gut. Denkste. Zu früh gefreut.

Oktober 2010: Verdächtige Viren im Gebärmutterhals. Mehrmalige Untersuchungen, Konisation...

Februar 2011: Mein nächster Untersuchungstermin ist für Mitte Februar geplant. Ich bin zuversichtlich – egal was
kommt. Mein nächstes ZIEL vor Augen: Geburtstag feiern in BERLIN mit dem Sohn, der mittlerweile nach seinem Amerikaaufenthalt dort ein neues Zuhause gefunden hat.

Es gibt immer einen Weg. Man darf sich nicht unterkriegen lassen, man muss sich mit der Sache auseinandersetzen, ein Ziel haben und man darf die Hoffnung – und vor allem sich – nie aufgeben.
Während meiner Klinkaufenthalte habe ich erfahren, dass ich nicht die einzige bin, der ein solches Schicksal auferlegt wird.

Und – es gehören viele andere dazu, die zur Genesung beigetragen haben. Das muss ich einfach hier erwähnen.
Unterstützt haben mich – trotz der weiten Entfernungen – meine beiden Söhne und mein Mann – in jeglicher Hinsicht. Meine ganze Familie drumherum, die Nachbarn, Freunde, meine Klavierkinder, meine Arbeitskollegin. Auch meinem Frauenarzt, den Ärzten, Schwestern und Pflegern Krankenhaus, in welchem ich operiert wurde sowie dem Strahlenklinikpersonal herzlichen Dank. Ich fühlte mich vom ersten Tag meiner Diagnose an aufgehoben und hatte Vertrauen.
Und – nicht zu vergessen: Wenn ich auch oft verzweifelt war und nachfragte: WARUM LÄSST GOTT DAS ZU?


........im Nachhinein folgende Worte für alle Betroffenen, die ich mit auf den Weg geben möchte:



Spuren im Sand

Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen
war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur
zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du
mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am
meisten brauchte?"

Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."

Geändert von gitti2002 (27.05.2011 um 00:25 Uhr) Grund: Zitat
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