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Alt 30.03.2011, 21:30
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rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Standard AW: Fühle mich so müde, hilflos und allein

Hallo Zetchen,

uff, ja... das ist ein riesiger Berg den Du da bewältigen musst, und auch ich bin jemand der immer gerne sagt: ich würde ja gerne, aber ich kann nicht.

Meine Mom ist im Juli 2009 an Lungenkrebs gestorben... 6 Wochen nach der Diagnosestellung bin ich mit Kind, Mann und Hund aus den USA nach Deutschland zurückgekommen um mich um sie zu kümmern.

Wir alle haben von Februar 2009 bis zu ihrem Tod mit 4 Leuten in ihrem Appartment gewohnt... (1 Zimmer, ca 66qm)
Auch ich habe sie angemault, wurde mal laut weil ich dachte dass ich es nicht mehr schaffe... auch ich musste sie überreden Kortison zu nehmen, andere Mediamente zu nehmen, und weisst Du was?

Sie war oft ungerecht, brüllte meine Tochter oder mich an... wegen nichts... aber, wenn man versucht sich vorzustellen wie es in ihr aussehen muss, wie entsetzlich ihre Angst sein muss... zu wissen dass man stirbt... sehr bald stirbt, nur wie, das weiss man nicht.
Wenn man Angst vor dem Sterben hat, Angst vor dem Tod, aber egal was man tut, man wird nicht wieder gesund.
Da würde ich vermutlich auch irgendwann auf eine zu große Blutdrucktablette sch***en.
Lass sie in Gottes Namen tun was sie will, lass ihr ihr letztes bisschen Selbstbestimmung, es ist IHR Leben.
Nur so kannst Du ihr helfen und Du stehst im Moment tatsächlich leider nicht im Vordergrund was Deine Befindlichkeiten angeht. Was soll sie denn tun?
Die blöde Blutdrucktablette wird ihr Leben nicht verlängern... genesen wird sie auch nicht mehr, hilf' ihr indem Du für sie da bist und wirklich akzeptierst was sie möchte oder auch nicht möchte.
Versuche nicht sie zu zwingen Dinge zu tun, die sie nicht will, auch wenn sie noch so "nützlich" erscheinen mögen.

Ich habe irgendwann damit aufgehört... und habe verstanden dass das letzte was meine Mom noch hatte das Recht auf Selbstbestimmung war.

Meine Mom war in ihrer letzten Woche nicht mehr ansprechbar, sie konnte nicht essen und nicht trinken. Wir haben uns dazu entschieden ihr keine Infusionen geben zu lassen, es hätte ihr Sterben nur erschwert und evtl. einige wenige Tage hinausgezögert.

Ich wünsche Dir alle Kraft die Du brauchst.

Jasmin
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Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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