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Alt 05.12.2014, 01:48
Jan64 Jan64 ist offline
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Standard AW: Verdacht auf Nierentumor

Hallo Ralf,

In einem Ultraschall wird kaum jemand einen so kleinen Tumor erkennen. Ich habe auf meiner verbliebenen Niere einen 3-4cm großen Tumor und darf manchmal die Neugier von Ärzten befriedigen mit dem Ultrschall ihn zu finden. Mitunter werde ich auch als Anschauungsobjekt für angehende Mediziner dienen (bin in einer Uniklinik in Behandlung, die haben auch einen Lehrauftrag) und habe schon so manche Rolle auf der Liege gedreht bis die mal den Tumor gefunden haben.

Der Schock ist erst mal groß, aber rational betrachtet ist ein 1 cm Tumor noch sehr klein. Das bedeutet sich erstmal sammeln und dann ruhig Schritt für Schritt vorgehen. Der Tumor wurde ja schon von 2 unabhänigen Diagnoseverfahren festgestellt, da wird auch eine weitere Bildgebung keine neuen Erkenntnisse bringen. Weg geht er damit bestimmt nicht.

Die Radiologen meiner Klinik wehren sich stets mit Händen und Füßen, wenn jemand eine Biopsie eines Nierentumors verlangt. Grund: schlecht zu treffen, weil die Niere relativ tief im Körper sitzt und zuviel "Fremdmaterial" auf dem Weg dahin verletzt werden könnte. Auch ist das Nierenzellkarzinom (wenn es dann eines ist) sehr gut durchblutet, da sticht keiner gerne rein. Zumal die meisten (über 80%) Tumore auf der Niere eh Nierenzellkarzinome sind, die entfernt werden müssen. Deshalb operiert man und hat dadurch den Tumor gleich mit entfernt und spart sich die nicht unerheblichen Risiken der Biopsie.

Da du nichts auf dem Knie auseinanderbrechen musst, kannst du dir in Ruhe ein Krankenhaus, welches dir sympatisch ist, aussuchen und dich über die für dich beste Methode der Operation informieren und beraten lassen. H.A. hat ja schon einiges genannt.
Ich würde lediglich die Prrioritäten anders setzen.
1. Der Tumor muss im ganzen und im gesunden ( mit einem Sicherheitsabstand von gesundem Gewebe) entfernt werden.
2. Bei solch kleinen Tumoren ist eine Nierenerhaltende Operation Standard und ist zum Vorteil für den Patienten. Haben Erst- und Zweitmeinung ja auch vorgeschlagen und steht so auch in der Leitlinie.
3. Die Operationsmethode. Offen wie es der erste Arzt vorschlägt, sehr wahrscheinlich um die Diagnose der Zysten zu präzessieren, der Chirurg sieht und auch fühlt was er dort vorfindet, nicht alles gibt die Bildgebung peis. Der Chirurg hat mehr Platz und kann zügiger Arbeiten als bei einen minimalivasiven Verfahren. Den Bauch aufmachen nur um zu schauen was los ist, ist natürlich Quatsch, es muss schon der Tumor entfernt werden. Minimalinvasiv (laparoskopisch oder Da Vinci) gibt natürlich kleinere Narben und wahrscheinlich eine schnellere Wundheilung. Das Problemm bei nierenerhaltende OP's ist aber die zu verfügung stehende Zeit. Der Chirurg klemmt die Niere während der eigentlichen Tumorentfernung und der Versorgung der Wunde an der Niere eben jene vom Blutkreislauf ab. Das hält sie aber nur ca. 25 Minuten lang aus, bis dahin sollte der Chirurg mit der Teilentfernung fertig sein, sonst ist die Niere hin. Zystennieren werden nur ungern minimalivasiv operiert, aber vieleicht findest du jemanden der dies macht und es sich zutraut.

Der Da Vinci Roboter ist eigentlich nichts anderes als eine maschinelle, ferngesteuerte Laparoskopie, die Maschine führt ferngesteuert von einem Chirurgen die Instrumente. Ich behaupte jetzt mal frank und frei, es gibt in Deutschland mehr von diesen Maschinen als Chirurgen die damit wirklich gut umgehen können. Für Prostataoperationen sind die Dinger absolut klasse, aber da hat man auch Zeit für. Jedes Krankenhaus möchte sich mit diesen modernen Geräten von anderen abheben und wirbt damit, wenn es eines im Betrieb hat. Auf dem Markt werden die Da Vinci Geräte angeboten wie Sauerbier. Sie sind auch im Einkauf recht günstig (Für das Umfeld der Gesundheitsindustrie), aber ziehen hohe Folgekosten in Form von Wartungsverträgen nach sich, also müssen sie ausgelasted werden.

Eine Radiofrequenzablation ist für einen 48 Jahre jungen, sonst gesunden Menschen in der Mitte seines Lebens fast schon unterlassene Hilfeleistung. Die RFA wird angewandt bei Patienten, bei denen eine Operation problematisch oder nicht sinnvoll ist, um den Tumor unter Kontrolle zu halten. Eine RFA ist ein Notbehelf und keine kurative Therapie. Ralf soll nach der Operation als geheilt entlassen werden.

Genug geschwafelt, keine Panik aufkommen lassen, Schritt für Schritt vorgehen, du hast Zeit dich zu entscheiden.

Ich wünsch dir einen besinnlichen 2. Advent

Jan
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