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Alt 23.02.2011, 21:16
babsi-zet babsi-zet ist offline
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Standard AW: Geschwister über den Tod hinaus...

Hallo an Euch

Es tut gut, sich von Menschen verstanden zu fühlen. Und trotzdem sitze ich schon wieder heulend da.
Heute war kein guter Tag, ich habe den Hund meiner Freundin die auf Urlaub ist, bei mir zu Hause. Und schon wieder kommen die schmerzenden Erinnerungen. Meine Schwester hat diesen Hund geliebt und immer, wenn ich ihn in Pflege hatte, machten wir lange Spaziergänge mit ihm. Das letzte Mal nach ihrer ersten Chemo, wo sie ihn feierlich zum Therapiehund ernannte.
Ich dachte, wenn der Kleine wieder kommt, kann ich sie doch noch nach draußen locken. Blöder Gedanke im Nachhinein.
Ja, und meine Familie ist ungeduldig. Sie wollen und verlangen auch von mir, wieder zu funktionieren, dass alles wieder so läuft wie vorher.
Ich kämpfe jeden Tag aufs neue, stehe am Morgen auf, fahre zur Arbeit. Dort ist es immer stessig, ich muss nur aufpassen, dass ich in der Pause nicht in Tränen ausbreche, wenn die Gedanken wieder anfangen zu kreisen. Ich komme nach Hause und erledige auch hier, so gut es geht, meine Pflichten. Meine Männer finden, sie haben es sich verdient meine volle Aufmerksamkeit zu haben, schließlich geben auch sie ihr Bestes.
So ist es eben. Eigentlich fühlen sie sich von mir beleidigt wenn ich sage: Ich habe den liebsten Menschen auf der Welt verloren. Denn das wollen sie sein. Aber, wie soll ich es erklären? Es gab ein Leben vor meiner Ehe, es gab kein Leben ohne Renate.
Gestern hatte ich ein langes Gespräch mit ihrem Arzt. Der hat mir versichern wollen, dass der schnelle Tod für sie das Beste war. War es auch, der Krebs hatte sich überall ausgebreitet: Blase, Leber, Nieren und Knochen befallen. Der Grund, warum sie nichts mehr bei ihr behalten konnte, war der große Primärtumor, der auf den Magen drückte. Das gibt mir ein bißchen Trost. Die Qual, damit weiterleben zu müssen, blieb ihr erspart.
Er hat mir Adressen von Selbsthilfegruppen mitgegeben. Das werde ich versuchen. Mein Arzt schickte mich zu einer Psychologin, bei der ich noch keinen Termin vereinbarte. Ich glaube nicht, dass mir eine Psychologin helfen kann. Die Trauer muss ich mit mir ausmachen.
Ok, jetzt hab ich mir wieder ein bißchen Schmerz von der Seele geredet. Die Traurigkeit bleibt und wird von Tag zu Tag schlimmer.
Eine Kur zu beantragen ist hier in Österreich, denke ich, unmöglich. Vor allem wäre das mit meiner Arbeit nicht zu vereinbaren, leider.
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